Ein Fünftel der Ukraine wird laut Präsident Selenskyj mittlerweile von russischen Truppen kontrolliert. Vor allem im Osten des Landes wüten die Kämpfe. Tag 99 im Ukraine-Krieg.
-
-
Wir fassen für Sie im Folgenden die wichtigsten Entwicklungen zu Russlands Krieg gegen die Ukraine zusammen. Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine.
Die Lage an Tag 99:
- Die russischen Streitkräfte kontrollieren laut dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj inzwischen "rund 20 Prozent unseres Territoriums". Das Gebiet umfasse fast 125.000 Quadratkilometer und sei größer als die Fläche aller Benelux-Staaten zusammen, sagte Selenskyj in einer Videoansprache vor dem Parlament in Luxemburg. Vor dem russischen Angriffskrieg seien es durch die Krim-Annexion 2014 und die von pro-russischen Separatisten gehaltenen Gebiete im Donbass noch gut 43.000 Quadratkilometer gewesen. Vor allem im Osten des Landes werde die Lage immer schwieriger: "Wir verlieren täglich 60 bis 100 Soldaten", sagte Selenskyj.
- Die Ukraine betrachtet sich laut Selenskyj schon jetzt als Teil der Europäischen Union. "Die Ukraine ist bereits de facto Mitglied der EU geworden", sagte Selenskyj vor dem Parlament in Luxemburg. "Ich glaube, dass die Ukraine bereits durch ihr Handeln zeigt, dass sie die europäischen Kriterien erfüllt." "Europa steht vor einem großen Test. Ist Europa fähig, seine Werte zu verteidigen?", sagte der ukrainische Präsident. Ohne den russischen Präsidenten Wladimir Putin namentlich zu erwähnen, sagte er:
- Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg geht von einem langen Krieg in der Ukraine aus. Der Konflikt sei zu einem Zermürbungskrieg geworden, in dem beide Seiten einen hohen Preis auf dem Schlachtfeld zahlten. "Deshalb müssen wir uns einfach auf eine lange Strecke einstellen“, sagte Stoltenberg am Donnerstag nach einem Treffen mit US-Präsident Joe Biden in Washington. Die meisten Kriege endeten am Verhandlungstisch, vermutlich auch im Falle des Ukraine-Kriegs, sagte Stoltenberg.
Die Aufgabe der Nato-Verbündeten sei es, die Ukraine in dem Konflikt zu unterstützen, um den bestmöglichen Ausgang für das Land zu erreichen. Stoltenberg bekräftigte, dass die Nato nicht in eine direkte Konfrontation mit Russland eintreten wolle.
- Seit Beginn des Kriegs gegen die Ukraine sind laut Selenskyj mindestens 689 Kinder zu Schaden gekommen. 243 Kinder seien getötet worden. Mindestens 446 Kinder seien verletzt worden, 139 Kinder würden vermisst. "Und das sind nur die, von denen wir wissen." Weit über 200.000 Kinder seien aus der Ukraine nach Russland gebracht worden. Nach Moskauer Militärangaben sind seit Februar knapp 1,6 Millionen Menschen aus den umkämpften Gebieten der Ukraine und den prorussischen Separatisten-Gebieten nach Russland gebracht worden.
- Nach Angaben des Kremlsprechers Dmitri Peskow wird es kurzfristig in den besetzten Gebieten in der Südukraine kein Referendum zum Anschluss an Russland geben. Damit widersprach er Forderungen der pro-russischen Verwaltung in den Gebieten Cherson und Saporischschja sowie einigen Moskauer Politikern, die einen schnellen Anschluss der Region an Russland fordern. Im Süden der Ukraine haben russische Truppen das Gebiet Cherson größtenteils und den südlichen Teil des Gebiets Saporischschja - nicht aber die Gebietshauptstadt selbst - besetzt.
