Zerstörte Krankenhäuser, bombardierte Wohngebiete, der Einsatz von geächteten Waffen. Es gibt deutliche Belege für Kriegsverbrechen der russischen Streitkräfte in der Ukraine.
Der Krieg in der Ukraine fordert immer mehr Menschenleben. Nach Angaben der Sprecherin der Hohen Kommissarin für Menschenrechte der Vereinten Nationen sind bereits 691 Zivilisten getötet und 1.143 weitere verletzt worden. Die tatsächlichen Todeszahlen dürften jedoch deutlich höher liegen, sagt auch die UN.
An jedem Tag des Krieges kommen zahlreiche weitere Opfer hinzu. Gezielte Angriffe auf Zivilisten stellen nach dem Genfer Abkommen ein Kriegsverbrechen dar. Menschenrechtsorganisationen haben Beweise dafür gesammelt, dass die russische Armee in der Ukraine solche und weitere Kriegsverbrechen begeht.
Angriffe auf Geburtskliniken und Gesundheitseinrichtungen
Mariupol, 9. März 2022: Ein russischer Luftangriff zerstört eine Geburtsklinik in der Stadt im Südwesten der Ukraine. Es gibt fünf Tote und zahlreiche Verletzte. Die Bilder von einer verletzten Frau, kurz vor der Entbindung, gehen um die Welt.
[In diesem Video werden Belege für Gräueltaten gegen Zivilisten gezeigt und wie man die Aufnahmen aus der Ukraine verifiziert:]
Hinweis: Dieser Beitrag enthält Szenen, wie Menschen erschossen werden. Es werden unter anderem Folter und Gewalt thematisiert. Diese Inhalte können verstörend sein.
Mindestens 26 Gesundheitseinrichtungen wurden seit Beginn des Krieges nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in der Ukraine angegriffen. In fünf Fällen wurden zudem Krankenwagen beschädigt oder zerstört. Zwölf Menschen seien demnach bei diesen Angriffen umgekommen, 34 wurden verletzt.
38 Staaten haben den Internationalen Gerichtshof in Den Haag angerufen, damit er Ermittlungen zu russischen Kriegsverbrechen aufnimmt. Auch die Bundesanwaltschaft ermittelt und hat konkrete Anhaltspunkte für Kriegsverbrechen gegen Zivilisten. Bei den Ermittlungen sind die Juristen auf Berichte von Menschenrechtsorganisationen angewiesen, wie etwa Amnesty International.
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Wohngebiete im Visier
Tschernihiw, 3. März 2022: 140 Kilometer nordöstlich von Kiew. Bombenangriff auf ein Wohngebiet. Amnesty International hat den Angriff akribisch untersucht, zählt 47 zivile Todesopfer allein bei diesem russischen Angriff. Die Organisation geht davon aus, dass die meisten Opfer gerade in einer Warteschlange an einer Essenausgabe anstanden, als dieser Angriff begann. Amnesty spricht von einem Kriegsverbrechen.
In der Ukraine wurde auch in der Nacht zu Dienstag vielerorts gegämpft. Die russische Armee meldet das Gebiet Cherson eingenommen zu haben. Mehrere Regierungschefs reisen heute nach Kiew, um ihre Solidarität zu zeigen.
Auch Human Rights Watch hat Kriegsverbrechen in der Ukraine dokumentiert, aufgearbeitet und verifiziert. Darunter den Einsatz von Streumunition, die auch ein Krankenhaus in der ostukrainischen Stadt Wuhledar, 60 Kilometer westlich von Donezk, traf.
Heimtückische Waffen im Einsatz
Bomben mit Streumunition sind besonders heimtückische Waffen, die lange gefährlich bleiben. In der Luft öffnen sich die Geschosse und verteilen viele kleine Munitionsteile über ein großes Gebiet. Oft explodieren diese Teile beim ersten Aufprall nicht und bleiben liegen. Bei der Berührung wirken sie dann so zerstörerisch wie Landminen.
Das Recherchenetzwerk Bellingcat konnte dutzende Fälle dieser russischen Kriegsverbrechen nachweisen. Weil der Krieg für die russische Armee schleppend vorangeht, habe sich Russland neu organisiert, sagt der Gründer des Recherchenetzwerks:
Russland führt in der Ukraine einen grausamen Krieg gegen die Zivilbevölkerung. Mit jedem Tag des Krieges werden die Verbrechen mehr. So wird dieser Krieg zugleich zu einem Kampf um die Wahrheit über die Kriegsverbrechen der russischen Armee.
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Liveblog- Aktuelles zum Krieg in der Ukraine
Russlands Angriff auf die Ukraine dauert an. Es gibt Sanktionen gegen Moskau, Waffen für Kiew. Aktuelle News und Hintergründe zum Krieg im Blog.