Facebook und Twitter sind in Russland nicht mehr abrufbar, die G7-Staaten kündigen weitere Sanktionen an, der UN-Sicherheitsrat trifft sich. Das war Tag neun nach dem Einmarsch.
-
- So verlief Tag zehn nach dem Einmarsch
Russland erklärt die Feuerpause in Mariupol offiziell für beendet, Israels Regierungschef reist nach Kreml-Besuch weiter nach Berlin - das ist am Samstag im Ukraine-Krieg passiert.
Im Folgenden fassen wir für Sie die wichtigsten Entwicklungen zusammen - permanent aktualisiert. Weitere Updates zur Lage und Reaktionen finden Sie auch in unserem Liveblog zum Angriff auf die Ukraine.
Was im Krieg in der Ukraine an Tag neun passiert ist
- Russland hat nach den Worten von Kremlsprecher Dmitri Peskow mit seinem Angriff auf den Nachbarn nicht die Absicht, die Ukraine zu zerteilen. Vielmehr strebe Moskau Garantien für die eigene Sicherheit an, zitierte die Agentur Tass aus einem Interview Peskows mit dem Sender "Sky News Arabia".
- Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat mit Enttäuschung auf die Absage der Nato reagiert, eine Flugverbotszone über der Ukraine durchzusetzen. Damit habe die Allianz grünes Licht für eine weitere Bombardierung ukrainischer Städte und Dörfer gegeben, sagte Selenskyj in einer Videoansprache.
- Der russische Präsident Wladimir Putin hat mehrere Gesetze zur weiteren Einschränkung der freien Meinungsäußerung in dem Land unterzeichnet. Mit bis zu 15 Jahren Haft bestraft werden kann nach einem am Freitag im Parlament verabschiedeten Gesetz, wer "Falschinformation" über die aktuell im Krieg in der Ukraine kämpfenden russischen Streitkräfte verbreitet.
- Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen wird sich am Montag erneut mit der humanitären Situation in der Ukraine beschäftigen. Das Treffen soll sich mit der Hilfe für notleidende Menschen beschäftigen.
- Die Medienaufsicht in Moskau hat die sozialen Netzwerke Facebook und Twitter in Russland blockiert. Die US-Konzerne waren zuvor schon mehrfach zu Geldstrafen verurteilt worden, weil sie nach Aufforderung der Behörden in Moskau kremlkritische Informationen nicht gelöscht hatten.
- Russland hat angeblichen ukrainischen Saboteuren die Schuld an Feuer nach Kämpfen um das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja gegeben. Nach Darstellung des russischen UN-Botschafters Wassili Nebensja sei eine russische Einheit von einer "ukrainischen Sabotagegruppe" von einem Trainingskomplex auf dem Gelände des Atomkraftwerkes aus angegriffen worden. Die russischen Soldaten hätten die Schüsse erwidert. "Als die ukrainische Sabotagegruppe die Ausbildungsstätte verließ, steckte sie sie in Brand", sagte Nebensja. Nach ukrainischer Darstellung waren russische Truppen für den Brand verantwortlich.
- Die G7-Staaten haben ein sofortiges Ende des russischen Angriffs auf die Ukraine gefordert und mit weiteren harten Sanktionen gedroht. Die Außenminister der Staatengruppe erklärten, Russlands Einmarsch in das Nachbarland sei ein" eklatanter Verstoß gegen die Grundsätze des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit sowie gegen das Völkerrecht".
- Putin hat in seinem Telefonat mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bekräftigt, ein Ukraine-Friedensdialog sei nur dann möglich, wenn "alle russischen Forderungen" erfüllt würden. Zudem bestritt Putin, dass die russischen Streitkräfte ukrainische Städte bombardieren würden. Nach Angaben von Regierungssprecher Steffen Hebestreit forderte Scholz Putin zu einer sofortigen Waffenruhe auf und sagte:
- Kiew und Moskau haben sich gegenseitig die Behinderung von Fluchtkorridoren für Zivilisten vorgeworfen. "Die Ukraine hat alle notwendigen Anfragen an internationale Organisationen zur Schaffung spezieller Korridore (...) abgeschickt", sagte die ukrainische Vizeregierungschefin Olha Stefanischtschyna. "Leider gab es dazu keine Zustimmung der russischen Seite." Aus dem russischen Außenministerium hieß es hingegen, man habe sich bezüglich der Korridore mit den Vereinten Nationen in Verbindung gesetzt.
