Seit dem Ukraine-Krieg sucht Deutschland neue Gas-Lieferanten. Israel hat zwar ein Vorkommen vor seiner Küste - doch Vizekanzler Habeck sieht den Schwerpunkt seiner Reise woanders.
Zum Auftakt seiner viertägigen Nahost-Reise ist Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am Montag nach Israel gereist. Bei den Gesprächen in der Region geht es vor allem um die Zusammenarbeit bei der Energiewende und beim Klimaschutz.
Doch schon vor seinem Abflug nach Israel dämpfte der Vizekanzler die Erwartungen: Er setze nur begrenzte Hoffnungen auf Gasimporte aus Israel, weil die Infrastruktur fehle. Falls allerdings kurzfristig eine Kooperation mit Anrainerstaaten, die Terminals für Flüssiggas haben, zustande käme, "dann könnte das sicherlich helfen", so Habeck.
Erneuerbare Energien statt Gas
Schwerpunkt seiner Reise sei jedoch der Ausbau von erneuerbaren Energien. Darum gehe es in der Zusammenarbeit auch mit den Staaten Nordafrikas, bekräftigte Habeck dann am Nachmittag in Jerusalem nach einem Treffen mit dem israelischen Ministerpräsidenten Naftali Bennett.
Das Grafikvideo erklärt, was LNG ist und zeichnet den Weg von der Förderung bis zur Einspeisung.
Beim Ausbau der Energie-Zusammenarbeit Israels mit arabischen Nachbarstaaten sieht der Wirtschafts- und Klimaschutzminister Chancen auch für deutschen Firmen. Man habe darüber gesprochen, wie dieser Prozess sich entwickle und darüber, ob es für europäische oder deutsche Firmen die Möglichkeit gebe einzusteigen, sagte er. "Die gibt es scheinbar."
Israel, Jordanien und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) hatten im November ein gemeinsames Energieprojekt vereinbart. Israel soll Jordanien demnach mit entsalztem Wasser versorgen und im Gegenzug Solarstrom erhalten. Zu diesem Zweck soll ein Solarkraftwerk in der jordanischen Wüste gebaut werden, das mit Geld aus den VAE finanziert wird.
Nahost-Konflikt: Habeck drängt auf Verbesserung
Zum Thema Nahost-Konflikt sagte Habeck, er habe in seinem Gespräch mit Ministerpräsident Bennett mehrfach darauf hingewiesen, "dass die Situation sich für die Palästinenser und in den palästinensischen Gebieten verbessern muss".
Seit März sind bei einer Terrorwelle in Israel 18 Menschen getötet worden. Die israelische Armee führt in Teilen des besetzten Westjordanlands Razzien durch. Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums kamen seit dem mehr als 30 Palästinenser ums Leben.
Habeck besucht am Dienstag Yad Vashem
Um den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine ging es Habeck zufolge nur am Rande. Die israelische Seite habe unterstrichen, dass ein völkerrechtswidriger Krieg inakzeptabel sei.
Der Grünen-Politiker besucht bis Donnerstag den Nahen Osten. Bei der Reise soll es um Energie- und Klimaschutz sowie aktuelle Fragen der politischen und wirtschaftlichen Beziehungen gehen. Am Dienstagmorgen steht ein Besuch in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem an, bevor Habeck weiter in die Palästinensergebiete und dann nach Jordanien reist.
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Deutschland will unabhängig werden von fossiler Energie. Wie der Stand der Stromversorgung und Gasspeicher ist und wie der Ausbau des Ökostroms vorangeht, ein Überblick in Grafiken: