Vor dem Petersburger Klimadialog erklärt Olaf Scholz: An den Klimaschutzzielen sei trotz Energiekrise nichts zu rütteln. Aktivistin Neubauer indes nennt ihn "fossiler Kanzler".
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat trotz der Energiekrise infolge des Ukraine-Krieges die Klimaschutzziele Deutschlands unterstrichen. "Dass wir jetzt vorübergehend wegen des brutalen Angriffs Russlands auf die Ukraine manche Kraftwerke nutzen müssen, die wir schon außer Betrieb genommen haben, das ist bitter. Aber es ist nur für sehr kurze Zeit", sagte Scholz in seiner wöchentlichen Videobotschaft.
Scholz will Erneuerbare vorantreiben
Scholz sagte, es werde dafür gesorgt, dass der Ausbau der Erneuerbaren Energien endlich vorankomme. "Die Windkraft auf hoher See, an Land, die Solarenergie, die Biomasse. Alles das brauchen wir, um Strom zu produzieren und um Wasserstoff herstellen zu können, damit wir eine industrielle Zukunft haben, ohne CO2-Emissionen. 2045 wollen wir das schon erreichen."
Die Bundesregierung will den Ausbau erneuerbarer Energien beschleunigen. Einige Bürger fühlen sich überrumpelt. Wie in Tempelfelde. Dort soll ein riesiger Solarpark entstehen.
Nach ersten auf den Weg gebrachten Gesetzen sollten weitere in diesem Jahr folgen. Ziel sei, als eines der ersten Länder CO2-neutral und gleichzeitig global wettbewerbsfähig zu sein.
Um angesichts der Konfrontation mit Russland als Energielieferant Gas zu sparen, sollen Kraftwerke, die mit Kohle und Öl betrieben werden und aktuell in der Netzreserve sind, bis Ende des Winters befristet an den Strommarkt zurückkehren können.
Kohle bleibt auch 2022 wichtigster Energieträger zur Stromerzeugung. Mit einer im Kabinett vorgelegten Verordnung für Kohlekraftwerke soll die Abhängigkeit von russischem Gas reduziert werden.
Klimaaktivistin Luisa Neubauer sieht Scholz als "fossilen Kanzler"
An diesem Montag und Dienstag findet der Petersberger Klimadialog statt. Am Montag wird dort unter anderem auch Scholz als Redner erwartet. Das Treffen soll auch der Vorbereitung der Weltklimakonferenz im November in Ägypten dienen.
Aktivistin Luisa Neubauer kritisierte Scholz vor dem Treffen als "fossilen Kanzler". Der SPD-Politiker müsse jetzt einen Plan vorlegen, wie er die Menschen vor der Klimakrise schützen und den globalen Süden finanziell unterstützen wolle, sagte Neubauer von der Umweltbewegung Fridays for Future der "Rheinischen Post".
Klimaaktivistin Luisa Neubauer erklärt bei Lanz, warum man das Problem der Klimakrise, gerade mit Blick auf den Ukraine-Krieg, so schnell wie möglich angehen sollte.
Flasbarth vor Klimadialog: Industrieländer zuletzt nicht gut genug
Bei dem Treffen soll auch der Ausgleich von Klimaschäden in ärmeren Teilen der Welt eine Rolle spielen. Das Thema "Schäden und Verluste" werde auf diesen Konferenzen sehr emotional diskutiert, sagte der Staatssekretär im Bundesentwicklungsministerium, Jochen Flasbarth (SPD), der "Rheinischen Post".
"Die Antworten der Industrieländer waren in der Vergangenheit nicht gut genug", räumte Flasbarth demnach ein. "Wir wollen beim Petersberger Klimadialog ausloten, welche Brücken wir bei diesem Thema bauen können, damit die nächste Weltklimakonferenz in Ägypten ein Erfolg wird."
- Daten zum Klimawandel im Überblick
Wie hat sich das Klima bereits verändert? Wie viel CO2 haben die Länder seit 1990 eingespart? Die wichtigsten Zahlen im KlimaRadar von ZDFheute.