Um die feministische Punk-Band Pussy Riot ist es still geworden. Was ist zehn Jahre noch dem "Punk-Gebet" von ihrem Protest gegen Putins Russland übrig geblieben?
Mit dem "Punk Gebet" in der Moskauer Christus-Erlöser-Kirche schockte Pussy Riot am 21. Februar 2012 die russische Gesellschaft. Das schafft die Gruppe heute, zehn Jahre später, nicht mehr.
Die feministische Punk-Band Pussy Riot möchte bewusst provozieren. Als Künstler*innen stellen sie sich gegen Russlands "politisches System, das seine Macht gegen grundlegende Menschenrechte einsetzt". Mit ihrem Protest im Februar 2012 gegen die Verbindung von Kirche und Staat stießen sie dabei innerhalb der russischen Gesellschaft auf Ablehnung. Zwei von ihnen, Nadeschda Tolokonnikowa und Maria Aljochina, wurden für zwei Jahre inhaftiert, ihre Familien erhielten Morddrohungen per Telefon.
Protest geht weiter
Obwohl sich die Gruppe offiziell auflöste, folgten nach der Freilassung Ende 2013 unterschiedliche Protestaktionen. Diese wurden jedoch teils unabhängig voneinander ausgeführt, aufgeteilt in einen weiterhin anonym bleibenden Teil der Gruppe und die mittlerweile öffentlichen Gesichter von Nadeschda und Maria.
Auch die Form des Protests änderte sich. Neben den ursprünglichen Punkliedern organisierten sie beispielsweise eine Störaktion bei der WM 2018 und einen "Geburtstagsgruß" an Präsident Putin im Oktober 2020, als die Gruppe Regenbogenfahnen an Regierungsgebäude in Moskau hing.
Begleitet wurden ihre Aktionen von Festnahmen und Repressalien. Während diese anfangs nur im Nachgang auf die Proteste folgten, begannen die Behörden 2020 Pussy-Riot-Mitglieder zunehmend präventiv zu verhaften. Es gab 15-tägige Haftstrafen, gefolgt von weiteren mehrtägigen Haftstrafen.
Pussy-Riot-Mitglieder wieder unter Hausarrest
Während einer Zuspitzung der Verhaftungen zwischen Juni und September 2021, kurz vor den Duma-Wahlen in Russland, flohen zahlreiche Pussy-Riot-Mitglieder nach Georgien - nach eigenen Angaben jedoch nur temporär. Diejenigen, die in Russland geblieben sind, stehen nun entweder unter Hausarrest, wurden zu Geldstrafen verurteilt, zu ausländischen Agenten erklärt oder inhaftiert.
Die Verfolgung im letzten Jahr begründeten die Behörden unter anderem mit Verstößen gegen die Corona-Maßnahmen. Mitglieder von Pussy Riot kritisieren, dass die Anklagen lediglich Vorwände zur Schwächung der Opposition seien.
Behörden "haben ihren Willen bekommen"
Dass die Strategie der Behörden Erfolg hat, zeigt die geringe mediale Aufmerksamkeit, die Pussy Riot noch bekommt. Gerade staatliche Sender berichten entweder gar nicht über die Gruppe oder lediglich über ihre Haftstrafen.
Pussy-Riot-Mitglied Wasily Krestyaninow meint, dass die Behörden "froh sein sollen – sie haben ihren Willen bekommen".
Aljochina: "Ich glaube an das, was ich tue"
Mit den immer stärkeren Repressalien scheint vorerst eine Verdrängung aus dem öffentlichen Raum, den die Gruppe sich von Anfang an erobern wollte, zu gelingen. Das liegt nicht nur daran, dass sich Pussy Riot verändert hat, sondern auch an den Umständen im Land.
Doch die Mitgründerin der Band, Maria Aljchina, die infolge des Protests 2012 in Haft saß und momentan unter Hausarrest in Russland ist, möchte weitermachen. "Ich glaube an das, was ich tue. Es ist momentan vielleicht klein. Aber ich glaube, dass alles Große anfangs klein war."