Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow ist in Sachen Social Media ziemlich präsent. Nicht immer zur Freude seiner Mitstreiter. Jetzt hat er bei Clubhouse für Irritation gesorgt.
Bodo Ramelow und Social Media: eine intensive Beziehung. Egal ob Facebook oder Telegram, der Thüringer Ministerpräsident ist dabei.
Auch bei Clubhouse schnell dabei
Auf Twitter hat Bodo Ramelow fast 72.000 Follower. Er selbst beschreibt sich da nicht als Ministerpräsident, sondern als "Mensch" - und liefert sich oft bis spät in die Nacht teils heftige Diskussionen, zum Beispiel mit Journalisten. Sogar sein Hund hat einen eigenen Account: @attilaDerHundi.
Es ist also nicht überraschend, dass Ramelow auch bei Clubhouse, der neuen App für Online-Diskussionen schnell dabei war. Ohne Bild, nur zum Talk, treffen sich dort Menschen, um offen über alles Mögliche - von Politik bis Alpaka-Zucht - zu sprechen.
Zocken auf dem Handy kommt nicht gut an
Auf der Plattform, zu der man eingeladen werden muss und die man derzeit nur mit iPhone nutzen kann, tummeln sich etliche Politiker und Journalisten. So waren zu später Stunde mehrere Hundert Nutzer zugeschaltet, als sich Ramelow in eine Diskussion einklinkte. Er plauderte über lange Konferenzen zwischen Kanzlerin und Ministerpräsidenten und wie er sich zwischendurch beim Handy-Zocken entspanne.
Doch das sorgt nun für Diskussion. Viele Thüringer hätten wenig Verständnis dafür, dass ihr Ministerpräsident sich die Zeit mit Candy Crush vertreibt, während es um Gesundheit und Existenzen geht, sagte Mario Voigt, Fraktionsvorsitzender der CDU im Thüringer Landtag dem ZDF.
Und besonders in der Ministerpräsidentenkonferenz, die die wichtigen Entscheidungen momentan in Deutschland trifft", so Voigt weiter.
Zu salopp - die falsche Botschaft?
Auch in der eigenen Koalition ist man verstimmt über Ramelows saloppe Aussagen im Netz. Georg Maier ist der SPD-Vorsitzende und Innenminister in Thüringen. Er meint, dass Ramelow mit seinem Auftritt die falsche Botschaft sende - und dass der Ministerpräsident schon häufiger Kommunikationsfehler begangen habe.
Gegenüber dem ZDF sagte er: "Wir werden es zum Thema machen. Wir haben schon mehrfach appelliert, auch an den Ministerpräsidenten, dass er in der Kommunikation vielleicht einen kleinen Schritt das Tempo rausnimmt, mit uns im Kabinett das abstimmt."
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Ramelow immer wieder mit Alleingängen
Seit Wochen prescht Ramelow in der Corona-Politik immer wieder vor - und SPD und Grüne erfahren dann aus den Medien von Ideen wie beispielsweise einem auf 15 Kilometer beschränkten Bewegungsradius. Die Stimmung in der Koalition angespannt, "die Alleingänge des Ministerpräsidenten nerven", so Insider.
Die neue Diskussion und die heftigen Reaktionen im Netz lassen hinter den Kulissen viele mit den Augen rollen. Da hilft auch nicht viel, dass Ramelow sich inzwischen für die Bezeichnung "Merkelchen" auf Twitter entschuldigt hat.
Nach Angaben seines Sprechers habe er dazu inzwischen auch direkt Kontakt zur Bundeskanzlerin aufgenommen. Es sei nicht Ramelows Absicht gewesen, "Frau Merkel klein zu machen", sagte sein Sprecher. "Der Begriff war unpassend. Er bedauert das zutiefst."
Störgeräusche mitten in der Pandemie
Dass Ramelow mit den Äußerungen polarisiert, kommt zu einer Zeit, in der Thüringen die zweithöchste Inzidenz aller Bundesländer aufweist. Und der Vorgang hat besondere Relevanz, weil Ramelow Chef einer Minderheitsregierung ist, die auf Unterstützung der Opposition angewiesen ist.
Derzeit verhandeln Vertreter von Rot-Rot-Grün mit der CDU über die Weiterführung ihres Stabiliätspaktes, ehe im September in Thüringen wieder gewählt werden soll. Er habe jetzt "eine Lernkurve im Hinterkopf", sagt der Linke. Ob der "Mensch" Ramelow demnächst anders twittert oder im Netz diskutiert, wird sich zeigen.