Sie sind hier:

Ukraine-Krieg : AfD und Linke: Putin-Versteher in Deutschland

Datum:

Jahrelang warben Politiker von links bis rechts um Verständnis für Putin. Einige AfD- und Linken-Politiker ergreifen sogar noch nach Kriegsbeginn Partei für die russische Führung.

Deutsche Politiker und ihre Nähe zu Russland

Beitragslänge:
16 min
Datum:

Als der ukrainische Präsident Wolodymir Selenskyj am 17. März 2022 seine in den Bundestag übertragene Rede beendete, gab es stehenden Applaus des gesamten Plenums. Nur ein Abgeordneter blieb zunächst sitzen und rührte keine Hand: Robert Farle von der AfD. In der rechten Partei sind Putin-Freunde allgegenwärtig.

AfD-Rückendeckung für Putin

Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine warf Farle den deutschen Medien auf seinem Youtube-Kanal einen "Propagandakrieg" gegen Putin vor. Der AfD-Abgeordnete in Richtung der Medienschaffenden:

Die Medienmacher, die in den letzten zwei Jahren eine Angst-, Panikmache betrieben haben, wollen uns jetzt in einen Konflikt mit Russland aufhetzen.
Robert Farle, AfD

Putin als alleinigen Sündenbock und Kriegstreiber darzustellen, reiche als Erklärung für diesen komplexen Konflikt nicht aus. Farle kritisiert "seit Jahren betriebene Putin-Hetze in den westlichen Staatsmedien".

Auch AfD-Chef Tino Chrupalla nahm Putin nach Kriegsbeginn in Schutz. "Es darf in diesen Tagen aber nicht unser Ziel sein, den einen Schuldigen auszumachen", sagte Chrupalla in der Bundestagsdebatte am 27. Februar 2022. Man dürfe Russlands Beitrag für Deutschland und Europa eben nicht vergessen.

AfD-Politiker als Wahlbeobachter 2018 in Russland

Im März 2018 reisten AfD-Politiker anlässlich der Präsidentenwahl nach Russland, auf Einladung des Kremls. Der AfD-Bundestagsabgeordnete Markus Frohnmaier engagierte sich mit weiteren AfD-Parlamentariern als Wahlbeobachter und twitterte:

"Wir machen uns ein Bild davon, dass alles fair und demokratisch abläuft und sind vor Ort." Diese Aufgabe hatten aber nicht die vom Kreml eingeladenen AfD-Politiker - sondern unabhängige Wahlbeobachter der OSZE, die vor der Wahl massive Grundrechtseinschränkungen, Druck auf Wählerinnen und Wähler und den Ausschluss aussichtsreicher Oppositionskandidaten beklagten.

AfD-Politiker Lindemann: Westen und Ukraine haben eskaliert

Im selben Jahr fungierte AfD-Politiker Gunnar Lindemann, Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses, als Wahlbeobachter im Donbass. Die ostukrainische Region war 2014 von prorussischen Separatisten besetzt worden, die nun manipulierte Wahlen unter Ausschluss von Oppositionspolitikern veranstalteten.

Die Wahl sei "vernünftig und ordnungsgemäß abgelaufen", sagte Lindemann dem ZDF. Zum Krieg in der Ukraine sieht er wie AfD-Chef Chrupalla eine Schuld beider Seiten:

Westen und Ukraine sind schuld, dass sie eskaliert haben. Russland ist schuld, dass es einmarschiert ist.
Gunnar Lindemann, AfD

Die gleichgeschalteten russischen Medien nutzen die Unterstützung durch westliche Politiker für ihre Propaganda: "Der russische Einmarsch in die Ukraine markiert das Ende des Weltmonopols mit den USA als alleinige Hegemonialmacht", zitiert das Onlinemedium "Eurasia Daily" den AfD-Bundestagsabgeordneten Petr Bystron.

Nach 30 Jahren kehre Russland auf die Weltarena der Großmächte zurück, so Bystron in der russischen Presse. Russische Medien bieten AfD-Politikern häufig eine Bühne, die sie als Hinterbänkler im Westen nicht hätten. Zweifel an der Demokratie in Deutschland, wie der AfD-Bundesabgeordnete Eugen Schmidt jüngst in der Komsomolskaja Prawda äußerte, sind in Putins Russland willkommen.

Linken-Politiker: Nato ist mitverantwortlich

Auch bei der Linken wiegelten Politikerinnen wie Sahra Wagenknecht kurz vor Kriegsbeginn ab. Vier Tage vor Kriegsbeginn sagte Wagenknecht noch:

Russland hat faktisch kein Interesse, in die Ukraine einzumarschieren.
Sahra Wagenknecht, die Linke

Ihre Fraktionskollegin Sevim Dagdelen erklärte, die Invasionspläne seien eine Erfindung des US-Geheimdienstes. "Das ist eine Informationspolitik, die uns dahin leiten soll zu glauben, dass der Russe den Krieg will und der Aggressor ist", so Dagdelen auf einer Friedensdemonstration am 18. Februar 2022.

Montage: Wladimir Putin und Wolodymyr Selenskyj vor einem Blick auf das zerstörte Mariupol

Nachrichten | In eigener Sache - Bleiben Sie auf Stand mit dem ZDFheute Update 

Das Aktuellste zum Krieg in der Ukraine und weitere Nachrichten kompakt zusammengefasst als Newsletter - morgens und abends.

