Streit ums Neun-Euro-Ticket: Kanzler Scholz sieht es als "Erfolg" und kündigt Gespräche über eine Nachfolgeregelung an. Finanzminister Lindner ist skeptisch.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat das von seiner Koalition eingeführte Neun-Euro-Ticket als "großen Erfolg" bezeichnet und Gespräche über eine Nachfolgeregelung angekündigt. Das sagte der SPD-Politiker am Sonntag am Tag der offenen Tür im Kanzleramt.
Das Ticket sei gut angenommen worden und habe vor allem gezeigt, wo Schwierigkeiten und Defizite im Öffentlichen Nahverkehr lägen. Viele Bürgerinnen und Bürger wünschten sich einfachere Strukturen und große Tarifverbände, das Umsteigen müsse einfacher werden.
Martin: Neues Ticket muss jetzt besprochen werden
Der Kanzler zeigte sich offen für eine Nachfolgeregelung und kündigte an, dass Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) mit den 16 Bundesländern prüfe, wie die "Bequemlichkeit, Benutzbarkeit, vielleicht auch die Bezahlbarkeit" im Öffentlichen Nahverkehr besser geregelt werden könne.
Die verkehrspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Dorothee Martin, forderte eine baldige Diskussion mit den Ländern. Der von Wissing avisierte Zeitplan reiche dafür nicht aus, sagte sie dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
Nachfolge von Neun-Euro-Ticket ungewiss
Die mögliche Nachfolge für das Neun-Euro-Ticket, das Ende August ausläuft, sorgt schon jetzt für Streit in der Ampel. Denn Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) weist Forderungen nach einer Verlängerung des Neun-Euro-Tickets erneut zurück.
sagte Lindner am Sonntag im "Bericht aus Berlin" des ARD-Hauptstadtstudios.
Dieses Geld würde andernorts für die Bildung oder für Investitionen in das Schienennetz fehlen. Die Idee eines kostenfreien Öffentlichen Nahverkehrs "ist nicht finanzierbar". Aus Lindners Sicht wäre das auch "nicht nachhaltig" und würde am Ende "auch nicht zu ökologisch verantwortbaren Entscheidungen" führen.
Das Neun-Euro-Ticket für den Nahverkehr in ganz Deutschland war als Teil des Entlastungspakets der Bundesregierung für die Monate Juni, Juli und August beschlossen worden, um Verbrauchern angesichts der hohen Inflation zu helfen.
Auch Verkehrsminister Wissing hatte schon am 10. August im ZDF betont, er sehe das Ticket als "dauerhaft nicht finanzierbar" an.