Die Situation in den ukrainischen Städten:
- In der strategisch wichtigen Stadt Sjewjerodonezk im Osten der Ukraine ist die Lage laut dem stellvertretenden Generalstabschef Olexij Hromow für die ukrainischen Streitkräfte "schwierig, aber sie ist besser als gestern". Es gebe sehr blutige Straßenkämpfe in der Stadt, sagte Hromow am Donnerstag in der Hauptstadt Kiew. Nach Angaben von Regionalgouverneur Serhij Gajdaj kontrollierten die Russen mittlerweile "80 Prozent der Stadt". Gajdaj sagte, in Bombenschutzräumen des größten Chemiewerks der Stadt versteckten sich schätzungsweise 800 Menschen, darunter auch Kinder, wie der US-Sender CNN berichtet. Russische Truppen sollen das Werk, in denen laut Gajdaj nur noch wenige Chemikalien lagerten, am Donnerstag angegriffen haben. Der ukrainische Armeechef Walerij Saluschnyj erklärte, dass seine Soldaten in Luhansk mit der derzeit "schwierigsten Situation" konfrontiert seien. Schon am Mittwoch hatten die Russen das Stadtzentrum eingenommen.
- Bleiben Sie auf Stand mit dem ZDFheute Update
Das Aktuellste zum Krieg in der Ukraine und weitere Nachrichten kompakt zusammengefasst als Newsletter - morgens und abends.
- In der Ukraine haben mehrere Regionen in der Nacht und am frühen Morgen Luft- und Raketenangriffe gemeldet. "Vier feindliche Marschflugkörper wurden abgefeuert. Sie wurden vom Schwarzen Meer aus abgeschossen", bestätigte der Chef der Militärverwaltung im westukrainischen Lwiw, Maxym Kosytzkyj, auf seinem Telegram-Kanal. Demnach richtete sich der nächtliche Raketenangriff gegen Eisenbahnobjekte in den Kreisen Stryj und Sambir. Explosionen waren am Morgen auch in der Hafenstadt Odessa, im Süden der Ukraine, zu hören. Während Kosytzkyj von fünf Verletzten sprach, haben die Behörden zu den Angriffen in Odessa noch keine Angaben gemacht. Der Sprecher der regionalen Militärverwaltung, Serhij Bratschuk, bestätigte zwar einen Luftalarm, warnte aber zugleich lokale Medien vor der Veröffentlichung von Schadensmeldungen, bevor es öffentliche Verlautbarungen dazu gebe.
- Im Norden der Ukraine haben die Behörden derartige Angaben schon veröffentlicht. So teilte der Gouverneur des Gebiets Sumy, Dmitro Schywytzkyj, auf seinem Telegram-Kanal mit, dass durch Raketenbeschuss im Kreis Krasnopilja ein Wohnhaus völlig zerstört und drei Menschen verletzt worden seien. Im benachbarten Gebiet Charkiw sind nach Angaben von Gouverneur Oleh Synehubow eine Frau getötet und eine weitere Person verletzt worden. Der nächtliche Beschuss habe eine Schule im Charkiwer Stadtteil Saltiwka getroffen.
-
-
Reaktionen auf und Folgen des russischen Angriffs:
- Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) fordert als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine den nächsten Schritt bei der EU-Integration. Zu einem EU-Kandidatenstatus der Ukraine werde die Europäische Kommission gemeinsam einen Vorschlag machen, sagte Baerbock am Donnerstag beim WDR-Europaforum. "Es reicht nicht zu sagen, Ja, ihr gehört zu Europa, sondern ihr gehört in die Europäische Union", sagte Baerbock mit Blick auf die Ukraine. Es werde für das Land aber keinen schnellen Beitrittsprozess und "keinen Rabatt geben".
- Die EU verzichtet bei ihrem sechsten Sanktionspaket gegen Russland wegen des Widerstands von Ungarn vorerst auf die Sanktionierung des kremltreuen russisch-orthodoxen Kirchenoberhaupts Patriarch Kirill. Regierungschef Viktor Orban hatte seine Haltung zuletzt "mit der Frage der Glaubensfreiheit ungarischer Religionsgemeinschaften" begründet. Das EU-Sanktionspaket enthält ein weitgehendes Embargo auf russisches Öl, wobei Ungarn, die Slowakei und Tschechien dieses bis auf Weiteres noch über die Druschba-Pipeline importieren dürfen.
