Kanzler Scholz und Wirtschaftsminister Habeck verhandeln in Kanada ein Energieabkommen mit dem Land. Die deutsche Wirtschaft reist mit - und drängt auf ein schnelles Abkommen.
In Kanada verhandeln Scholz und Habeck derzeit den Aufbau einer Infrastruktur für flüssiges Erdgas und grüne Wasserkraft, um unabhängig von russischer Energie zu werden.
Anlässlich der Kanada-Reise von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) drängt die deutsche Wirtschaft zu schnellen Abkommen mit dem nordamerikanischen Land.
Der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) hoffe darauf, dass der Besuch in Kanada noch einmal den Druck auf die Regierungskoalition in Deutschland erhöhe, das deutsch-kanadische Handelsabkommen CETA im Bundestag endlich zu ratifizieren, sagte Verbandspräsident Dirk Jandura der Düsseldorfer "Rheinischen Post".
ZDF-Korrespondent Theo Koll berichtet aus Montreal über die Kanada-Reise von Bundeskanzler Scholz und Wirtschaftsminister Habeck.
BDEW: Wasserstoffwirtschaft braucht Partnerschaften
Vor allem müsse die Zusammenarbeit bei der Energieversorgung und bei der Versorgung der deutschen Wirtschaft mit sogenannten seltenen Erden verstärkt werden, betonte Jandura. Kanada könne zudem durch eine Beschleunigung der Fertigstellung seiner Exportanlagen für Flüssiggas (LNG) dazu beitragen, "die europäische Wirtschaft am Laufen und die Haushalte warm zu halten", sagte der BGA-Präsident.
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) betonte, der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft sei nicht allein auf nationaler Ebene möglich. Deutschland und Europa seien daher auf den Import von Wasserstoff angewiesen sein. Kerstin Andreae, die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung sagte der "Rheinischen Post":
Ab September wird gespart: Dann soll eine Verordnung mit einer Reihe von Energiesparmaßnahmen in Kraft treten. "Es sind eine ganze Reihe von Punkten, die man sehen und merken wird", so Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne).
Scholz und Habeck von Wirtschaftsdelegation begleitet
Neben einer möglichen künftigen Zusammenarbeit beim Wasserstoff sei Kanada aber schon heute ein verlässlicher Lieferant von Rohstoffen für die Energiewende, erklärte Andreae. Dies gelte etwa für Edelmetalle, Titan, Nickel, Kobalt, Graphit und Aluminium. Hier gebe es großes "Potenzial für weitere Steigerungen", betonte sie.
Bei ihrer Reise werden Scholz und Habeck von einer Delegation von Wirtschaftsvertretern begleitet. Gemeinsam mit Kanadas Premierminister Justin Trudeau sind bis Dienstag Besuche in Montréal, Toronto und Stephenville, einer Küstenstadt in Neufundland, geplant.
Das oft aus Maissilage, Gülle und Pflanzenresten produzierte Biogas wird überwiegend verstromt oder als Abwärme genutzt. Eine neue Technologie ermöglicht LNG aus Biogasanlagen.
Fehlende Export-Infrastruktur als Problem
Im Mittelpunkt der Reise steht die bilaterale Zusammenarbeit im Klima- und Energiebereich. Konkret ist die Unterzeichnung eines Abkommens zur Zusammenarbeit beim Thema Wasserstoff geplant. Zudem steht das Thema Flüssiggas (LNG) auf dem Programm. Wegen fehlender Export-Infrastruktur ist die Lieferung von kanadischem Gas nach Europa jedoch schwierig.
Neben der Energiepolitik soll es laut Bundesregierung auch um geopolitische Themen wie die Nato-Zusammenarbeit und das Verhältnis zu Russland und China gehen.
- Wenn Chef und Vize gemeinsam auf Reisen gehen
Bundeskanzler Scholz und sein Stellvertreter Habeck fliegen zusammen nach Kanada. Es geht um LNG-Gas und die Zukunft der Zeitenwende - auch für die deutsch-kanadischen Beziehungen.