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Analyse zum Ukraine-Krieg : Verluste stoppen Russlands Offensive nicht

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Die russischen Streitkräfte rücken trotz des starken Widerstands der Verteidiger weiter vor. Wie lange kann Russland die Offensive noch fortsetzen? Eine aktuelle Einschätzung.

Ukraine, Brovary: Ein zerstörter russischer Panzer
Ein zerstörter Panzer: Auch wenn Russlands Offensive nicht wie geplant verläuft, sind die Verluste noch erträglich.
Quelle: ap

Die ursprünglichen Pläne Russlands, einen "Blitzkrieg" zu führen und den Krieg in der Ukraine rasch zu beenden, sind gescheitert. Das bedeutet jedoch nicht, dass Moskau auf den Einsatz militärischer Mittel verzichten würde. Stattdessen vertraut der Kreml weiterhin auf seine militärische Macht, setzt sein Militär aber auf andere Weise ein.

Russland hat sich auf den falschen Krieg vorbereitet

Zu Beginn des Krieges hat Russland mehr als 200.000 Soldaten entlang der ukrainischen Grenze zusammengezogen. Darunter befanden sich etwa 120 so genannte Taktische Bataillonsgruppen (BTG), das heißt kleine Verbände mit kombinierten Waffen, die sich aus motorisierter Infanterie, Panzern, Luftabwehreinheiten, Artillerie, Ingenieuren und logistischen Unterstützungseinheiten zusammensetzen. Eine BTG hat in der Regel 600-800 Soldaten.

Insgesamt verfügen die russischen Streitkräfte über etwa 170 BTGs. Die 120 BTGs, die an den ukrainischen Grenzen stationiert sind, stellen somit einen bedeutenden Teil der russischen kampffähigen Landstreitkräfte dar. Nicht die gesamte russische Offensivkraft gegen die Ukraine ist in BTGs organisiert (Raketenstreitkräfte sind beispielsweise ausgenommen, ebenso wie Spezialeinheiten), aber die meisten von ihnen.

Da die russische Führung mit einem raschen Ende des Krieges rechnete, hat sie nicht die für eine längere militärische Auseinandersetzung erforderlichen Vorbereitungen getroffen. Dies gilt nicht nur für Logistik und Nachschub, sondern auch für die ordnungsgemäße Rotation der Kampftruppen sowie für die informationstechnischen und moralischen Vorbereitungen. Russland versucht seit dem Ende der ersten Kriegswoche, diese Defizite aufzuholen. Dies ist einer der Faktoren, die den relativ langsamen, wenn auch stetigen russischen Vormarsch erklären.

Die Ukraine widersteht

Der zweite, bedeutendere Faktor ist der erbitterte Widerstand der ukrainischen Streitkräfte. Moskau hat sowohl die Fähigkeit als auch die Bereitschaft der Ukraine zum Kampf deutlich unterschätzt. Daher musste Russland seine geplanten Operationen an die Realität anpassen.

In den ersten Tagen des Krieges bestand das Ziel der russischen Streitkräfte darin, so schnell wie möglich tief in ukrainische Gebiete vorzustoßen, wobei sie ihre Nachschublinien ungeschützt ließen. Dieses Vorgehen musste korrigiert werden. Stattdessen ist die russische Armee nun zu einem langsameren, systematischeren Vorgehen übergegangen, bei dem der Vormarsch besser koordiniert ist und durch Artillerie- und Luftangriffe unterstützt wird.

Verluste zählen weniger als die Abnutzung und Moral

Was die Verluste anbelangt, hat Russland bisher nur den Verlust von 498 Soldaten eingeräumt, was sicherlich weit unter den tatsächlichen Zahlen liegt. Dagegen gibt die Ukraine an, dass insgesamt mehr als 13.800 russische Soldaten getötet, verwundet und gefangen genommen wurden.

Entscheidend ist allerdings viel eher die Abnutzungsquote. Nimmt man die - höchstwahrscheinlich übertriebenen - Zahlen der ukrainischen Behörden als Obergrenze, dann hat Russland bisher etwa sechs Prozent der Invasionsstreitkräfte verloren (was einem deutlich geringeren Anteil an den Gesamtstreitkräften Russlands entspricht).

Die Verluste an militärischem Gerät belaufen sich auf mehr als 1.300 Stück, einschließlich der zerstörten, beschädigten und erbeuteten Waffen. Auch wenn die Verluste nicht unbedeutend sind, scheinen sie für Russland bisher noch erträglich zu sein.

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Russland kann Niveau der Kampfhandlungen noch ein paar Wochen halten

Die niedrige Moral ist tatsächlich ein Problem für die russischen Soldaten. Vielen wurde mitgeteilt, dass es sich nur um eine Übung handele, anderen wurde versichert, dass sie nicht mit Widerstand zu rechnen bräuchten. Die Konfrontation mit der Realität, verbunden mit Versorgungsproblemen, war für viele Soldaten nicht einfach. Inzwischen scheint Russland dieses Problem jedoch in den Griff bekommen zu haben, auch indem es zu einer systematischeren Taktik übergegangen ist.

Viele russische Einheiten leiden unter Erschöpfung, was ihre Kampfbereitschaft beeinträchtigt. Einige der Soldaten wurden bereits drei Wochen vor Kriegsbeginn mitten im Winter ins Feld geschickt und haben bereits drei Wochen lang gekämpft. Daher muss Russland diese Einheiten ersetzen und aufstocken.

Moskau verfügt jedoch über reichlich Reserven, die es einsetzen kann, darunter auch weitere Kräfte der Rosgwardija (Nationalgarde). Dies und das langsamere Einsatztempo ermöglichen es Russland, das derzeitige Niveau der offensiven Kampfhandlungen zumindest für ein paar weitere Wochen aufrechtzuerhalten.

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