Die SPD hat die Wahl im Saarland deutlich gewonnen. Laut vorläufigem Ergebnis kommt sie auf 43,5 Prozent, die CDU auf 28,5 Prozent. Linke, FDP und Grüne sind nicht im Landtag.
Die SPD mit Spitzenkandidatin Anke Rehlinger ist klarer Sieger der Landtagswahl im Saarland. Die Partei erzielte sogar die absolute Mehrheit. Die CDU vom derzeitigen Ministerpräsidenten Tobias Hans ist damit abgewählt. Die Zahlen der Parteien laut vorläufigem Ergebnis im Überblick:
- CDU: 28,5 Prozent
- SPD: 43,5 Prozent
- Linke: 2,6 Prozent
- AfD: 5,7 Prozent
- Grüne: 4,99502 Prozent
- FDP: 4,8 Prozent
Die Linken sind damit nicht mehr im neuen Landtag vertreten, ebenso die FDP und ganz knapp auch die Grünen nicht. Ihnen fehlen nur 23 Stimmen. Angesichts des knappen vorläufigen amtlichen Wahlergebnisses weist die Landeswahlleitung ausdrücklich darauf hin, "dass sich beim amtlichen Endergebnis Abweichungen sowohl bei der Anzahl der Wahlberechtigten, der Wählerinnen und Wähler sowie der gültigen und ungültigen Stimmen als auch bei der endgültigen Sitzverteilung auf die Parteien ergeben können".
Die SPD bekommt 29 der 51 Sitze. Die CDU stellt mit 19 Abgeordneten die zweitstärkste Fraktion. Drei Abgeordnete der AfD vervollständigen das Parlament. FDP und Grüne scheitern, so das vorläufige amtliche Endergebnis der Landtagswahl im Saarland.
Vor allem bei der CDU ( minus 12,2 Prozentpunkt) und den Linken (minus 10,2) sind die Verluste groß, die SPD (plus 13,9) hat enorm hinzugewonnen. "Man kommt in der Renaissance der Volksparteien gar nicht aus dem Staunen heraus: ganz traditionell, wenig Parteien und in der Mitte sehr zentriert", sagte Parteienforscher Karl-Rudolf Korte.
- Überlegener SPD-Sieg, Fokus auf Landespolitik
Bei der Landtagswahl im Saarland ist die SPD nach sehr hohen Zugewinnen auf dem Weg zur absoluten Mehrheit, die CDU fällt auf ihr schlechtestes Saarland-Ergebnis nach 1955.
Welche Koalitionen sind möglich?
Nach derzeitigem Stand hat die SPD die absolute Mehrheit an Sitzen und könnte alleine regieren.
Rehlinger kündigte eine schnelle Regierungsbildung an. Sie werde kommende Woche zu Gesprächen laden, sagt sie mit Blick auf künftige Koalitionspartner. Die SPD sei auch für eine Alleinregierung offen, wenn dies stabil nach dem endgültigen Wahlergebnis möglich sei, betonte Rehlinger im ZDF.
Wie sind die Reaktionen im Saarland?
Wahlsiegerin Anke Rehlinger (SPD): "Die Saar-SPD hat die Wahl gewonnen und nach 23 Jahren sind wir wieder stärkste Kraft als Sozialdemokraten an der Saar." Sie dankte allen Wahlkämpfern: "Wir haben uns das Vertrauen Stück für Stück zurück erkämpft."
CDU-Spitzenkandidat und derzeitiger Ministerpräsident Tobias Hans: "Natürlich werde ich persönliche Konsequenzen ziehen", kündigte er mit Blick auf die Niederlage seiner Partei an. Die genauen Abläufe würden in aller Ruhe in den Parteigremien beraten. Er sprach in der ARD von einer "sehr bitteren Niederlage", für die er persönlich die Verantwortung übernehme.
Die Linke-Spitzenkandidatin Barbara Spaniol nannte das schlechte Abschneiden ihrer Partei bei der Landtagswahl einen "Schlag". Sie fügte hinzu: "Das war vielleicht so nicht zu erwarten, es ist aber passiert." All dies müsse nun aufgearbeitet werden.
Christian Wirth, saarländischer AfD-Chef: Das chaotische Bild der Partei sei "nicht von der Hand zu weisen". Es sei auch "kein guter Tag gewesen für kleine Parteien". Das Ergebnis sieht Wirth "mit einem lachenden und einem weinenden Auge". Wichtig sei, dass man im Landtag drin sei mit der gleichen Anzahl an Mandatsträgern. "Von daher: Kann ich mit leben."
Lisa Becker, Spitzenkandidatin der Grünen im Saarland, zum voraussichtlichen Sprung in den Landtag: "Wir hoffen natürlich, dass sich das im Endergebnis widerspiegeln wird und das warten wir zunächst ab. Wenn es dabei bleibt, dann sind wir natürlich froh über das Ergebnis."