- Dritte Verhandlungsrunde zwischen Russland und Ukraine für das Wochenende geplant: "Die dritte Runde kann morgen oder übermorgen stattfinden, wir sind in ständigem Kontakt", teilte der ukrainische Unterhändler Mychailo Podoljak mit. Auch Putin sagte in einem Telefonat mit Scholz nach Angaben aus Berlin, dass Russland und die Ukraine eine dritte Runde von Gesprächen für dieses Wochenende planen.
- Bleiben Sie auf Stand mit dem ZDFheute Update
Das Aktuellste zum Krieg in der Ukraine und weitere Nachrichten kompakt zusammengefasst als Newsletter - morgens und abends.
So ist die Lage in den ukrainischen Städten
- Nach dem Vorrücken russischer Truppen zu Europas größtem Atomkraftwerk in der Nähe der Großstadt Saporischschja brach ein Feuer in einem Gebäude der Anlage aus. Laut ukrainischem Zivilschutz konnten Feuerwehrleute am frühen Morgen den Brand jedoch löschen. Niemand sei verletzt worden, eine erhöhte Strahlung wurde nicht festgestellt.
- Der mehr als 60 Kilometer lange russische Militärkonvoi kommt auf dem Weg in die ukrainische Hauptstadt Kiew weiterhin kaum voran. Beschädigte und zerstörte Fahrzeuge behinderten die Weiterfahrt für die anderen, hieß es am Freitag aus westlichen Regierungskreisen. Am Nachmittag waren in Kiew alle zehn Minuten Einschläge zu hören, allerdings in größerer Entfernung als in den vergangenen Tagen. Nordwestlich der Stadt kam es zu Kämpfen mit Luftangriffen und Artilleriebeschuss, wie Präsidentenberater Oleksij Arestowitsch sagte.
- Auch in der zweitgrößten ukrainischen Stadt Charkiw dauern die Gefechte an. Ukrainischen Behörden zufolge wurden wahllos Wohngebiete bombardiert.
- Nach ukrainischen Angaben hätten die Verteidiger Versuche russischer Truppen zurückgeschlagen, die Stadt Mariupol am Asowschen Meer einzukreisen. Teile der Stadt würden belagert. Durch die Kämpfe sind den Behörden zufolge Stromversorgung, Heizung und Wasserversorgung ausgefallen, ebenso wie die meisten Telefonnetze. Nahrungsmittellieferungen wurden unterbrochen.
- Russische Truppen sind nach Angaben der ukrainischen Regionalbehörden aus der Stadt Mykolajiw im Süden des Landes vertrieben worden. In den Außenbezirken werde aber weiter gekämpft, sagt Gouverneur Vitalii Kim. Er hatte am Vormittag mitgeteilt, dass russische Soldaten in die Stadt am Schwarzen Meer vorgedrungen sein. Später erklärte er, die Vorstöße der russischen Armee seien zurückgeworfen worden.
Wie die Welt reagiert
- Trotz des Feuers an Europas größtem Kernkraftwerk in der Ukraine hat nach Einschätzung einer Spitzen-Beamtin der US-Regierung nicht die Gefahr einer nuklearen Katastrophe bestanden. "In dieser besonderen Situation bestand nie die Gefahr einer nuklearen Katastrophe. Aber es ist klar, dass die Dinge schnell aus dem Ruder laufen können", sagte die Leiterin der Nationalen Verwaltung für Nukleare Sicherheit der USA, Jill Hruby, dem Sender CNN.
- Nach dem Beschuss des ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja will Frankreichs Präsident Emmanuel Macron "in den nächsten Stunden" konkrete Maßnahmen vorschlagen, um die Sicherheit der fünf ukrainischen Atomanlagen zu gewährleisten. Macron sei "äußerst besorgt" über die Risiken, die sich aus Russlands Invasion der Ukraine für die nukleare Sicherheit ergäben, erklärte der Elysée-Palast.
- Der britische Premier Boris Johnson warnt vor einer Eskalation des Kriegs. "Putin wird jetzt noch härter zuschlagen, weil er keinen Weg aus der Sackgasse sieht als die Zerstörung, das In-Schutt-und-Asche-Legen von unschuldigen europäischen Städten", sagte Johnson im Interview der "Welt am Sonntag". Johnson schloss zudem eine von der Ukraine ins Spiel gebrachte Flugverbotszone aus.
- Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell sieht die Konfrontation mit Russland nicht als ein Wiederaufflammen des Kalten Krieges. Nach einem Sondertreffen von Außenministern sagte er:
- Die Welt ist nach Einschätzung der US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Linda Thomas-Greenfield, in der Nacht nur knapp einer Atomkatastrophe entgangen, als bei der Einnahme des ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja ein Feuer ausbrach. Ein solcher Angriff, der eine neue Form der Eskalation bei der russischen Invasion der Ukraine darstelle, dürfe sich nicht wiederholen.
- Die Kooperation zwischen Europa und den USA hat nach Überzeugung von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen maßgeblich die Wirksamkeit der Sanktionen gegen Russland ermöglicht. "Die Zusammenarbeit zwischen der EU und den USA ist der Kern dieser wirksamen Reaktion", sagte sie bei einem gemeinsamen Statement mit US-Außenminister Antony Blinken. Sie betonte, Russland sei auf der Weltbühne zunehmend isoliert.
- CNN beendet die Ausstrahlung in Russland. Das teilt der amerikanische Fernsehsender mit. Man werde die Situation weiter prüfen. Auch die britische BBC stoppt nach dem Erlass eines neuen Mediengesetzes in Russland jegliche Form von Berichterstattung auf dem Gebiet der Russischen Föderation. Das gab die Sendeanstalt via Twitter bekannt.
- Die Schweiz verschärft ihre Sanktionen gegen Russland. Die Ausfuhr von bestimmten Gütern und Dienstleistungen im russischen Ölsektor ist nicht mehr erlaubt. Auch die Ausfuhr von bestimmten Gütern und Technologien, die für die Verwendung in der Luft- oder Raumfahrtindustrie verwendet werden können, wird untersagt.
- Nach Angaben der Nato setzt Russland im Krieg gegen die Ukraine auch Streumunition ein. "Wir haben den Einsatz von Streubomben gesehen", sagte Generalsekretär Jens Stoltenberg. Zudem gebe es auch Berichte über den Einsatz anderer Waffenarten, die gegen das Völkerrecht verstoßen würden. Details nannte Stoltenberg nicht. Zuvor erklärte Stoltenberge, dass die Nato nicht direkt in den Krieg in der Ukraine eingreifen wird. Eine Ausweitung des Krieges hätte "verheerende Folgen". Zuvor hatte die Nato sich gegen eine Flugverbotszone über der Ukraine ausgesprochen. Trotzdem beginnen die Nato-Staaten mit einer weitreichenden Aufrüstung im östlichen Bündnisgebiet. Details dazu seien bei einem Treffen der Verteidigungsminister am 16. März zu erwarten.
- Bundesfamilienministerin Anne Spiegel (Grüne) hat den Menschen, die wegen des russischen Angriffskriegs aus der Ukraine fliehen, ihre Unterstützung zugesagt. Das Ministerium unterstütze etwa mit Hilfstelefonen für Schwangere oder Frauen mit Gewalterfahrungen. Ein Patenprogramm solle im Alltag helfen, zum Beispiel bei Behördengängen. Seit Beginn der russischen Invasion sind nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR schon mehr als 1,25 Millionen Menschen geflohen. Das Bundesinnenministerium zählte zuletzt mehr als 18.000 in Deutschland.
Was zuvor im Krieg in der Ukraine passiert ist
Vor mehr als einer Woche begann der Krieg Russlands in der Ukraine - was gestern geschah finden Sie hier zusammengefasst:
- So verlief Tag acht nach dem Einmarsch
Der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) nimmt Ermittlungen zu möglichen Kriegsverbrechen in der Ukraine, Mariupol Berichten zufolge ohne Strom. Die aktuellen Entwicklungen.
Wie konnte es zu diesem Konflikt überhaupt kommen? Ein Blick zurück in die Historie:
- Chronik: Wie konnte die Lage so eskalieren?
Nato-Osterweiterung, Maidan-Proteste, Krim-Annexion: Entdecken Sie im Zeitstrahl die Hintergründe des Russland-Ukraine-Konflikts.