Markus Söder und Friedrich Merz sind Rivalen um die Macht in der Union. Nach der Wahl des neuen CDU-Chefs treffen sie erstmals aufeinander. Ein Verhältnis nicht ohne Konflikte.
Es seien nur "Nuancen" an Unterschieden, die Friedrich Merz konstatiert, zwischen seiner Position zur Ukraine und der von Markus Söder. Merz verwischt, dass Markus Söder seine Haltung zu Sanktionen gegen Russland in den letzten 14 Tagen einfach mal um 180 Grad gewandelt hat.
Noch vor zwei Wochen sagte er gegenüber der Frankfurter Sonntagszeitung: "Ständig neue Drohungen und immer härtere Sanktionen gegen Russland können allein nicht die Lösung sein" - und relativierte damit den Versuch des Westens, Russland von seiner Aggressionspolitik gegenüber der Ukraine abzubringen.
Merz braucht kein Öl ins Feuer gießen
Heute will Söder das nie so gemeint haben und zieht sich auf Wortfloskeln wie "bündnistreu und friedensliebend" zurück. Seine plötzliche Wandlung, dass plötzlich doch Sanktionen ein politisches Druckmittel sind, erklärt er lieber einfach nicht.
Friedrich Merz gibt sich zufrieden mit dieser Wandlung, weiß er doch, dass Söder damit auch innerhalb der CSU massives Kopfschütteln ausgelöst hatte. Und so muss der neue CDU-Chef kein Öl ins Feuer gießen, um klarzumachen, dass er künftig gedenkt, den Weg der Union insgesamt zu bestimmen.
Merz‘ Botschaft: Wie mit Laschet kann Söder mit mir nicht umspringen
Es soll ein harmonischer Auftritt bei der Klausur der CSU-Landesgruppe werden, so haben es sich die beiden Parteivorsitzenden offenbar vorgenommen. Gegenseitiges Lob inklusive. Es sei eine "Besinnung auf alte Tugenden und neue Stärken", so nennt es Söder und Merz ergänzt, dass gerade die gemeinsame Bundestagsfraktion "eine geniale Konstruktion" und ein "unglaublicher Schatz" seien. Dass die beiden Alphatiere der Union nur schwer kompatibel sind - das soll möglichst nicht aufscheinen.
Dass Friedrich Merz - gerade nach dem Katastrophenjahr 2021 - eine besondere Erwartungshaltung an die CSU hat, blitzt aber durch, wenn er sagt, dass es natürlich "selbstverständlich" sei, dass die Bayern auf die vier Landtagswahlen der CDU im Frühjahr und Herbst Rücksicht nehmen wollen. Dafür wolle er über das Jahr 2021 "nicht mehr reden", so Merz.
Dass Söder mit ihm nicht so umspringen könne, wie er das mit seinem Vorgänger Armin Laschet gemacht habe, hatte der neue CDU-Vorsitzende mehrfach in den letzten Wochen im internen Kreis gesagt. Eine Haltung, die er sicher auch Markus Söder mitgeteilt hat.
Söder muss Merz Fraktionsvorsitz zugestehen
Markus Söder kennt die Sprache der Macht - jahrelange Erfahrung in derartigen Machtspielen hat er genug. Mit Friedrich Merz steht ihm jetzt ein CDU-Parteivorsitzender gegenüber, der ihm Respekt einflößt. Allein die Unterstützung von über 95 Prozent der Delegiertenstimmen bei der Wahl zum CDU-Chef ist eine Zahl, von der Söder nur träumen kann. Sein eigener CSU-Parteitag brachte ihm nur 87,6 Prozent Zustimmung.
Und so muss Söder auch die anstehende Wahl von Merz zum Fraktionsvorsitzenden der gemeinsamen Bundestagsfraktion durchwinken. Nach dem Verzicht von Ralf Brinkhaus hatte Merz seinen Anspruch angemeldet. Schon gestern zum Auftakt der CSU-Klausur hatte Söder gesagt:
Ob allerdings die andere Seite dieser Abwägung eine Ablehnung von Merz hätte gewesen sein können - das ließ der CSU-Chef unerwähnt. Es hätte wohl auch das Ende der gerade zur Schau gestellten Harmonie bedeutet.
Merz lässt Söder irgendwie klein wirken
Wenn sie so nebeneinander stehen - der neue CDU-Chef Merz und der CSU-Vorsitzende Söder, sind sie körperlich fast gleich groß. 1,98 Meter misst Merz, 1,94 Meter Markus Söder. Und dennoch hat man das Gefühl, das Söder gegenüber dem neuen Rivalen irgendwie klein wirkt. Anders als beim Vorgänger Laschet hat Söder Respekt vor Merz.
Und der nutzt seine Machtfülle, die ihm seine Wahl gegeben hat, dann auch fast gönnerhaft, wenn er auf die Frage, wie denn die CSU künftig in Berlin sichtbar sei, sagt: "Da mache ich mir mit Alexander Dobrindt und Markus Söder keine Sorgen." So als rechne er fest damit, dass die kleine Schwester irgendwann wieder zum Problemfall werde.
- Jede Menge Fragen für die CSU
Die CSU-Landesgruppe trifft sich zu ihrer ersten Nach-Wahl-Klausur. Diesmal müssen die Christsozialen ihre Rolle noch suchen - was auch an der CDU liegt.