In Schweden ist ein Machtwechsel möglich. Die rechtsextremen Schwedendemokraten könnten mit den Konservativen eine Mehrheit gewinnen, ihr Chef formuliert einen Regierungsanspruch.
Schweden hat gewählt. Zum ersten Mal werden die rechtsradikalen Schwedendemokraten zweitstärkste Kraft. Parteichef Jimmie Åkesson formuliert bereits einen Regierungsanspruch.
Nach der Parlamentswahl in Schweden könnte es zu einem Regierungswechsel kommen. Die regierenden Sozialdemokraten könnten die Macht verlieren, meldet das schwedische Fernsehen SVT am Montag.
Nach Auszählung von etwa 95 Prozent aller Stimmen liegt die Partei von Ministerpräsidentin Magdalena Andersson zwar mit 30,5 Prozent auf Platz 1. Allerdings werden die Schwedendemokraten (SD) mit 20,6 Prozent klar zweitstärkste Kraft. Bei männlichen Wählern landet die Partei sogar etwa gleichauf mit den Sozialdemokraten.
Damit zieht die rechtsradikale Partei erstmals an den konservativen Moderaten vorbei, die bei 19,1 Prozent liegen. Die Moderaten sind in Deutschland mit der CDU vergleichbar.
Rechtes Lager hat einen Sitz Vorsprung
Im Moment ist offen, wer künftig regieren wird. Beide politischen Blöcke liegen dicht beieinander mit einem knappen Vorsprung für das rechte Lager. In einer Berechnung des schwedischen Fernsehens am Montagmittag liegen Konservative und Rechtsradikale ein einziges Mandat vor dem linken Lager.
Damit wäre denkbar, dass der Vorsitzende der konservativen Moderaten, Ulf Kristersson, auch als Drittplatzierter versuchen wird, erstmals mit Hilfe der Schwedendemokraten, die auch Verbindungen zum Rechtsextremismus hat, an die Macht zu kommen.
Das würde eine "neue Ära" einleiten, ein "neues Kapitel für Schweden", sagt die schwedische Journalistin Lina Lund, ehemalige Deutschland-Korrespondentin der Zeitung "Dagens Nyheter":
Ergebnis erst am Mittwoch erwartet
Lund geht nicht davon aus, dass die Schwedendemokraten Teil einer konservativen Regierung werden und Minister stellen. Denn dafür wären die Moderaten noch auf zwei weitere, kleinere Parteien angewiesen: Christdemokraten und Liberale. "Die Liberalen würden eine Beteiligung der Schwedendemokraten aber nicht akzeptieren", sagt sie.
- Schweden: Rechtspopulisten wahlentscheidend?
Die rechtspopulistischen Schwedendemokraten könnten erstmals in Stockholm mitregieren, weil die bürgerlichen Parteien mit ihnen zusammenarbeiten wollen. Ein Tabubruch.
Allerdings wäre eine konservative Minderheitsregierung mit Unterstützung der Rechten denkbar. Der Chef der Schwedendemokraten, Jimmie Åkesson, formuliert in der Nacht vor jubelnden Anhängern bereits einen Regierungsanspruch:
Einige Wahlbezirke hatten erst am frühen Morgen Ergebnisse geliefert. In einigen Wahllokalen bildeten sich lange Schlangen, was die Auszählung der Stimmen verzögerte. Das vorläufige Ergebnis wird am Mittwoch erwartet, erst dann werden weitere Stimmen ausgezählt - unter anderem von Schweden, die im Ausland leben.