Andrej Hunko, Bundestagsabgeordneter der Linken, reiste nach der Besetzung des Donbass durch prorussische Milizen in die Ostukraine und ließ sich mit den Separatistenführern der selbsternannten Volksrepublik Donezk fotografieren. Noch am 12. Februar 2022 stellte Hunko die Ukraine als Aggressor gegen die Separatisten dar:

"Sollte es zu einer Militäroffensive der ukrainischen Truppen auf die nicht anerkannten Volksrepubliken kommen, würde das russische Militär reagieren." Nach dem russischen Einmarsch rechtfertigt sich Hunko. Zwar trage Putin die Verantwortung für den Einmarsch, "aber das Scheitern eines gesamteuropäischen Sicherheitssystems und stattdessen die Nato immer weiter auszudehnen, das ist in der Tat eine Mitverantwortung."

Gysi: Entsetzen über "Emotionslosigkeit hinsichtlich des Angriffskrieges"

Gregor Gysi, der frühere Partei- und Fraktionschef der Linken, wandte sich in einem Brief scharf gegen die Putin-Versteher wie Wagenknecht, Hunko und Dagdelen. Er sei entsetzt über "die völlige Emotionslosigkeit hinsichtlich des Angriffskrieges, der Toten, der Verletzten und dem Leid", schreibt Gysi.

Ihr seid nur daran interessiert, eure alte Ideologie in jeder Hinsicht zu retten.
Gregor Gysi, die Linke

Jetzt wandte Gysi sich an das russische Volk und forderte in einer Videobotschaft auf Russisch, Widerstand gegen Putins Krieg zu leisten: "Ich bitte Sie, ächten Sie diesen Krieg!" Der Krieg in der Ukraine hat die Linke tief gespalten.

"Was in jedem Krieg als erstes stirbt, ist die Wahrheit", so Gregor Gysi, außenpolitischer Sprecher der Linken, zu Putins Rechtfertigungen seines militärischen Angriffs.

Beitragslänge:
5 min
Datum:

Aktuelle Meldungen zu Russlands Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit in unserem Liveblog:

russische schwarzmeerflotte auf der krim
Liveblog

Russland greift die Ukraine an - Aktuelles zum Krieg in der Ukraine 

Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.

Mehr kritische und investigative Recherchen aus der "frontal"-Redaktion finden Sie hier:

frontal

Politik - frontal 

Kritisch, investigativ, unerschrocken - das ZDF-Politmagazin mit Reportagen, Analysen, Hintergründe zu aktuellen Themen aus Politik, Wirtschaft und Gesellsch...

Aktuelle Nachrichten zur Ukraine

Putin auf Landkarte mit Russland, Ukraine, Georgien und Syrien
Story

Nachrichten | Politik - Putins Kriege, Putins Ziele 

Tschetschenien, Georgien, Syrien, Ukraine: Russland hat unter Putin schon in mehreren Ländern gekämpft. Zwischen den Kriegen gibt es Parallelen – hier die Hintergründe verstehen.

Eine Frau steht knapp bekleidet am Straßenrand.

Für Prostitution ausgenutzt - Vom Krieg ins Bordell 

Ukrainerinnen, die vor dem Krieg nach Deutschland flüchten, werden immer häufiger in die Prostitution gedrängt. Das Bundeskriminalamt sieht jedoch wenig Handlungsbedarf.

Videolänge
Zur Merkliste hinzugefügt Merken beendet Bewertet! Bewertung entfernt Zur Merkliste hinzugefügt Merken beendet Embed-Code kopieren HTML-Code zum Einbetten des Videos in der Zwischenablage gespeichert.
Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen des ZDF.

Sie haben sich mit diesem Gerät ausgeloggt.

Sie haben sich von einem anderen Gerät aus ausgeloggt, Sie werden automatisch ausgeloggt.

Ihr Account wurde gelöscht, Sie werden automatisch ausgeloggt.

Um Sendungen mit einer Altersbeschränkung zu jeder Tageszeit anzuschauen, kannst du jetzt eine Altersprüfung durchführen. Dafür benötigst du dein Ausweisdokument.

Zur Altersprüfung

Du bist dabei, den Kinderbereich zu verlassen. Möchtest du das wirklich?

Wenn du den Kinderbereich verlässt, bewegst du dich mit dem Profil deiner Eltern in der ZDFmediathek.

Du wechselst in den Kinderbereich und bewegst dich mit deinem Kinderprofil weiter.

An dieser Stelle würden wir dir gerne die Datenschutzeinstellungen anzeigen. Entweder hast du einen Ad-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiviert, welcher dies verhindert, oder deine Internetverbindung ist derzeit gestört. Falls du die Datenschutzeinstellungen sehen und bearbeiten möchtest, prüfe, ob ein Ad-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiv ist und schalte es aus. So lange werden die standardmäßigen Einstellungen bei der Nutzung der ZDFmediathek verwendet. Dies bedeutet, das die Kategorien "Erforderlich" und "Erforderliche Erfolgsmessung" zugelassen sind. Weitere Details erfährst du in unserer Datenschutzerklärung.

An dieser Stelle würden wir dir gerne die Datenschutzeinstellungen anzeigen. Möglicherweise hast du einen Ad/Script/CSS/Cookiebanner-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiviert, welcher dies verhindert. Falls du die Webseite ohne Einschränkungen nutzen möchtest, prüfe, ob ein Plugin oder ähnliches in deinem Browser aktiv ist und schalte es aus.