Bundesregierung stellt erste Queer-Strategie vor

    "Schutz sexueller Vielfalt":Bundesregierung stellt Queer-Strategie vor

    von D. Rzepka, J. Wengert
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    Schwule sollen Blut spenden dürfen, Gewalt gegen trans Menschen soll bekämpft und das Grundgesetz geändert werden: Die Bundesregierung stellt erstmals eine Queer-Strategie vor.

    Er wollte feiern auf dem Christopher Street Day. Er ging dazwischen, als zwei lesbische Frauen bedroht wurden. Er bezahlte seine Zivilcourage mit dem Leben. Knapp drei Monate ist es her, dass der 25-jährige trans Mann Malte bei einer Attacke in Münster getötet wurde. Der Fall machte deutschlandweit Schlagzeilen - und erschütterte die queere Community.
    Der Tod von Malte habe gezeigt, dass Gleichberechtigung nach wie vor nicht erreicht ist, sagt Max Appenroth. Der 36-jährige Kölner ist eine trans Person und der amtierende "Mr Gay Germany".

    Wir vergessen manchmal, dass es Gewalt gegen queere Menschen auch in Deutschland gibt.

    Max Appenroth, Mr Gay Germany

    Auch die gewaltvollen Hasskommentare, die er in den sozialen Netzwerken bekommt, seien ein Problem. Vor allem unter den Bildern, die ihn gemeinsam mit seinem Mann oder zum Beispiel mit lackierten Fingernägeln zeigen.

    Ampel will Grundgesetz ändern

    Um Gewalt und Hass gegen queere Menschen zu bekämpfen, hat das Kabinett am Freitag einen Aktionsplan "Queer leben" beschlossen. Die ressortübergreifende Strategie solle die Akzeptanz und den Schutz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt fördern, sagt der Queerbeauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann:

    Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans und intergeschlechtliche sowie alle queeren Menschen müssen gleichberechtigt, frei, sicher und selbstbestimmt an der Gesellschaft teilhaben können.

    Sven Lehmann, Grüne

    Die Bundesregierung werde in allen Ministerien für mehr Teilhabe und die rechtliche Anerkennung queeren Lebens arbeiten, so Lehmann. Unter anderem soll das Grundgesetz geändert werden. In Artikel 3 soll es künftig heißen, dass niemand wegen seiner sexuellen Identität diskriminiert werden dürfe.
    Außerdem solle das Transsexuellen-Gesetz aufgehoben werden. Queere Geflüchtete sollen vor Gewalt geschützt werden. Und Männer, die Sex mit Männern haben, sollen künftig Blut spenden dürfen - zuletzt hatte die Ampel dieses Vorhaben verschleppt.

    Linke: Zu viele Details sind unklar

    Kritik am Aktionsplan kommt von der Linken. Soziale Fragen würden weitgehend ausgeblendet, sagt Kathrin Vogler, queerpolitische Sprecherin der Fraktion.

    Junge queere Menschen sind besonders von Wohnungsnot betroffen, lesbische Frauen von Altersarmut.

    Kathrin Vogler, queerpolitische Sprecherin der Linksfraktion

    Hier aber bliebe der Plan vage. Außerdem sei unklar, mit welchen personellen und finanziellen Ressourcen der Aktionsplan umgesetzt werden soll. "Das wird aber entscheidend dafür sein, ob der Aktionsplan tatsächlich ein wirksames Instrument wird oder ein bloßes Lippenbekenntnis bleibt", so Vogler. Einer angestrebten Änderung des Grundgesetzes Artikel 3 würde die Linke aber zustimmen.

    Was gilt bei der Blutspende?