Zwei Wochen nach Start der Teilmobilmachung will Russlands Militär 200.000 zusätzliche Soldaten für den Ukraine-Krieg eingezogen haben. Die Schlagkraft dieser Truppen ist fraglich.
Seit der vom russischen Präsidenten Wladimir Putin vor zwei Wochen verkündeten Teilmobilmachung sind nach Moskauer Angaben mehr als 200.000 Menschen zum Armeedienst eingezogen worden.
Die mobilisierten Soldaten würden auf "80 Übungsplätzen und in sechs Ausbildungszentren" geschult, sagte Verteidigungsminister Sergej Schoigu. Befehlshaber des Militärs und der Marine sollten dabei helfen, "die Rekruten schnell an den Kampf anzupassen" und zusätzliche Ausbildung anbieten.
Die ukrainische Armee rückt offenbar weiter in die besetzten Gebieten im Osten und Süden des Landes vor. Laut Präsident Selenskyj werde aktuell an mehreren Fronten hart gekämpft.
Hunderttausende Russen fliehen in Nachbarländer
Putin hatte die Teilmobilmachung von Russen im wehrfähigen Alter am 21. September verkündet. Schoigu sagte damals, dass 300.000 Reservisten die russischen und separatistischen Kräfte im Süden und Osten der Ukraine verstärken sollten. Potenziell könnten bis zu 25 Millionen Russen mobilisiert werden. Die genaue Zahl der zusätzlichen Soldaten und die Methoden der Einberufung ist auch in Russland selbst umstritten.
Die Mobilmachung löste eine Reihe von Protesten im Land aus. Zehntausende Männer im wehrfähigen Alter flohen vor der Einberufung ins Ausland, vor allem in Nachbarländer. Kasachstan meldete am Dienstag 200.000 Einreisen aus Russland innerhalb von zwei Wochen.
Putin hatte vergangene Woche Fehler bei der Mobilmachung eingeräumt und angekündigt, diese zu korrigieren. Militärexperten halten es für möglich, dass viele der einberufenen Soldaten als "Kanonenfutter" enden könnten, da Ausrüstung und Ausbildungszeit nicht ausreichten, um eine effektive Kampfstärke zu erreichen.
Ukraine befreit mehrere Orte in der Region Cherson
Russland steht derzeit an mehreren Fronten in der Ukraine militärisch unter Druck. Der Separatisten-Chef in der südukrainischen Region Cherson, Wladimir Saldo, räumte am Dienstag einen "Durchbruch" der ukrainischen Truppen und den Verlust des Dorfes Duschtschany ein. Er versicherte dann jedoch im Onlinedienst Telegram, die russische Luftwaffe habe den ukrainischen Vormarsch "gestoppt". Eine Bestätigung dafür gibt es nicht.
Die ukrainische Armee gewinnt im Süden des Landes, in der Region Cherson, weiter Gelände. Östlich, im zurückeroberten Lyman, stabilisiert sie ihre Stellungen bereits.
Die Ukraine hingegen vermeldete am Dienstag die Befreiung mehrerer Ortschaften nahe Cherson. Der Chef des Präsidentenbüros, Andrij Jermak, schrieb beim Nachrichtendienst Telegram von fünf Orten, die zurückerobert worden seien. In sozialen Netzwerken kursierten Videos aus dem lang umkämpften Dorf Dawydiw Brid und den Ortschaften Welyka Olexandriwka und Starossillja am Fluss Inhulez. Zudem sollen ukrainische Einheiten in Dudtschany am Fluss Dnipro eingerückt sein.
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