Angelika Hießerich-Peter, FDP-Spitzenkandidatin: "Gratulation an Anke Rehlinger und die SPD, die haben ein tolles Ergebnis erzielt. Das ist ganz zweifelsohne. Wir sehen zunächst einmal, dass in den letzten Wochen der Wahlkampf sehr stark in der Öffentlichkeit auf die Frage fokussiert war, wer Ministerpräsident dieses Landes wird. Das hat es für alle kleinen Parteien schwer gemacht, überhaupt die Wahrnehmung zu bekommen, die sie brauchen."
Ergebnisse der Saarland-Wahl 2022
Wie haben die Parteien bei der Wahl zum Landtag im Saarland abgeschnitten? Wo haben sie ihre treuesten Wähler? Antworten finden Sie auf unserer interaktiven Ergebnisseite.
Wie sind die Reaktionen auf Bundesebene?
SPD-Chef Lars Klingbeil sieht einen "sensationellen Sieg" seiner Partei an der Saar. Die SPD stelle nun die Hälfte der 16 Ministerpräsidenten und Ministerpräsidentinnen, sagte er und verweist auch auf künftig vier SPD-Landeschefinnen. "Das Saarland war ein erster Stimmungstest nach der Bundestagswahl."
CDU-Generalsekretär Mario Czaja sieht nach dem Absturz seiner Partei im Saarland keine Auswirkungen auf die Landtagswahlen in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen im Mai. "Es kommt darauf an, dass wir deutlich machen, wofür wir stehen. Das ist im Saarland so nicht gelungen. Und hier in Berlin tun wir das", sagte Czaja.
Kleines Land - große Signalwirkung? Das Saarland hat einen neuen Landtag gewählt. Den ersten seit der Bundestagswahl vor sechs Monaten - und im fernen Berlin wird genau beobachtet, welche Signale von dieser ersten Landtagswahl ausgehen.
Susanne Henning-Wellsow, Linke-Chefin: Es sei "kein guter Abend für uns". "Das Ergebnis ist mit Sicherheit davon geprägt, dass die Linke im Saarland durchaus über die letzten Jahre heftige Auseinandersetzungen geführt hat. Und es ist, wie es ist: Man wählt keine zerstrittenen Parteien. Das Ergebnis bekommen wir heute in aller Deutlichkeit." Das sei "wirklich bitter und ein Desaster".
Tino Chrupalla, Bundesvorsitzender der AfD, sieht es sehr positiv, dass die AfD wieder im saarländischen Landtag vertreten ist. Gleichwohl werde es für die kleine Parteien schwierig, sagte Chrupalla. "Wir hätten uns sicherlich ein, zwei Prozent mehr gewünscht. Aber insgesamt bin ich erstmal zufrieden, dass wir wieder als Korrektiv im saarländischen Landtag vertreten sind", sagte Chrupalla.
Grünen-Co-Chef Omid Nouripour sieht einen positiven Bundeseinfluss auf das Ergebnis der Grünen im Saarland. "Wenn es bei sechs Prozent bliebe, wäre dies beste Ergebnis, das wir dort jemals hatten", sagt er. Nun sei es an Anke Rehlinger, über eine Koalition zu entscheiden.
FDP-Chef Christian Lindner sieht vor allem einen Erfolg der SPD-Spitzenkandidatin Anke Rehlinger an der Saar. "Insgesamt sollte man den bundespolitischen Einfluss nicht zu groß bemessen", sagt er im ZDF. Die FDP habe an der Saar zugelegt und schaffe es hoffentlich noch in den Landtag. "Wir sind auf dem richtigen Weg."
- "Auch für Merz ist das eine Klatsche"
Friedrich Merz hatte sich rar gemacht im Saarland. Trotzdem geht die Niederlage der CDU auch mit ihm als neuen Parteivorsitzenden nach Hause, sagt Politikwissenschaftlerin Römmele.
Wie hoch ist die Wahlbeteiligung?
Die Wahlbeteiligung lag bei 63,0 Prozent. 2017 gingen 69,7 Prozent der Wähler an die Urne.
Wie war das Wahlergebnis 2017?
Stärkste Kraft wurde im März 2017 mit 40,7 Prozent der Stimmen die CDU, gefolgt von ihrem Koalitionspartner SPD mit 29,6 Prozent. Die Linke landete bei 12,8 Prozent, die AfD zog mit 6,2 Prozent erstmals ein. Grüne (4,0) und FDP (3,3) verpassten den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde. CDU und SPD bildeten im Anschluss eine Große Koalition. Das Saarland wird seit 2012 von einer Großen Koalition regiert.