Präsident Selenskyj hat den russischen Streitkräften vorgeworfen, Flüchtlinge aus Mariupol gefangen zu halten. In der Stadt würden 100.000 Einwohner menschenunwürdig leben.
Sowohl der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj als auch Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk beschuldigen die russischen Streitkräfte, mehr als 100.000 Menschen in der belagerten ukrainischen Hafenstadt Mariupol festzusetzen.
In seiner abendlichen Videobotschaft verwies der Staatschef erneut auf das Leid der Menschen in der Stadt, die "ohne Nahrung, ohne Wasser, ohne Medikamente, unter ständigem Beschuss" ausharren müssten.
Iryna Wereschtschuk sagte im ukrainischen Fernsehen, die Menschen der vor Kriegsbeginn rund 450.000 Einwohner zählenden Großstadt Mariupol warteten auf eine Evakuierung, säßen aber in der Stadt am Asowschen Meer fest.
Generalstaatsanwältin: Keine Regeln mehr in Mariupol
Beobachtern zufolge soll die Lage für die Menschen immer dramatischer werden. Der Nachrichtenagentur AFP sagte die ukrainische Generalstaatsanwältin Iryna Wenediktowa:
"Kriegsschauplätze haben einige Regeln, einige Prinzipien. Was wir in Mariupol sehen, [hat] überhaupt keine Regeln," so Wenediktowa weiter.
Die Lage in der Stadt Mariupol ist dramatisch. Rund 80 Prozent der Infrastruktur sollen beschädigt oder zerstört sein. Präsident Selensky wirft der russischen Armee vor, Fluchtrouten beschossen zu haben.
Russland: 68.000 Menschen in Sicherheit gebracht
Vize-Regierungschefin Wereschtschuk zufolge sollten drei Fluchtrouten von Mariupol in das 250 Kilometer nordwestlich gelegene Saporischschja geöffnet werden. Laut dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj konnten darüber gut 7.000 Menschen in Sicherheit gebracht werden.
Aus dem russischen Verteidigungsministerium hieß es unterdessen, mehr als 68.000 weitere Zivilisten seien ohne Kiews Hilfe aus der Stadt in Sicherheit gebracht worden. Kiew wirft Moskau hingegen vor, vor allem Frauen und Kinder gegen ihren Willen nach Russland zu bringen.
-
Selenskyj: Flüchtlinge gefangen genommen
Präsident Selenskyj sprach zudem davon, dass prorussische Separatisten Flüchtlinge aus Mariupol "einfach gefangen genommen" hätten. Die Fluchtroute sei mit dem Internationalen Roten Kreuz abgesprochen gewesen.
Kämpfer der selbst ernannten Volksrepublik Donezk hätten im zehn Kilometer westlich von Mariupol gelegenen Manhusch mehrere Mitarbeiter des ukrainischen Zivilschutzes als "Geiseln" genommen. "Wir tun alles, um sie zu befreien", sagte Selenskyj.
Ukraine-Präsident: Kleine Fortschritte bei Verhandlungen
Präsident Selenskyj bekräftigte unterdessen seine Forderung nach direkten Gesprächen mit seinem russischen Kontrahenten Wladimir Putin. Dabei werde er versuchen, "alles anzusprechen, was Russland ärgert und missfällt".
Selenskyj sieht, ungeachtet der schweren Kämpfe zwischen russischen und ukrainischen Truppen, kleine Fortschritte in den Verhandlungen mit der Regierung in Moskau. "Es ist sehr schwierig. Manchmal skandalös. Aber Schritt für Schritt kommen wir voran," so Selenskyj.
Selenskyj will Papst als Vermittler
Wie er auf Twitter mitgeteilt hatte, hat Selenskyj Papst Franziskus als Vermittler vorgeschlagen. In der Videobotschaft fügte er hinzu, er habe das Oberhaupt der katholischen Kirche "gebeten, in diesem sehr wichtigen Moment in unser Land zu kommen".
Selenskyj weiter: "Ich glaube, dass wir diesen wichtigen Besuch organisieren können, der jedem von uns, jedem Ukrainer, eine bedeutende Unterstützung bietet".
Aktuelle Meldungen zu Russlands Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit in unserem Liveblog:
Liveblog- Aktuelles zum Krieg in der Ukraine
Russlands Angriff auf die Ukraine dauert an. Es gibt Sanktionen gegen Moskau, Waffen für Kiew. Aktuelle News und Hintergründe zum Krieg im Blog.