Auftritt in Moskau: Putin angeblich zu Verhandlungen bereit

    Auftritt in Moskau:Putin: USA sollen Kiew zu Gesprächen drängen

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    Bei einem Auftritt in Moskau sprach Wladimir Putin über den Krieg in der Ukraine. Die Ukraine käme nicht am Verhandlungstisch vorbei, die USA müssten dazu drängen, so Putin.

    Wladimir Putin am 27.10.2022 in Moskau
    Fast vier Stunden dauerte der Auftritt von Wladimir Putin bei einer Diskussionsveranstaltung in Moskau.
    Quelle: epa

    Der russische Präsident Wladimir Putin hat nach mehr als acht Monaten Krieg gegen die Ukraine seine Bereitschaft zu Verhandlungen bekräftigt. Allerdings habe sich die Regierung in der Ukraine unter dem Einfluss der USA gegen solche Gespräche entschieden, sagte Putin am Donnerstag bei einem fast vierstündigen Auftritt bei einer Diskussionsveranstaltung in Moskau.
    Früher oder später werde der Westen mit Russland aber über eine gemeinsame Zukunft sprechen müssen. Russland sei bereit zum Dialog mit der Ukraine zur Beendigung des Konflikts, Kiew wolle aber nicht an den Verhandlungstisch. Dabei könnte das Problem einfach gelöst werden, sagte Putin: Die USA müssten die Ukraine zu Friedensgesprächen drängen.

    Wir stehen an einer historischen Schwelle: Vor uns liegt das wahrscheinlich gefährlichste, unberechenbarste und zugleich wichtigste Jahrzehnt seit Ende des Zweiten Weltkriegs.

    Wladimir Putin, russischer Präsident

    USA: Putin sagt nichts Neues

    Ein Sprecher der US-Regierung erklärte, die Ausführungen Putins erhielten wenig Neues und deuteten nicht darauf hin, dass das Land seine strategischen Ziele verändert habe.
    Russland hatte Anfang Februar einen Angriffskrieg in der Ukraine gestartet, nach Angaben des Kremls, um das Land zu "entnazifizieren" und Gebiete in der Ostukraine zu "befreien". Direkte Verhandlungsrunden in Istanbul im Frühling 2022 rissen ab, nachdem im ukrainischen Butscha schwere Kriegsverbrechen entdeckt wurden. Auch in anderen Teilen der Ukraine wurden im Laufe des Krieges Kriegsverbrechen der russischen Armee aufgedeckt, Putins Armee geht zudem vermehrt gegen zivile Infrastruktur vor.
    Menschen auf den Straße von Mariupol.
    Russlands Raketen gegen Zivilisten25.10.2022 | 9:25 min
    Putin sei nicht an einer Verhandlungslösung interessiert, sagt Margarete Klein, Expertin für russische Militärpolitik, im Oktober bei "maybrit illner". "Putin will nur über die Kapitulation der Ukraine verhandeln." Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte zudem ein Dekret unterzeichnet, wonach Kiew nur zu Gesprächen mit Russland, nicht aber mit Staatschef Putin bereit sei.

    Putin: Krieg als Kampf gegen "aggressiven Westen"

    Zu den Gründen des Angriffskrieges gegen die Ukraine sagte Putin einmal mehr, dass das Streben der Ukraine in die Nato mit russischen Sicherheitsinteressen nicht vereinbar sei. Auch habe die Ukraine damals einen mit Deutschland und Frankreich vereinbarten Friedensplan für den Donbass aufgekündigt.
    Putin machte deutlich, dass er seinen Krieg in dem Nachbarland auch als Kampf gegen einen "aggressiven Westen" sehe, der versuche, seine Regeln und liberalen Werte anderen aufzudrücken. Die "tektonischen Veränderungen" in der Ukraine zeigten, dass die von den USA angestrebte Vormachtstellung in einer monopolaren Welt der Vergangenheit angehöre.

    Putin wünscht sich angeblich multipolare Welt

    Die "historische Periode" einer Dominanz des Westens neige sich dem Ende zu, meinte der 70-Jährige. In der Diskussion warf Putin den westlichen Regierungen auch "systematische Fehler" vor, die zu Energie- und wirtschaftlichen Krisen führten. Mit einem "Diktat" eines "neokolonialen Westens" werde sich Russland nicht abfinden. Es entstünden etwa in Asien und Südamerika andere Machtzentren und eine multipolare Welt, sagte Putin.

    Der Westen ist nicht in der Lage, allein die Menschheit zu führen, so sehr er das verzweifelt versucht.

    Wladimir Putin, russischer Präsident

    Der Kremlchef betonte, dass Russland ein Interesse an guten Beziehungen zu allen Ländern habe. "Russland ist kein Feind."
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    Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.
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    Quelle: dpa, Reuters, ZDF

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