Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kritisiert Russlands Angriff auf die pädagogische Universität von Charkiw. Das sei "Barbarei". Wird die Stadt Putins nächstes Ziel?
Russland hat in der Nacht zum Mittwoch nach ukrainischen Angaben die Stadt Charkiw mit Raketen angegriffen. Ziel der Angriffe seien drei Bezirke der Stadt gewesen. Ein Gebäude der Universität und ein Verwaltungsgebäude seien zerstört worden, teilte Gouverneur Oleh Syniehubow auf Telegram mit. Drei Menschen, darunter ein Kleinkind, erlitten Verletzungen.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kritisierte Russland daraufhin scharf.
Nur ein "Feind von Zivilisation und Menschlichkeit" könne Raketen auf eine pädagogische Universität abfeuern, sagte er in seiner Videobotschaft am Mittwochabend. Kein Besatzer werde ungestraft davonkommen, beteuerte Selenskyj. "Jeder russische Mörder und Vergewaltiger, der in unser Land gekommen ist, wird zur Rechenschaft gezogen. Und es spielt keine Rolle, wie lange es dauert, diese Aufgabe zu erledigen." Die Ukraine werde alles wiederherstellen.
Selenskyj sieht in westlichen Waffensystemen schon jetzt eine kraftvolle Verstärkung der ukrainischen Armee. Mit treffgenauer Artillerie zerstöre die Ukraine Depots und andere Ziele, die für die Logistik der Russen wichtig seien, sagte Selenskyj. "Und das reduziert das Offensivpotenzial der russischen Armee erheblich. Die Verluste der Besatzer werden mit jeder Woche zunehmen", meinte er.
Zielt Russland nach dem Donbass auf Charkiw?
Zuletzt hatten die russischen Truppen allerdings Erfolge verzeichnet und die ostukrainische Stadt Lyssytschansk eingenommen. Experten gehen davon aus, dass sie nun versuchen werden, den Donbass komplett unter ihre Kontrolle zu bringen.
Und dann? Laut Pierre Razoux von der Mittelmeerstiftung für Strategische Studien könnte Charkiw das nächste Ziel des russischen Präsidenten Wladimir Putin sein.
Charkiw ist die zweitgrößte Stadt der Ukraine und liegt im Nordosten, nur einen Steinwurf von der Grenze zu Russland entfernt. Noch ist die Stadt unter ukrainischer Kontrolle.
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Im Falle eines "ukrainischen Einbrechens" könnte Moskau die ukrainischen Truppen demnach zu der Entscheidung nötigen, ob sie Charkiw verteidigen oder nach Süden in Richtung Cherson ausweichen. Eine Schlacht um die etwa 1,4 Millionen Einwohner zählende Stadt Charkiw wäre zweifellos zerstörerisch, eine Belagerung könnte laut Razoux ein Jahr dauern.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.