In seiner Rede vor den Vereinten Nationen sichert Kanzler Scholz der Ukraine und ärmeren Ländern Unterstützung zu. Und es geht ihm auch um die Rolle Deutschlands.
Bundeskanzler Scholz forderte in New York einen ebenbürtigen globalen Süden und wolle Deutschland in der UN "zum Anwalt dieser Länder machen", so ZDF-Korrespondent Klaus Brodbeck.
Über die Tageszeit könnte man sich ärgern: Erst am Abend wird Bundeskanzler Olaf Scholz ans Rednerpult vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen geleitet. Ortszeit New York, später als ohnehin schon geplant, in Deutschland ist es tiefe Nacht. Alle Zeitungen längst gedruckt, alle Nachrichtensendungen lange vorbei. Denkbar schlecht, um großes Publikum direkt zu erreichen. Schlecht gemacht? Nein.
Wann welcher Redner ans Pult darf, regeln die Vereinten Nationen, auch ein Bundeskanzler hat darauf keinen Einfluss. Olaf Scholz muss also seine erste Rede vor einer Generalversammlung überhaupt (und die erste eines deutschen Regierungschefs seit 15 Jahren) zu einer blöden Stunde halten. Den richtigen Zeitpunkt erwischt er trotzdem. Wichtige Punkte macht er auch.
Scholz: Werden sogenannte Referenden nicht akzeptieren
Noch während russische Separatisten in höchster Eile sogenannte Referenden in den von ihnen noch besetzten Gebieten ankündigen, um sich vor der näher rückenden ukrainischen Armee in Putins Reich zu retten, macht der Kanzler klar: Das werde man nicht akzeptieren.
Die erste Rede von Olaf Scholz vor den Vereinten Nationen hat vor allem einen Adressaten: Wladimir Putin. Die Rede hier in voller Länge.
Angesichts der Lage im Kriegsgebiet dürfte das in Moskau als Drohung angekommen sein. Doch obwohl in New York Gerüchte längst die Teilmobilmachung von Russlands Präsidenten Wladimir Putin vorwegnehmen, geht es bei Scholz an diesem Abend um viel mehr als nur ums Militär.
Scholz versichert, internationale Hilfe für den Wiederaufbau der Ukraine zu organisieren. Verspricht den armen Ländern des Globalen Südens Unterstützung für die Bewältigung der Auswirkungen des Krieges und der Klimakrise.
In New York hat Bundeskanzler Scholz das erste Mal vor den Vereinten Nationen gesprochen. Auf der Generalversammlung geht es um weitere Verbündete im Kampf gegen Putins Krieg.
Mehr Einfluss für Deutschland
Scholz bietet Deutschland als Fürsprecher genau dieser Länder und Regionen bei der Reform der Vereinten Nationen an: Mehr politisches Gewicht, endlich auch afrikanische Vertreter im Weltsicherheitsrat - auch, wenn er im Gegenzug um Unterstützung für die deutschen Bestrebungen bittet, in genau diesen Sicherheitsrat als ständiges Mitglied einziehen zu dürfen.
Mehr Einfluss also für Deutschland, auch darum geht es. Einfluss, den Scholz für seinen Beitrag zur Neuordnung der Welt einsetzen will, die er in vollem Gange sieht - hin zu einer multipolaren Welt mit mehreren großen Playern, statt wie einst nur Ost gegen West.
Versprechen, an denen er gemessen werden wird. Seit Putins Ansage heute um so mehr.