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Truppenaufmarsch an der Grenze : Russlands Strategie an der Grenze zur Ukraine

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Seit Monaten verlegt Russland Truppen in die Grenzregion nahe der Ukraine. Eine Übung mit politischem Signal, meint Militärexperte Wolfgang Richter. Was hat Moskau vor?

Ukrainische Soldaten an der Grenze zu den Rebellengebieten.
Ukrainische Soldaten an der Grenze zu den Rebellengebieten. (Archivbild)
Quelle: Andriy Dubchak/AP/dpa/Symbolbild/Archiv

Hinter Galina Gudininas Haus haben die russischen Grenzsoldaten Kameras angebracht. Oben auf dem Zaun, der ukrainisches Gebiet von russischem trennt. Mit diesen beobachten sie Galina, denn auf dem Grundstück der 85-Jährigen verläuft die Verwaltungsgrenze. Seit über 50 Jahren lebt sie in dem ukrainischen Dorf, das zur Region Sumy, nördlich vom Donbass, gehört.

Galina sitzt auf ihrer Veranda, während sie spricht. Von dort aus zeigt sie, wo genau in ihrem Hof die Grenze verläuft. "Früher konnten wir die Grenze noch passieren. Bei Hochzeiten kam von hier die Braut, von dort der Bräutigam und umgekehrt."

Kürzlich wurde die Grenze weiter befestigt

Neben dem Haus bewachen ukrainische Soldaten den Checkpoint, der 2015 geschlossen wurde. Die Situation in Sumy sei vorhersehbar, sagt Roman Tkatsch, Pressesprecher der Grenzabteilung. "Wir beobachten keine illegalen Überschreitungen der Staatsgrenze", sagt er.

Seit ein paar Monaten sind große Teile der Grenze mit Anti-Transportgräben ausgerüstet, vier Meter breite Gräben, die ein Vorankommen für Fahrzeuge unmöglich machen. Russland, dem diese Art von Verteidigung gilt, hat in den letzten Monaten Truppen in Richtung Ukraine verlegt.

Die Lage an der Grenze der Ukraine zu Russland ist angespannt. Moskau Zehntrausende Soldaten an der ukrainischen Grenze zusammengezogen. Wie groß ist die Angst der Ukrainer vor einem Überfall?

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Experte: Invasion Russlands unwahrscheinlich

Übungen des russischen Militärs gehören zur Routine, meint Wolfgang Richter, Experte für Sicherheitspolitik in Russland und Osteuropa bei der Stiftung für Wissenschaft und Politik (SWP).

Wenn man allerdings in einem politisch angespannten Kontext übt, hat das auch ein politisches Signal. In diesem Fall ist das die Warnung: Wir sind da, und wenn im Donbass etwas passiert, können wir eingreifen.
Wolfgang Richter, Stiftung Wissenschaft und Politik

Das russische Militär sei mit 70.000 bis 75.000 Soldat*innen in der Grenzregion nicht in der Lage, eine Invasion gegen die Ukraine durchzuführen. Für diesen Fall müsste Russland das Heer erheblich verstärken. "Was aus dieser Position heraus möglich ist, ist die Verstärkung von Kräften im Donbass", so Richter.

Sollte die Ukraine auf die Idee kommen, die Unterstützer*innen Russlands vor Ort mit Gegenangriffen zu überwältigen, könnte man aus den Truppen entsprechende Verstärkung in den Donbass schicken. Diese Option, meint Richter, sei am realistischsten. Eine Gefahr der Invasion von Seiten Russlands sieht er nicht.

Artillerie und moderne Waffen: Ukraine hat aufgerüstet

Auch die Verteidigungsfähigkeit der Ukraine habe sich verbessert. Der SWP-Experte spricht von moderneren Waffen und präziserer Artillerie. 2014 sei die Heerstärke ungefähr gleich gewesen. Damals habe die Ukraine aber ein anderes Problem gehabt - das der Loyalität.

Auf der Krim beispielsweise sind mindestens zwei Drittel der ukrainischen Schwarzmeerflotte zur russischen Seite übergelaufen.
Wolfgang Richter, Stiftung Wissenschaft und Politik

Die nationale Identität habe sich in den letzten Jahren gewandelt und die Bereitschaft, das Land zu verteidigen, sei gewachsen. Wenn es dazu käme, wäre das für Russland und Europa ein langer und zermürbender Krieg.

Die EU nenne "keine konkreten Maßnahmen aus strategischen Gründen", aber auch, weil das einen "Preis für den Westen" hätte, so ZDF-Korrespondent Gunnar Krüger in Brüssel.

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Anwohnerin: "Hier gibt es nichts zu holen"

An der Grenze auf ihrer Veranda erzählt Galina von ihrer Tochter. Sie wohnt auf der anderen Seite der Grenze, im russischen Dorf Tyotkino. Die Straße, die die beiden Dörfer verbindet, trägt noch den Namen "Straße der Freundschaft". Seit der Checkpoint vor sechs Jahren geschlossen wurde, haben die beiden sich nicht mehr gesehen.

Es gäbe die Möglichkeit, ihre Tochter zu besuchen, erzählt Galina, doch dafür müsste sie 300 Kilometer weit fahren, um die Grenze überhaupt passieren zu dürfen. "Einmal fragte ich einen russischen Grenzsoldaten: 'Guten Tag! Wann öffnet ihr die Grenze?'. Er antwortete, dass das nicht von ihnen abhängt." Die Grenze wurde von der ukrainischen Seite geschlossen.

Die Bewohner*innen in Galinas Dorf nahe der Grenze haben zwar Angst vor einer Invasion, für wahrscheinlich halten sie es trotzdem nicht. Stattdessen sorgen sie sich um die Situation im Donbass. Hier gäbe es sowieso nichts mehr zu holen - außer ein bisschen Brennholz vielleicht, sagen sie.

Johanna Kunzi arbeitet im ZDF-Studio Moskau.

EU-Gipfel in Brüssel

Bei Angriff auf Ukraine - EU droht Russland mit "massiven Konsequenzen" 

Die europäischen Staats- und Regierungschefs drohen Russland im Fall eines Angriffs auf die Ukraine mit "massiven Konsequenzen".

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