Rifka Lambrecht und Olaf Scholz waren bei "illner" nicht einer Meinung. Was treibt eine 21-Jährige an, mit dem Bundeskanzler zu streiten? Die Antwort: jede Menge Frustration.
Rifka Lambrecht bei "maybrit illner"
Rifka Lambrecht hat Angst, dass junge Menschen zu den Verlierern der Krisen werden, die wir derzeit erleben. Das lässt sie den Bundeskanzler bei maybrit illner auch deutlich wissen. Olaf Scholz rechtfertigt sich, aber die 21-Jährige wirkt nicht so, als würden sie seine Antworten auf ihre Anmerkungen zur Klimakrise und anderen großen Zukunftsfragen überzeugen.
Doch wer ist Rifka Lambrecht, die den Bundeskanzler so ins Schwitzen brachte? Die 21-Jährige studiert Politikwissenschaften in Berlin und beschäftigt sich schon wegen des Studiums viel mit Generationenfragen, Klimapolitik oder Finanzpolitik. Lambrecht ist aber auch in ihrer Freizeit im Jugendrat der Generationen Stiftung aktiv. Besonders die Klimakrise und die daraus entstehenden sozialen Fragen bewegen sie.
Engagement für Klimaschutz und soziale Fragen
Angefangen hat alles mit einem "Extinction Rebellion"-Vortrag zur Klimakrise, in den Lambrecht mehr oder weniger aus Zufall geriet. Doch das habe ihr "die Augen geöffnet", wie sie selbst sagt. "Das war ein Schlüsselmoment. Mir wurde klar, in was für einer Krise wir uns befinden." Die Studentin schließt sich Protesten an und demonstriert für ihre Anliegen. Doch sie hat bald das Gefühl, den Aktivisten und Aktivistinnen auf der Straße wird nicht genug zugehört.
Bundeskanzler Olaf Scholz stellt sich der Kritik und den Fragen von Bürgerinnen und Bürgern – vom 7. Juli 2022 im ZDF.
Deswegen engagiert sie sich in der Generationen Stiftung. Dort arbeitet sie mit anderen jungen Menschen unter anderem an der Frage, wie man Klimaschutz sozialverträglich machen könne oder der sozialen Spaltung entgegentrete.
Doch Lambrecht protestiert auch weiter, zum Beispiel bei Auftritten von Spitzenpolitikernn im Wahlkampf 2021. Es sei ihr ein Anliegen gewesen, dass nicht wieder "die Parteien gewählt werden, die in den letzten 16 Jahren unsere Zukunft zerstört haben", sagt sie gegenüber ZDFheute.
Die Politik des Bundeskanzlers überzeugt sie nicht. Scholz habe eine progressive Politik versprochen, weg vom fossilen Zeitalter. Dass nun ein Gesetz, wie das zur EU-Taxonomie beschlossen wird, frustriert die 21-Jährige. "Ich habe das Gefühl, er hält seine Versprechen nicht."
Das Gefühl, es gäbe "keinen Plan"
Nach dem Zusammentreffen der beiden vor der ZDF-Kamera, haben der Bundeskanzler und Rifka Lambrecht auch nach der Aufzeichnung noch einmal miteinander gesprochen, erzählt sie. Er habe ihr manches erklärt, aus welchen Gründen er wie handle.
- "Hauen Sie auf den Tisch, Herr Scholz"
Klima, Corona, Krieg: Viele Krisen besorgen und belasten die Menschen in Deutschland zurzeit. Bei "maybrit illner" stellt sich Kanzler Scholz den Fragen der Bürger und Bürgerinnen.
Doch der Bundeskanzler kommunizere in der Öffentlichkeit nicht wirklich, was er vorhabe, sagt Lambrecht. Das frustiert sie. "Wir brauchen auch vor der Kamera eine politische Kommunikation, die Fehler zugibt und konkrete Veränderungen benennt." So habe man das Gefühl, es gäbe "keinen Plan". Ob das Gespräch mit Scholz sie nun vom Gegenteil überzeugt habe? Lambrecht lacht kurz. "Nein."