Zur Eindämmung der Energiekrise dringen Deutschland und Spanien gemeinsam auf den Bau einer Gas-Pipeline über die Pyrenäen.
Berlin und Madrid beschließen Aktionsplan
In einem gemeinsamen Aktionsplan, der bei den deutsch-spanischen Regierungskonsultationen in La Coruña beschlossen wurde, setzen sich beide Länder für die Realisierung der Leitung namens Midcat zwischen Spanien und Frankreich bis 2025 ein. Später soll dadurch auch mit erneuerbaren Energien produzierter Wasserstoff transportiert werden. Frankreich stemmt sich bisher allerdings gegen den Bau.
Bundeskanzler
Olaf Scholz (SPD) und der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez warben bei einer gemeinsamen Pressekonferenz für die Realisierung der Pyrenäen-Pipeline. Beide bekannten sich ausdrücklich zur europäischen Solidarität in der
Energiekrise. "Bezahlbare Energie" zu gewährleisten, sei ein "ganz, ganz wichtiges gemeinsames Anliegen unserer beiden Regierungen", sagte der Bundeskanzler.
Sánchez: Beziehungen "auf solidem Fundament"
Der Aktionsplan umfasst fast alle Politikbereiche von Bildung und Forschung über Wirtschaft bis zu Verteidigung und Sicherheit. Sanchez sprach von einem sehr praxisorientierten Dokument. Die Beziehungen beider Länder auf "sehr soliden Fundamenten" stünden.
Besonders große aktuelle Bedeutung kommt der Passage zur Energiekooperation zu. Die von Scholz und Sanchez befürwortete Midcat-Pipeline soll von Barcelona über die Pyrenäen bis zur Anbindung an das französische Netz im südfranzösischen Barbaira führen. In Spanien ist die Röhre bis Hostalric 106 Kilometer südlich der Grenze fertig, in Frankreich fehlen etwa 120 Kilometer. Das Projekt war 2017 wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit abgebrochen worden.
Das Erdgas, das durch die Röhre Richtung Norden fließen soll, könnten Spanien und Portugal aus verschiedenen Quellen beziehen, da die beiden Länder zusammen über insgesamt sieben Flüssiggasterminals verfügen. Zudem gibt es zwei Pipelines zum Gaslieferanten Algerien in Nordafrika.
Sánchez und Scholz bekräftigen Hilfe für Kiew
Sánchez und Scholz bekräftigten zudem ihre militärische Unterstützung für die
Ukraine. Mit Blick auf die in anderen EU-Staaten teils deutlich kritisierten deutschen Pläne einer
Energiepreisbremse sagte Sánchez, er habe "durchaus Sympathie und Verständnis" für die Lage in Deutschland. Berlin habe seine Abhängigkeit von russischen Energieträgern in den vergangenen Monaten "in Rekordzeit zurückgefahren".
Zudem hätten in Europa aufgrund der Größe der deutschen Volkswirtschaft "alle ein Interesse daran, dass es Deutschland gut geht", sagte der spanische Regierungschef. Europa habe aber andererseits in der
Corona-Pandemie gelernt, dass sowohl nationale als auch europäische Antworten auf Krisen wichtig seien.
Es sind die ersten deutsch-spanischen Regierungskonsultationen seit neun Jahren. An solchen Treffen nehmen auf beiden Seiten neben den Regierungschefs immer mehrere Minister teil. Die Bundesregierung führt solche Konsultationen regelmäßig mit Partnerländern wie zum Beispiel Israel, Indien oder Italien durch.
Quelle: AFP, dpa