Gerhard Schröder hat angekündigt, auf einen Aufsichtsratsposten bei Gazprom verzichten zu wollen. Noch heute Nachmittag hatte das russische Unternehmen eine Nominierung bekräftigt.
Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder hat nach eigenen Angaben schon vor längerer Zeit auf die Nominierung für den Aufsichtsrat des russischen Energiekonzerns Gazprom verzichtet. Dies habe er dem Unternehmen auch mitgeteilt, schrieb Schröder am Dienstagabend auf dem Online-Portal "LinkedIn". Die Authentizität des Beitrags wurde der Deutschen Presse-Agentur aus seinem Umfeld bestätigt.
Verwirrung um Schröders neuen Gazprom-Posten
Am Nachmittag hatte der russische Staatskonzern Gazprom die Nominierung des Altkanzlers für einen Sitz im Aufsichtsrat noch bestätigt. Im Februar hatte ihn Gazprom als neues Mitglied für das Gremium vorgeschlagen. Bei der Hauptversammlung am 30. Juni soll über die Zusammensetzung des Aufsichtsrats mit elf Sitzen entschieden werden.
Vergangene Woche hatte Schröder bereits seinen Posten im Aufsichtsrat des russischen Energiekonzerns Rosneft aufgegeben. Zuvor hatte Bundeskanzler Olaf Scholz den Wunsch geäußert, Schröder möge seine Mandate niederlegen.
Schröder mit engen Verbindungen zu Putin
Dem früheren SPD-Politiker werden enge Bindungen zu Russland vorgeworfen, die Parteispitze hat ihn zum Austritt aus der Partei aufgefordert. Schröder ist mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin persönlich befreundet. Eine Freundschaft, die ihm im Westen spätestens seit dem russischen Angriff auf die Ukraine übel genommen wird.
Parteiübergreifend war dem 78-Jährigen vorgeworfen worden, hoch dotierte Posten in russischen Staatsunternehmen zu besetzen, während die Europäische Union mit Sanktionen versucht, auch die russische Wirtschaft zu treffen, um auf diesem Wege der Ukraine zu helfen.
Bundestag entzog Schröder Privilegien
Wegen seines Russland-Engagements verlor Schröder auch die bislang Altkanzlern zustehenden Privilegien. Der Haushaltausschuss des Bundestages beschloss vergangene Woche, dass das Büro des 78-Jährigen mit zuletzt vier Beschäftigten abgewickelt wird.