Vor zwei Monaten ist Julian Reichelt gefeuert worden - nun meldet sich der Ex-"Bild"-Chefredakteur zu Wort. Die Vorwürfe des Machtmissbrauchs und der Lüge weist er zurück.
Fast zwei Monate nach seinem Aus als "Bild"-Chefredakteur hat sich Julian Reichelt erstmals in einem veröffentlichten Zeitungsinterview zu Wort gemeldet.
Im Gespräch mit der "Zeit" äußerte der 41-Jährige an mehreren Stellen seine Enttäuschung über den Chef des Axel-Springer-Konzerns, Mathias Döpfner. Reichelt sprach auch über seine beruflichen Pläne.
Reichelt enttäuscht von Döpfner
Der Ex-Chefredakteur, der über mehrere Jahre an der Spitze von Deutschlands größtem Boulevardblatt stand, verwies im Kontext einer Beziehung darauf, dass er dem Konzern gegenüber nicht gelogen habe.
Ein Springer-Sprecher teilte auf dpa-Anfrage mit: "Wir haben unserer bisherigen Darstellung nichts hinzuzufügen."
Vorwurf des Machtmissbrauchs
Mitte Oktober hatte Springer Reichelt von seinen Aufgaben entbunden.
Im Frühjahr hatte das Medienhaus das interne Verfahren gegen Reichelt angestoßen. Nach Springer-Angaben standen im Kern der Untersuchung die Vorwürfe des Machtmissbrauchs im Zusammenhang mit einvernehmlichen Beziehungen zu Mitarbeiterinnen sowie Drogenkonsum am Arbeitsplatz. Der Konzern kam zum Schluss, dass Reichelt eine zweite Chance bekommen sollte.
Die US-Zeitung "New York Times" hatte dann im Oktober einen Bericht über Reichelt und den Konzern veröffentlicht, zudem hatte ein Investigativ-Team bei der Ippen Mediengruppe monatelang recherchiert. Die Ergebnisse flossen zum Teil in einen "Spiegel"-Bericht ein.
Bei Markus Lanz erklären unter anderem Journalist Daniel Drepper und Journalistin Melanie Amann, was zum Fall Julian Reichelt bekannt ist.
Reichelt: "Auf jeden Fall weitermachen"
Auf die Frage der "Zeit", ob er seinen "Rauswurf" habe kommen sehen, sagte Reichelt: "Nein, ich war im Urlaub, stand am Autozug nach Sylt, als der Anruf von Mathias auf dem Handy kam."
Reichelt sagte über seine berufliche Zukunft, er wolle "auf jeden Fall weitermachen". Er ergänzte: "Wenn es keinen passenden gibt, hat man in einem freien Land ja die Möglichkeit, sich diesen Job selber zu schaffen." PR wolle er nicht machen, "sondern Journalismus für die Massen. Ich liebe es, Millionen Menschen eine starke Stimme zu geben".
Er sprach auch darüber, dass er danach gefragt werde, ob er ohne "Bild" leben könne, die Zeitung sei doch sein Leben gewesen. Reichelt sagte: "Das ist falsch."