- Russland wird wegen Sanktionen nach Worten von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck wirtschaftlich bald am Ende sein. Zwar könne Putin die Armee vielleicht noch über heimische Produkte wie Öl oder Weizen versorgen, sagte der Grünen-Politiker in der Haushaltsdebatte des Bundestages. Die Wirtschaft des Landes breche aber dramatisch ein. "Er [Putin] kann das nicht mehr lange durchhalten." Er könne von den Öl- oder Gas-Einnahmen wegen der Sanktionen faktisch nichts mehr kaufen. "Es fehlen Sicherheitsupdates für die Flugzeuge mit der Konsequenz, dass die Flugzeuge bald am Boden bleiben." Auch der Handel mit neutralen oder gar prorussischen Ländern gehe deutlich zurück. "Die Zeit arbeitet nicht für Russland, sie arbeitet gegen Russland."
- Schweden hat neue finanzielle Hilfen und Waffenlieferungen für die Ukraine im Wert von einer Milliarde schwedischer Kronen (95 Millionen Euro) beschlossen, teilten das schwedische Verteidigungs- und das Finanzministerium am Donnerstag mit. "Wir sehen nun eine neue Phase der russischen Invasion, in der (Russland) im Osten und Südosten der Ukraine an Stärke gewinnt", sagte Verteidigungsminister Peter Hultqvist. Stockholm will unter anderem das Schiffsabwehrraketensystem Robot 17 sowie 5.000 Panzerabwehrraketen, Sturmgewehre und Munition liefern.
Das ist an Tag 98 passiert:
Ungarn hat erneut EU-Sanktionen gegen Russland blockiert. Derweil kündigte US-Präsident Biden in einem Meinungsbeitrag für die "New York Times" an, der Ukraine "fortschrittlichere Raketensysteme" zu liefern. Diese würden es "ermöglichen, wichtige Ziele auf dem Schlachtfeld in der Ukraine präziser zu treffen". Bundeskanzler Scholz sagte der Ukraine indes die Lieferung von Flugabwehrsystem zu. Das war die Lage an Tag 98.
Aktuelle Meldungen zu Russlands Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit in unserem Liveblog:
Liveblog- Aktuelles zum Krieg in der Ukraine
Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.
Aktuelle Nachrichten zur Ukraine
Mein ZDF - Registrierung
Login mit ARD-Konto
Wenn du bereits ein ARD-Konto angelegt hast, kannst du dich damit hier einloggen.
Mein ZDF – Neues Konto anlegen
Passwort vergessen?
Hinweis: Bitte trage hier die E-Mail-Adresse ein, mit der du dich für dein ZDF-Konto registriert hast.
Uups, die Registrierung ist fehlgeschlagen
Die Aktivierung deines Accounts hat leider nicht geklappt. Möglicherweise ist der Aktivierungslink bereits abgelaufen oder es gibt gerade technische Probleme.
Nochmal versuchenUups!
Die Anmeldung ist im Moment leider nicht möglich. Bitte versuche es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal.
Sie haben sich mit diesem Gerät ausgeloggt.
Sie haben sich von einem anderen Gerät aus ausgeloggt, Sie werden automatisch ausgeloggt.
Ihr Account wurde gelöscht, Sie werden automatisch ausgeloggt.
Altersprüfung durchführen?
Um Sendungen mit einer Altersbeschränkung zu jeder Tageszeit anzuschauen, kannst du jetzt eine Altersprüfung durchführen. Dafür benötigst du dein Ausweisdokument.
Hinweis!
Du wechselst in den Kinderbereich und bewegst dich mit deinem Kinderprofil weiter.

Datenschutzeinstellungen
An dieser Stelle würden wir dir gerne die Datenschutzeinstellungen anzeigen. Entweder hast du einen Ad-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiviert, welcher dies verhindert, oder deine Internetverbindung ist derzeit gestört. Falls du die Datenschutzeinstellungen sehen und bearbeiten möchtest, prüfe, ob ein Ad-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiv ist und schalte es aus. So lange werden die standardmäßigen Einstellungen bei der Nutzung der ZDFmediathek verwendet. Dies bedeutet, das die Kategorien "Erforderlich" und "Erforderliche Erfolgsmessung" zugelassen sind. Weitere Details erfährst du in unserer Datenschutzerklärung.

Datenschutzeinstellungen
An dieser Stelle würden wir dir gerne die Datenschutzeinstellungen anzeigen. Möglicherweise hast du einen Ad/Script/CSS/Cookiebanner-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiviert, welcher dies verhindert. Falls du die Webseite ohne Einschränkungen nutzen möchtest, prüfe, ob ein Plugin oder ähnliches in deinem Browser aktiv ist und schalte es aus.