Sie ist die jüngste Präsidentin der Geschichte des EU-Parlaments. Die konservative Roberta Metsola gilt als gut vernetzt, einige ihrer Positionen sind aber auch umstritten.
Roberta Metsola weiß, in welche Fußstapfen sie als neue Präsidentin des EU-Parlaments tritt. Seit 2020 ist die Malteserin die erste Vizepräsidentin des Parlaments. Seit dem plötzlichen Tod von David Sassoli ist die 42-Jährige geschäftsführend an der Spitze des Parlaments im Amt.
Jetzt wurde sie zur jüngsten Präsidentin in der Geschichte des EU-Parlaments gewählt - an ihrem 43. Geburtstag. Metsola ist die dritte Frau an der Spitze der Volksvertretung. Bisher hatten mit Nicole Fontaine und Simone Veil zwei Frauen und 28 Männer den Vorsitz inne.
Favoriten-Rolle von Roberta Metsola
Bereits vorher galt Metsola als klare Favoritin auf den Posten, der ohnehin in Kürze hätte neu vergeben werden sollen. Metsola sei "eine starke und überzeugende Kandidatin", lobte der EVP-Fraktionsvorsitzende Manfred Weber (CSU) bei ihrer Wahl zur Kandidatin der konservativen Fraktion im November. Metsola komme aus einem kleinen EU-Land und mit ihr würde nach 20 Jahren wieder eine Frau an der Spitze der Institution stehen, betonte Weber.
Auch abgesehen von diesen "Quoten"-Eigenschaften machte sich Metsola bereits einen Namen im Haus. Als Parlamentspräsident Sassoli im Herbst bereits wegen einer Lungenentzündung nicht seinen Aufgaben nachkommen konnte, vertrat Metsola ihn bei Plenarsitzungen und gewann dabei an Sichtbarkeit.
Politische Laufbahn von Roberta Metsola
Metsola weiß ohnehin, wie Brüssel mit den unterschiedlichen politischen Richtungen und länderspezifischen Interessen funktioniert. Das Referendum im Jahr 2003 zum EU-Beitritt Maltas beschrieb sie als "Auslöser" für ihre politische Aktivität. Zu dem Zeitpunkt hatte Metsola gerade in Jura promoviert und ein Studium am Europakolleg im belgischen Brügge begonnen, einer prestigeträchtigen Kaderschmiede der Spitzenverwaltung der EU.
Als 2013 ihr Landsmann Simon Busuttil sein Mandat aufgab, um in Malta die Opposition anzuführen, übernahm Metsola seinen Sitz und schaffte es so in die EU-Volksvertretung. 2014 und 2019 wurde Metsola bei den Europawahlen als Abgeordnete der Nationalistischen Partei, die zur EVP-Fraktion gehört, wiedergewählt.
Sie engagierte sich besonders bei den Themen Einwanderung und Pressefreiheit, die ihre Heimatinsel stark betrafen. Malta erlebte in dieser Zeit ein erhöhtes Ankommen von Flüchtlingen - und die Enthüllungsjournalistin Daphne Caruana Galizia wurde 2017 bei einem Bombenanschlag ermordet.
Umstrittene Haltung zu Schwangerschaftsabbrüchen
Ihre ablehnende Haltung zu Schwangerschaftsabbrüchen macht Metsola jedoch unter den Parlamentariern umstritten. In den vergangenen Jahren stimmte sie mehrmals gegen einen erleichterten Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen für Frauen. Ihre Heimat Malta ist der letzte EU-Mitgliedstaat, in dem Abtreibung vollständig verboten ist. Auch Metsolas Partei vertritt diese Position vehement.
Zugleich unterstützte die Politikerin im vergangenen Jahr aber eine Entschließung des EU-Parlaments, die die Position von Schwulen, Lesben, bi- und transsexuellen Menschen angesichts zunehmender Anfeindungen in Polen stärkte. Sie werde versuchen, den Spagat zwischen ihrer Heimatinsel und Brüssel zu finden, sagte Metsola unlängst in einem Zeitungsinterview. An der Spitze der EU-Institution werde es "meine Aufgabe sein, die Ansichten des Parlaments zu vertreten" - auch was "sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte" angehe.