Menschenrechtsanwältin und Ex-Olympia-Athletin Sylvia Schenk kritisiert die Haltung des IOC zu China. Man müsse als Gast höflich sein, sich aber nicht instrumentalisieren lassen.
Silvia Schenk bewertet im ZDF-Interview die Olympia-Eröffnungsfeier als "relativ 'unchinesisch'". Im Jahr 2008 zu den vorherigen Olympischen Spielen in Peking sei wesentlich mehr von der Kultur und der Entwicklung des Landes dargestellt worden. "Es war irgendwie heile Welt - aber nicht wirklich China", sagt sie.
Höflichkeit wahren und gleichzeitig Haltung zeigen
Das ehemalige Vorstandsmitglied von Transparency International kritisiert die Rolle des IOC-Vorsitzenden Thomas Bach, auch wenn Schenk betont, er müsse als Gast natürlich bestimmte Höflichkeitsformen wahren. "Es wäre jetzt schlecht gewesen, wenn er da kontrovers aufgetreten wäre." Das Problem liege aber in den Wochen zuvor, etwa im Umgang mit der Tennisspielerin Peng Shuai, "da hat er sich instrumentalisieren lassen".
Dass Problem sei, dass dass IOC zu vielen Themen geschwiegen und die Balance nicht gefunden habe, zwischen "der Rolle als Gast, der Höflichkeitsformen wahrt, aber andererseits sich nicht instrumentalisieren lässt". Denn damit mache man sich praktisch zum Komplizen - auch für Menschenrechtsverletzungen.
Länder noch ohne Strategie gegenüber China
Mit seiner Kritik, dass das IOC nicht alles richten könne, habe Bach insofern recht, als dass die EU und viele andere Länder wie Deutschland und die EU noch "keine wirkliche Strategie im Verhältnis zu China" gefunden haben. "Da müsste man dringend dran arbeiten", meint Schenk.
Jeder habe seine eigene Rolle zu spielen. Aber auch das IOC könne ohne die Höflichkeitsformen zu brechen und ohne Länder ganz auszuschließen, trotzdem verhindern, dass es sich instrumentalisieren lasse.
Schenk ist der Meinung, unter diesen Bedingungen hätten die Spiele nicht nach China vergeben werden dürfen. 2008 habe das IOC noch kein Menschrenrechtskonzept gehabt. Das habe sich aber geändert.
Man habe vermutlich Angst gehabt, noch mehr im Widerspruch zu seinen eigenen Vorgaben sein, resümiert Schenk.