Ex-Nato-General Ramms meint, Deutschland sei zu zurückhaltend bei der Lieferung schwerer Waffen. "Wir können mehr tun und wir sollten dieses auch tun", sagte er im ZDF-Interview.
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Der russische Großangriff im Osten der Ukraine hat begonnen. Erneut werden Forderungen nach Lieferungen von schweren Waffen laut. Bundeskanzler Olaf Scholz sagte der Ukraine nun zu, Rüstungslieferungen der deutschen Industrie zu finanzieren. Zu Forderungen, direkt schwere Waffen zu liefern, blieb er zurückhaltend.
Für Ex-Nato-General Egon Ramms sind diese Versprechen zu wenig. Er ist der Auffassung, Deutschland könne mehr für die Ukraine tun - und sollte etwa auch Panzer liefern.
So äußert sich der ehemalige Nato-General Egon Ramms im Interview mit ZDFheute live zur Frage...
... wie wichtig es nun ist, dass die Ukraine schwere Waffen bekommt, die sie sofort einsetzen kann?
Das momentan umkämpfte Gebiet im Osten der Ukraine sei zwar nicht für schwere Waffen wie Panzer geeignet, so Ramms. Das läge vor allem daran, dass der Boden dort sehr feucht und schlammig sei. Russische Angriffe mit Panzern würde es deshalb in diesen Gebieten nicht geben.
Nichtsdestotrotz ist Ramms der Ansicht, dass die Ausrüstung der ukrainischen Armee mit Artilleriewaffen hilfreich ist und auch in der Vergangenheit hilfreich gewesen wäre. "Die entsprechenden Entscheidung hätte vor vier oder fünf Wochen fallen müssen, mit Blick auf den Kampf um Mariupol", so der Ex-General. Deutschland habe die ukrainischen Soldaten in Mariupol dadurch alleine gelassen.
Man könne mit Panzern nicht nur Angriffsgefechte führen, sondern sich auch verteidigen. Und diese schweren Waffen fehlten den Ukrainern gerade in Hinblick auf das Kräfteverhältnis der russischen Streitkräfte.
... ob die Gegner der Panzerlieferungen recht haben?
Der studierte Maschinenbauer mit Schwerpunkt Panzerbau kennt die verschiedenen Argumente, die gegen Panzerlieferungen und betont: Man könne einen Panzer nicht "ohne Ersatzteile, ohne Munition und ohne die entsprechenden logistische Abstützung" liefern, so Ramms. Dafür müsse gesorgt werden.
Ramms kritisiert allerdings, dass diese zurecht geäußerten Bedenken dazu führen würden, dass überhaupt nicht gehandelt werde. Die Amerikaner hätten in den letzten Tagen schwere Waffen mit einer entsprechenden Anzahl an Munition an die Ukraine geliefert. Und wenn die Amerikaner dazu und zur kurzfristigen Ausbildung der ukrainischen Soldaten an diesen Geräten in der Lage seien, dann müsste Deutschland eben "kreativ an das Thema herangehen", sagte Ramms.
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Man wolle doch mal sehen, ob Deutschland nicht mit Hilfe der Industrie eine ähnliche Unterstützung mit einem ähnlichen Wert in der Ukraine leisten könnte. Ramms habe jedoch den Eindruck, dass Deutschland im Augenblick abblocken würde und durch die finanzielle Unterstützung bei Waffenkäufen nun versuche, "das Problem durch die Ukraine lösen zu lassen".
... wie er Olaf Scholz in der Debatte um die Lieferung schwerer Waffen beurteilt?
Ramms widerspricht der Aussage von Olaf Scholz, Deutschland würde in gleicher Weise wie andere Länder Waffen liefern.
Der ehemalige General sei überrascht über die Uneinigkeit innerhalb der Regierungs-Koalition. Während FPD und Grüne mit sehr lauter Stimme nach Waffenlieferungen verlangen würden, würde von der SPD wenig kommen.
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