In einem Interview mit russischen Medien kommt der ukrainische Präsident dem Kreml bei der geforderten Neutralität entgegen - und macht Putin neue Vorwürfe.
Mehr als einen Monat nach Kriegsbeginn hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in einem Interview mit russischen Journalisten Kremlchef Wladimir Putin eine Verzögerung der Friedensverhandlungen vorgeworfen.
In dem rund anderthalbstündigen Video-Gespräch, das etwa das kritische Portal Meduza am Sonntagabend veröffentlichte, forderte Selenskyj einmal mehr einen Abzug russischer Truppen von ukrainischem Territorium.
Selenskyj: Entscheid über Neutralität per Referendum
Erst dann könne es Sicherheitsgarantien für die Ukraine geben, die wiederum Grundlage für den von Moskau geforderten Nato-Verzicht der Ukraine seien, sagte der ukrainische Staatschef. Selenskyj zeigte sich bei Sicherheitsgarantien durch dritte Parteien bereit, im Rahmen von Friedensverhandlungen mit Russland über einen neutralen Status seines Landes zu sprechen.
Über diesen müssten jedoch die ukrainischen Bürger per Referendum entscheiden, sagt Selenskyj in einer Videobotschaft. "Sicherheitsgarantien und Neutralität, nicht-nuklearer Status unseres Landes. Wir sind dazu bereit. Das ist der wichtigste Punkt", ergänzt Selenskyj.
Russische Medien vor Veröffentlichung gewarnt
Zudem wurde eine Frage im Namen des Chefredakteurs der oppositionellen "Nowaja Gaseta", Dmitri Muratow, gestellt. Beide Blätter veröffentlichten Selenskyjs Äußerungen nach Drohungen der russischen Medienaufsicht zunächst nicht.
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Das Portal Meduza, das in Russland allerdings ohnehin blockiert ist, veröffentlichte das Interview dennoch. Selenskyj sagte darin auch: "Heute, in diesem Monat, hat es eine globale, historische, kulturelle Spaltung gegeben. Das ist nicht nur ein Krieg. Ich denke, es ist viel schlimmer."
Die Behörde Roskomnadsor hatte russische Medien ohne Angabe von Gründen vor einer Veröffentlichung gewarnt. In Russland darf etwa der Einmarsch der russischen Truppen in der Ukraine offiziell nur als "militärische Spezial-Operation" bezeichnet werden. Zudem sieht ein neues Mediengesetz bis zu 15 Jahre Haft für angebliche Falschnachrichten über Russlands Streitkräfte vor.
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