Vor knapp einer Woche sind mehr als 300 Schüler aus einer Schule in Nigeria entführt worden. Boko Haram bekannte sich zu der Tat. Nun sind die meisten wieder frei.
Die meisten von der islamistischen Terrorgruppe Boko Haram im Nordwesten Nigerias entführten Schüler sind nach einem Bericht des Staatsfernsehens wieder frei. "Ich denke, wir können sagen, dass wir die meisten der Jungen zurück haben, wenn auch nicht alle von ihnen", sagte der Gouverneur des betroffenen Staates Katsina im Staatsfernsehen.
Konkret handele es sich um 344 Schüler, die den Behörden übergeben worden seien, so Aminu Bello Masari. Die Jungen sollten am Freitag medizinisch untersucht werden und dann werde geplant, sie mit ihren Familien zusammenzuführen. Ob die Regierung Lösegeld zahlte, gab Masari nicht bekannt.
Unklar, wieviele Schüler Boko Haram entkommen sind
Insgesamt hatte die Terrormiliz Boko Haram mehr als 800 Jungen aus ihrer Schule entführt. Hunderte konnten danach zwar vor ihren Entführern fliehen. Aber nach Schätzungen hatten sich mehr als 330 noch in Gefangenschaft befunden.
Nigerias Präsident Muhammadu Buhari sprach von einer großen Erleichterung für die Familien, "das gesamte Land und die internationale Gesellschaft". Nigerias Führung sei sich ihrer Verantwortung bewusst, Land und Leute zu schützen.
Die Regierung in dem westafrikanischen Land war wegen der unsicheren Lage im Norden scharf kritisiert worden. Dort versuchen die militanten Islamisten von Boko Haram seit mehr als zehn Jahren, mit Gewalt das islamische Recht einzuführen. Der Nordwesten stelle ein Problem dar, bemerkte auch Buhari; und die Regierung sei entschlossen, sich dessen anzunehmen.
Abzug der Reigerungstruppen gefordert
Stunden vor der Nachricht über die Freilassung, veröffentlichte Boko Haram ein Video, das einige der verschleppten Jungen zeigen sollte. In dem über sechs Minuten langen Clib, den sich Reporter der Nachrichtenagentur AP anschauten, soll zu hören sein, wie einer der Entführer eines der Kinder anhält, Forderungen der Kidnapper zu wiederhollen - darunter einen Abzug der Regierungstruppen.
Die Nachrichtenagentur AP sprach mit dem 17-Jährigen Usama Aminu, der aus den Händen seiner Entführer fliehen konnte. Diese hätten Militäruniformen getragen, schilderte er. Bewaffnete Jugendliche hätten den Entführern geholfen, teils seien sie jünger gewesen als er. Die Banditen hätten sie gezwungen, sich unter großen Bäumen zu verstecken. Er sei in der Nacht geflohen und hätte nach Hause gehen können, als ein Anwohner in einer Moschee ihm andere Kleidung und Geld gegeben habe.
Auch die nigerianische Regierung hatte die Entführer anfangs als "Banditen" bezeichnet und erklärt, man sei in Verhandlungen um die Jungen. Nach Einschätzung von Experten wurde der Angriff auf die Schule durch örtliche Bandenmitglieder verübt, die sich möglicherweise mit Boko Haram abgesprochen hatten. In diesem Jahr hat die Gewalt durch kriminelle Gangs im Nordwesten des Landes zugenommen. Seit Jahresbeginn wurden laut der Menschenrechtsorganisation Amnesty International mehr als 1.100 Menschen in der Region durch bewaffnete Banditen getötet.