Laut Militärexperten ist die russische Offensive im Donbass ins Stocken geraten - es gäbe Probleme bei Artillerie und Luftwaffe. Die Lage im Chemiewerk Azot sei indes "die Hölle".
Nach Einschätzung der Militärexperten des Institute for the Study of the War (ISW) ist die russische Offensive im Donbass ins Stocken geraten. Russlands Überlegenheit bei der Artilleriebewaffnung reiche bislang nicht für die Einnahme von Sjewjerodonezk aus. In der jüngsten Analyse des Institute for the Study of the War (ISW) heißt es:
Russische Truppen kämpften zwar weiter um die Kontrolle der Stadt, hätten aber am Sonntag wenig Fortschritte gemacht.
Gouverneur: Situation im Chemiewerk ist "die Hölle"
Russland dürfte den Experten zufolge weiter versuchen, Sjewjerodonezk einzukesseln und die dort verbliebenen ukrainischen Kräfte, die sich weitgehend im Chemiewerk Azot verschanzt haben, vom Nachschub abzuriegeln. Allerdings seien derzeit wenig Fortschritte bei diesem Vorhaben zu sehen.
Derweil sei die Lage im Chemiewerk nach Angaben des Gouverneurs Serhij Hajdaj inzwischen "die Hölle":
Rund 500 Zivilisten haben sich in dem Chemiewerk im Industriegebiet von Sjewjerodonezk mit einer unbekannten Zahl an Kämpfern verschanzt. Es sei der einzige Ort im Stadtgebiet von Sjewjerodonezk, den die Russen noch nicht unter ihrer Kontrolle hätten, schrieb Hajdaj der Nachrichtenagentur AP. Moskau schicke stetig neue Verstärkung dorthin.
ISW: Moskau behindert sich bei Mobilmachung selbst
Nach Einschätzung des ISW behindert Moskau den Erfolg seiner Invasion allerdings selbst dadurch, dass es immer noch von einer "militärischen Spezialoperation" statt von einem Krieg spricht. Das hindere Russland an einer Mobilmachung, um weitere Kräfte zu generieren. Zudem fehle so dem Kreml die rechtliche Handhabe, um Soldaten zu bestrafen, die sich einem Einsatz verweigerten.
Britischer Geheimdienst sieht Schwächen bei der Luftwaffe
Nach Einschätzung britischer Geheimdienstexperten liegen die Schwierigkeiten Russlands bei seinem Vormarsch in der Ukraine auch an den Schwächen seiner Luftwaffe. Es sei sehr wahrscheinlich, dass diese einer der wichtigsten Faktoren hinter den sehr begrenzten russischen Erfolgen seien, hieß es am Montag in einem Update des britischen Verteidigungsministeriums.
Die Luftstreitkräfte hätten bisher bei ihren Manövern Risiken eher vermieden und keine Lufthoheit erlangen können. Dies habe den Druck auf die russischen Bodentruppen erhöht, die mittlerweile zunehmend erschöpft seien. Nach Einschätzung der Briten verfügen die Russen zwar über kampffähige Flugzeuge, sind aber nicht entsprechend für moderne Luftwaffeneinsätze ausgebildet.
Die russische Ausbildung bei der Luftwaffe habe sich mutmaßlich jahrelang stärker darauf konzentriert, hochrangige Militärs zu beeindrucken als dynamische Einsatzszenarien verschiedener Truppen zu trainieren, hieß es.
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