Olaf Scholz nennt Deutschland "einen der wichtigsten militärischen Unterstützer der Ukraine". Stimmt das? Ein Blick auf die Zahlen zeigt: Auch kleinere Länder sind sehr engagiert.
Auf seiner Reise ins Baltikum hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) versucht, den Eindruck auszuräumen, Deutschland sei bei den Waffenlieferungen an die Ukraine zu zögerlich. Bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit den Regierungschef*innen aus Litauen, Estland und Lettland sagte er:
Er relativiert diesen Satz direkt im Anschluss: "Es gibt ein paar wenige, die auch sehr viel tun, wie zum Beispiel die Vereinigten Staaten von Amerika, aber Deutschland zählt zu den Ländern, die in ganz großem Umfang ihre Möglichkeiten einsetzen."
Deutschland liefere umfangreich Waffen an die Ukraine, auch schwere Waffen, wie Panzerhaubitzen und Gepard-Panzer, sagt Bundeskanzler Scholz im Bundestag.
Stimmt das? Ein Blick auf die Zahlen
Einen genauen Überblick über die Hilfslieferungen der Welt an die Ukraine hat Christoph Trebesch vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel. Mit seinem Team sammelt er im Ukraine Support Tracker sämtliche Informationen über militärische, finanzielle und humanitäre Unterstützung, die Länder zusagen und liefern.
Deutschland ist im Ranking der wichtigsten militärischen Unterstützer auf Platz 4 in absoluten Zahlen, weiter hinter den USA, aber auch hinter Polen und Großbritannien.
Setzt man nämlich die deutschen Militärhilfen in Relation zum Bruttoinlandsprodukt, rutscht Deutschland ins hintere Mittelfeld der Unterstützer-Staaten.
Viele Zusagen, lange Lieferzeiten aus Deutschland
Deutschland habe in den letzten Wochen erhebliche konkrete Zusagen zu schweren Waffenlieferungen gemacht, so Trebesch. Hierzu zählen insbesondere die Panzerhaubitzen 2000, Gepard Panzer, Iris-Luftverteidigungssysteme und Mars-2-Raketenwerfer. Davon sei bisher allerdings noch nichts geliefert worden.
Frankreich habe deutlich weniger zugesagt - an schweren Waffen nur 12 Cesar Artilleriegeschütze -, diese wurden allerdings schon geliefert. Auch Großbritannien und Polen haben schon in erheblichem Maße schwere Waffen geliefert. Der Unterscheid sei also vor allem, dass es in Deutschland wochen- oder monatelange Verzögerungen zwischen Ankündigung und Lieferung gibt und andere Länder schneller sind.
Die USA haben im laufenden Krieg in der Ukraine fast 20 Mal so hohe Militärhilfen zugesagt und auch bereits viele schwere Waffen geliefert.
Was hat Deutschland bisher geliefert?
Bisher zugesagt und/oder geliefert hat Deutschland:
- 500 Stinger Flugabwehrraketen
- 2.000 Strela Raketen
- 900 Panzerfäuste mit 3.000 Raketen
- 100 Maschinengewehre MG3 mit 8 Millionen Schuss
- 15 Bunkerfäuste mit 50 Schuss
- 100.000 Handgranaten
- 2.000 Minen
- 23.000 Helme
An schweren Waffen hat Deutschland bisher zugesagt:
- 50 Gepard Panzer
- 7 Panzerhaubitzen 2000
- Welche Rolle spielen die neuen Waffen?
Die USA und Deutschland wollen weitere schwere Waffen an die Ukraine liefern. Darunter Flugabwehrsysteme, Raketenwerfer und Drohnen. Welchen Einfluss hat das auf den Krieg?
Einige Lieferungen bleiben geheim
Einschränkend muss bei diesen Zahlen und Daten jedoch gesagt werden: Längst nicht alle Waffenlieferungen werden von den Ländern öffentlich gemacht. Großbritannien etwa macht keine Angaben, wie viele Javelin- oder Luftabwehr-Raketen an die Ukraine geliefert werden. Italien hält seine Waffenlieferungen allgemein streng geheim, deshalb ist es unmöglich, die gesamte militärische Hilfe zu quantifizieren.
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