Nach dem Vorschlag eines Expertengremiums, das Renteneintrittsalter auf 68 zu erhöhen, hagelt es Kritik. Der federführende Experte verteidigt den Vorschlag im ZDF heute journal.
Der Vorschlag des wissenschaftlichen Beirats beim Bundeswirtschaftsministerium für eine Rente ab 68 stößt auf breite Ablehnung. SPD, Grüne, Linke und Gewerkschaften lehnten die Überlegungen ab, skeptische Reaktionen kamen auch aus der Union.
Das Expertengremium beim Ministerium von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hatte am Montag ein Konzept vorgelegt, das längeres Arbeiten im Alter und eine Begrenzung künftiger Rentenerhöhungen vorsieht. In der Vorlage ist von einem Renteneintritt mit 68 im Jahr 2042 die Rede.
Der federführende Autor der Studie Axel Börsch-Supan verteidigt im ZDF heute journal das Konzept.
Börsch-Supan: Demographischer Wandel ähnlich wie Klimawandel
Der demographische Wandel "ist eben da", so der Leiter des Max-Planck-Instituts für Sozialrecht und Sozialpolitik. "Es ist ein bisschen wie beim Klimawandel", erklärt Börsch-Supan. "Auch da hat man sich lange gescheut, die Realitäten ernst zu nehmen und das werden wir jetzt auch beim demographischen Wandel machen müssen."
Auch beim Klimawandel habe man gesagt, so schlimm werde es schon nicht werden.
Kann der Staat nicht mehr Geld in die Rentenkasse stecken?
Schon jetzt gebe der Staat ungefähr 28 Prozent des Bundeshaushalts in die Rente, betont der Wirtschaftswissenschaftler, der schon am MIT in Cambridge und an der Havard-University forschte. "Wenn wir so weitermachen wie im Augenblick, dann müssen wir demnächst mehr als die Hälfte des Bundeshaushalts in die Rente stecken."
Dann wäre der Staat gezwungen, bei der Bildung zu sparen und müsste andere Projekte wie die Erneuerung der Infrastruktur und Reaktionen auf den Klimawandel vernachlässigen. "Alles kostet Geld", so Börsch-Supan.
Es sei ja gerade der Sinn eines solchen Beiratsgutachtens, dass die Sache nüchtern ausgerechnet werde - unabhängig von politischen Stimmungen oder einer anstehenden Bundestagswahl. "Und dann kann man nur hoffen, dass wenn die Stimmung weniger aufgeheizt ist, auch vernünftig gehandelt wird."