Nun bekommt auch Finnland kein Gas mehr aus Russland. Der Energiekonzern Gazprom stellt seine Lieferungen ein. Finnland rechnet nicht mit Engpässen bei der Versorgung.
Russland hat seine Gaslieferungen nach Finnland gestoppt. "Die Erdgaslieferungen nach Finnland im Rahmen des Gasum-Liefervertrags wurden ausgesetzt", teilte der staatliche finnische Energiekonzern Gasum am Samstag mit. Gasum erklärte, Gas werde nun aus anderen Quellen über die Balticconnector-Pipeline bezogen, die Finnland und Estland miteinander verbindet.
Bereits am Freitag hatte Gasum betont, dass ein russischer Lieferstopp nicht zu Versorgungsproblemen in Finnland führen werde. Der russische Energieriese Gazprom hatte am Freitag angekündigt, die Gaslieferungen nach Finnland ab Samstag 6 Uhr MESZ einzustellen. Als Grund wurden der Streit um Rubel-Zahlungen genannt.
Nach Angaben von Gazprom erhielt Finnland im vergangenen Jahr zwei Drittel seines Gases aus Russland. Das waren demnach insgesamt 1,49 Milliarden Kubikmeter Gas.
Gas-Stopp: Finnland zuversichtlich
"Es ist tief bedauerlich, dass die Gas-Lieferungen aus unserem Vertrag jetzt gestoppt werden", sagte Gasum-Chef Mika Wiljanen laut der Mitteilung.
Man werde den Kunden den Sommer über Gas aus der Erdgaspipeline Balticconnector zur Verfügung stellen, hieß es.
Gas macht nach Angaben des finnischen Rundfunks nur etwa fünf Prozent des Energiemixes in Finnland aus. Allerdings kommt fast das gesamte Gas aus Russland: Im vergangenen Jahr betrug der Anteil der russischen Gasimporte demnach 92 Prozent. Gasum ist nach eigenen Angaben derzeit der einzige Energiekonzern in Finnland, der Gas direkt aus Russland bezieht.
Kein Einfluss auf Gasversorgung in Deutschland
Einfluss auf die Gasversorgung in Deutschland hat der Lieferstopp für Finnland nach Angaben von Bundeswirtschaftsministerium und Bundesnetzagentur nicht. Man beobachte die Situation sehr genau und sei mit den finnischen und europäischen Partnern im Autausch, teilte das Ministerium auf Anfrage mit. "Die Gasversorgung in Deutschland ist stabil", heißt es im aktuellen Lagebericht der Bundesnetzagentur, die Versorgungssicherheit sei gewährleistet.
Für Finnland sei der russische Gas-Stopp sei "kein Grund zur Panik", schrieb die Finnland-Expertin Minna Ålander von der Stiftung Wissenschaft und Politik am Freitag bei Twitter. "Selbst in der Chemieindustrie, Forstwirtschaft und bei Bäckereien, die einige der größten Verbraucher von Erdgas sind, scheint es kein Problem zu sein."
Nato-Beitritt ist Moskau Dorn im Auge
Am Mittwoch hatte Finnland vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs in der Ukraine gemeinsam mit Schweden einen Antrag auf Nato-Mitgliedschaft in Brüssel eingereicht. Russland hatte bereits eine Antwort darauf angekündigt. Ob es einen Zusammenhang mit dem Energiestopp gibt, ist aber nicht klar. Auch nach Polen und Bulgarien liefert Russland kein Gas mehr.
- Türkei blockiert Nato-Beitrittsgespräche
Erdogan stellt sich quer: Die Türkei hat in der Nato den Beginn der Beitrittsgespräche mit Finnland und Schweden zunächst blockiert.
Am vergangenen Freitag hatte das in Helsinki ansässige russische Unternehmen Rao Nordic kurzfristig einen Strom-Lieferstopp nach Finnland angekündigt. Grund dafür sei eine ausgebliebene Zahlung. Rao Nordic ist nach eigenen Angaben einer der führenden Importeure russischer Elektrizität in die nordischen Länder und gehört zu Inter Rao, Russlands größtem Energiekonzern im Import-Export-Geschäft.
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