Expertin zu Scheinreferenden: "Propaganda und Theater"
Interview
Russlands Scheinreferenden:Expertin Major: "Propaganda und Theater"
23.09.2022 | 08:10
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Russland führt heute Scheinreferenden im besetzten Teil der Ukraine durch - dies sei "Propaganda und Theater", sagt Expertin Major im ZDF. Der Westen müsse darauf geeint reagieren.
Eine zögerliche Reaktion des Westens auf die Scheinreferenden könnte Russland "als Schwäche" auslegen, sagt Sicherheitsexpertin Claudia Major im ZDF.23.09.2022 | 4:28 min
Trotz vehementer Kritik treibt Russland seine Annexionspläne voran, heute lässt Kremlchef Wladimir Putin Scheinreferenden im besetzten Teil der Ukraine durchführen. Es sei wichtig, dass man von "Scheinreferenden" spreche, betont Sicherheitsexpertin Claudia Major im ZDF-Morgenmagazin.
Weil es keine wirklichen Referenden sind, sondern weil es de facto Propaganda und Theater von russischer Seite ist.
Claudia Major, Stiftung Wissenschaft und Politik
Major: Geeinte Reaktion des Westens
Russland versuche mit den Scheinreferenden, die vier ukrainischen Gebiete, die es zum Teil besetzt halte, in russisches Territorium zu überführen, so Major. "Und dem sollten wir ganz klar widersprechen - die Scheinreferenden eben als Schein benennen und die Ergebnisse nicht akzeptieren."
Heute beginnen die Scheinreferenden in vier ukrainischen Regionen über einen Beitritt zu Russland. In der Bevölkerung ist die Stimmung eher dagegen.23.09.2022 | 2:32 min
Russland wolle damit Druck auf den Westen und auf die Ukraine ausüben. Man müsse nun klar dagegen halten, dass man ein solches "völkerrechtswidriges Vorgehen nicht dulden" werde, so Major weiter. Zögerliches Verhalten der westlichen Staaten könnte von Russland als Schwäche ausgelegt und eher als Einladung verstanden werden, einfach so weiterzumachen.
Deswegen ist hier eine geeinte Reaktion so wichtig, um zu sagen: Nein, wir akzeptieren das nicht - im Gegenteil, wir unterstützen die Ukraine umsomehr, um zu zeigen, dass wir einen solchen Krieg und eine solche Annexion nicht dulden.
Expertin: "Erpressungsversuch von russischer Seite"
Man müsse die Ukraine mehr unterstützen, betonte die Sicherheitsexpertin im ZDF. Eine nukleare Reaktion Russlands halte sie für sehr unwahrscheinlich.
"Ich finde dieses nukleare Drohen, das Putin seit Kriegsbeginn regelmäßig gemacht hat, zutiefst unverantwortlich, das müssen wir auch ernst nehmen", so Major. "Aber es ist vor allen Dingen ein Erpressungsversuch von russischer Seite, damit wir die Ukraine immer weniger unterstützen."
Wenn Russland mit diesem Erpressungsversuchen durchkommt, dann ist letztlich die Situation für uns in Europa immer schwieriger.
Claudia Major, Stiftung Wissenschaft und Politik
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.