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Verhandlungsbeginn in Frankfurt : Terrorverdächtiger Marvin E.: Was wir wissen

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Marvin E. soll eine Terrorgruppe in Hessen geplant und dafür rund 15 Sprengkörper gebaut haben. Er stand auf einer CDU-Liste für eine Kommunalwahl - und nun vor Gericht.

Als der Vorsitzende der CDU in Spangenberg Marvin E. anspricht, habe dieser gerade bei der Reinigung der Mikwe geholfen, einem traditionellen jüdischen Tauchbad, sagt der CDU-Mann. Und: "Es ist schwer, junge, engagierte Menschen im Lokalen zu finden", so Jörg Lange zu ZDFheute.

Lange fragte Marvin E. deshalb, ob er sich nicht vorstellen könne, bei der örtlichen CDU aktiv zu werden. Und Marvin E. konnte sich das vorstellen: Anfang 2021 trat er, der wenig später wegen Terrorverdachts festgenommen werden sollte, als parteiloser Kandidat auf der CDU-Liste im 6.000-Einwohner-Städtchen Spangenberg in Nordhessen an.

Sprengkörper, explosives Gemisch und eine Art Manifest gefunden

Im September dann durchsuchte die Polizei das Haus von Marvin E. Dabei wurden etwa 15 selbst gebaute, größere Sprengkörper - sogenannte "unkonventionelle Sprengvorrichtungen" - gefunden, wie das im Fach-Sprech heißt. Dazu können etwa Rohrbomben zählen.

Auch ein "Gemisch" hat Marvin E. hergestellt - laut Generalbundesanwaltschaft hätte das eine explosive Wirkung haben können:

Das von ihm produzierte Gemisch entfaltete dabei eine Sprengkraft, die einen mit militärischem Sprengstoff in etwa vergleichbaren Wirkungsgrad erzielte.
Generalbundesanwaltschaft

Zudem wurde eine Art rassistisches Manifest bei ihm entdeckt, in dem zum "totalen Rassenkrieg" aufgerufen wird. Allerdings sei es keine seitenlange Ausführung, wie ZDFheute aus Sicherheitskreisen erfuhr, sondern eher eine grobe Skizze seiner Pläne, auf wenigen Seiten notiert.

Was Marvin E. vorgeworfen wird

Marvin E. sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Der Generalbundesanwalt hat die Ermittlungen übernommen, wie bei solchen Verfahren üblich. Marvin E. soll

  • versucht haben, eine terroristische Vereinigung zu gründen,
  • er soll eine schwere staatsgefährdende Gewalttat vorbereitet und
  • gegen das Waffen- und Sprengstoffgesetz verstoßen haben.

Am Dienstag beginnt die Hauptverhandlung vor dem OLG Frankfurt.

In elf Jahren begingen die Rechtsterroristen der NSU zehn Morde und etliche Anschläge. Am 4. November endete die Mordserie durch den Selbstmord zweier Mitglieder. Bis heute bleiben viele Fragen ungeklärt.

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Was ist über die Ideologie von Marvin E. bekannt?

Marvin E. könnte Teil einer international vernetzten Szene von Rechtsterroristen sein. Die Neonazi-Gruppe, der er sich zuordnet, nennt sich "Atomwaffen Division". Sie stammt aus den USA, ist durch das Internet aber weltweit vernetzt. Ihr Ziel: Durch Terror sollen "Rassen- und Bürgerkriege" angezettelt werden, um die Vorherrschaft einer "weißen Rasse" zu sichern.

Marvin E. soll sehr konkrete Pläne gehabt haben: Im Sommer 2021 habe er beschlossen, innerhalb von drei Jahren einen Bürgerkrieg zu entfachen. Eine Splittergruppe "Atomwaffen Division Hessen" sollte dafür Anschläge mit Sprengsätzen und Waffen begehen. Laut OLG Frankfurt habe er auch eine "Plakataktion in einer hessischen Stadt geplant", um Mitglieder zu rekrutieren.

Rechtsextremismusexperten wie Miro Dittrich sprechen bei der Atomwaffen Division von militantem Akzerelationsimus (Englisch "accelerate" - beschleunigen):

Durch Anschläge und Terror soll der herbei gewünschte Untergang der westlichen Welt beschleunigt werden. Demokratien sollen durch faschistische Systeme ersetzt werden.
Miro Dittrich, Center für Monitoring, Analyse und Strategie

Auch in Deutschland hat sich ein Ableger der Atomwaffen Division gegründet. Neben einem Video wurden Flyer gefunden, ZDFheute hatte in einem Daten-Leak deutsche Mitglieder ausgemacht. In den USA sollen Atomwaffen-Mitglieder für fünf Morde verantwortlich sein.

Über Waffen aus dem 3D-Drucker informiert

Marvin E. soll sich auch darüber informiert haben, wie man Waffen mit einem 3D-Drucker herstellt. Der Vorteil solcher "Geisterwaffen": Sie können im heimischen Wohnzimmer hergestellt werden und sind durch fehlende Seriennummern nicht zurückverfolgbar. Auch der Attentäter von Halle hatte solche Waffen hergestellt.

Zum Zeitpunkt seiner Festnahme war Marvin E. Lehrling bei einer örtlichen Schreinerei. Ob sein Azubi wieder zu ihm zurückkehren könne, wollte ZDFheute von dem Chef des Betriebs wissen. Dieser möchte sich nicht dazu äußern.

Für Spangenberg sei die Nachricht über Marvin E.s Aktivitäten damals "ein absoluter Schock" gewesen, so CDU-Chef Jörg Lange. "Man kann den Menschen nicht in den Kopf gucken", sagt er. Sollte Marvin E. verurteilt werden, wolle er ihn möglichst rasch von der kommunalen CDU-Liste streichen lassen - Parteimitglied sei er ohnehin nicht gewesen, betont Lange.

Aus juristischen Gründen sei eine Streichung vorab aber nicht möglich. Und deshalb steht der Terrorverdächtige Marvin E. noch immer dort: als potenzieller Nachrücker, sollte ein CDU-Mandatsträger im Spangenberger Ortsbeirat oder der Stadtverordnetenversammlung ausfallen.

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