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Preise, Waren, Wirtschaftskraft : Was Sanktionen gegen Russland bewirken

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Die westlichen Sanktionen treffen vor allem die russische Bevölkerung, weniger die Oligarchen. Experten sind skeptisch, dass Putin seinen Kurs ändert - auch wenn das Land leidet.

Wladimir Putin in sakraler Umgebung.
Der Ton in Moskau wird rauer.
Quelle: ZDF/Contributor/Getty Images

Wladimir Putin und Sergej Lawrow sehen sich von Feinden umzingelt. Mit Blick auf die westlichen Sanktionen spricht der russische Präsident nun von einem wirtschaftlichen "Blitzkrieg". Zuvor hatte sein Außenminister gesagt, Russland sei Ziel eines "totalen hybriden Krieges".

Westliche Sanktionen treffen Russlands Wirtschaft

Die Wirtschafts- und Finanzsanktionen, die westliche Staaten infolge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine erlassen hatten, will Moskau durch intensivere Kooperationen vor allem mit China und Indien ausgleichen. Soweit der Krisenplan.

Denn dass Russland in der Krise steckt, steht für unabhängige Beobachter außer Frage. Roland Götz, Volkswirt und Russland-Experte, sagt im ZDFheute-Gespräch:

Die westlichen Sanktionen treffen die russische Wirtschaft in ihrer ganzen Breite und die Auswirkungen sind jetzt schon spürbar.
Roland Götz, Volkswirt und Russland-Experte

So gerate die Industrieproduktion ins Stocken, weil Computerchips und andere Komponenten nicht mehr aus dem Westen geliefert werden.

Weniger Waren, steigende Preise

Der Moskauer Ökonom Nikolaj Kulbaka von der Russischen Akademie für Volkswirtschaft und Öffentlichen Dienst berichtet in einem aktuellen "Spiegel"-Interview zudem vom "Zusammenbruch zahlreicher Lieferketten".

Die Folge: Weniger Warenangebot, steigende Preise. Ein Beispiel: Weil der Markt für Neuwagen leergefegt sei, seien die Preise für gebrauchte Autos in Russland um 30 Prozent gestiegen, so Kulbaka.

Massiver Einbruch der Wirtschaftskraft erwartet

Steigende Preise für Lebensmittel und andere Produkte treffen das Volk. Laut russischer Zentralbank könnte die Inflationsrate bis Jahresende auf mehr als 20 Prozent steigen.

Mehr noch: "Analysten der russischen Zentralbank gehen von einem massiven Einbruch der russischen Wirtschaftskraft aus", sagt Katharina Bluhm, Leiterin des Osteuropa-Instituts der Freien Universität Berlin.

Russlands Reserven

Zwar befinde sich Russland in der Krise, es verfüge jedoch über Währungsreserven und der hohe Ölpreis sorge dafür, dass weiterhin "viel Geld ins Land kommt", so Bluhm. Die angekündigten wirtschaftlichen und technologischen Kooperationen mit China, Indien und anderen Ländern schmälerten zudem "die Schlagkraft der Sanktionen". Bluhm erwartet deshalb kurzfristig keinen großen Kurswechsel im Kreml.

Russland wird gewiss nicht klein beigeben, dafür hat sich Putin schon zu sehr verrannt.
Katharina Bluhm, Leiterin des Osteuropa-Instituts der FU Berlin

Moskauer Ökonom vergleicht Russland mit Titanic

In der russischen Elite beobachtet die Soziologieprofessorin derzeit zwei große Fraktionen. Während der national-konservative Flügel einen "historischen Moment" gekommen sehe, um "einen autarken Gegenpol zu den USA" zu bilden, sei der liberale Flügel sehr pessimistisch. "Diese Fraktion sieht das Land durch den radikalen Bruch mit dem Westen in eine langfristige Stagnationsphase geraten, mit noch mehr staatlichen Repressionen im Innern und einem Niedergang von Wissenschaft und Wirtschaft", so Bluhm.

Der russische Ökonom Kulbaka teilt diese Sicht und spricht von einem langsamen "Abrutschen". Russland werde "so langsam sinken wie die Titanic", sagte Kulbaka dem "Spiegel". Die Folgen sind gravierend: Zigtausende gut ausgebildeter Menschen haben Russland verlassen.

Russland-Experte: Breite Masse glaubt Putins Propaganda

Die breite Masse der russischen Bevölkerung sei hingegen "von der Propaganda des Regimes im Kreml derart beeinflusst", dass sie den Mangel im Land "mehr oder weniger klaglos erträgt", sagt Roland Götz. "Man glaubt Putin, dass der Westen eine Bedrohung für Russland sei und das russische Volk absichtlich schädigen wolle."

Putins Oligarchen zählen zu den reichsten Menschen der Welt.

Beitragslänge:
15 min
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Die Welt bleibt groß für russische Oligarchen

In der russischen Elite beobachtet die Soziologieprofessorin derzeit zwei große Fraktionen. Wirklich getroffen fühlten sich vor allem letztere aber nicht: "Die Oligarchen, die sich unter dem Deckmantel des russischen Staates bereichert haben, verfügen trotz westlicher Finanzsanktionen weiterhin über genügend Ressourcen, um sich schadlos zu halten", sagt Roland Götz, Ökonom und Russland-Experte.

Der Grund: Viele Länder des Nahen Ostens oder auch China und Indien unterstützen die westlichen Sanktionen nicht.

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