Vor gut zwei Wochen waren die Spannungen zwischen Serbien und Kosovo erneut entbrannt. Nun ruft der Nato-Generalsekretär beide Seite dazu auf, Gewalt zu vermeiden.
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg rief Serbien und Kosovo auf, eine erneute Eskalation zu verhindern.
Quelle: epa
Im Konflikt zwischen Kosovo und Serbien hat Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg vor einem Krisentreffen mit der EU von beiden Seiten zur Deeskalation gefordert.
Ich rufe alle Seiten auf, Zurückhaltung zu üben und Gewalt zu vermeiden.
Jens Stoltenberg, Nato-Generalsekretär
Die Lage vor Ort habe sich zwar verbessert, doch es liege vor allem in der Verantwortung von Belgrad und Pristina, eine erneute Eskalation zu verhindern, sagte der Norweger bei einer Pressekonferenz mit dem serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic in Brüssel.
Zugleich bekräftigte Stoltenberg, dass die Nato-Mission KFOR jederzeit bereit sei, einzugreifen, sollte die Stabilität gefährdet sein.
Vermittlungsgespräch mit EU
Der seit 1999 im Kosovo stationierten Schutztruppe gehören knapp 4.000 Soldaten an. Die Spannungen zwischen Serbien und Kosovo waren vor gut zwei Wochen wieder eskaliert. Grund dafür waren neue Einreiseregeln für Serben, die der Kosovo einführen wollte. Auf Druck der USA und der EU wurde die Einführung um einen Monat verschoben.
Für diesen Donnerstag hat der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell Vucic und den kosovarischen Ministerpräsidenten Albin Kurti zu einem Vermittlungsgespräch eingeladen. Stoltenberg sagte, er ermuntere alle Seiten, sich flexibel zu zeigen und konstruktiv zu sein.
Serbien wirft Kosovo Provokationen vor
Vucic ließ jedoch erkennen, dass er schwierige Gespräche erwarte: "Wir sind uns in fast nichts einig." Zugleich wies Vucic den Vorwurf zurück, dass Serbien im mehrheitlich von ethnischen Serben bewohnten nördlichen Kosovo eingreife.
Wir haben nicht provoziert.
Aleksandar Vucic, serbischer Präsident
Vielmehr habe er eine Liste mit "Provokationen" vorgelegt, die kosovarische Behörden gegen die serbische Minderheit verübt hätten. Unter dem "Vorwand", das organisierte Verbrechen bekämpfen zu wollen, würden kosovarische Polizisten oft gegen Serben vorgehen.
Serbien erkennt Unabhängigkeit des Kosovo nicht an
Das heute fast ausschließlich von Albanern bewohnte Kosovo gehörte bis 1999 zu Serbien. Nach einem bewaffneten Aufstand der Kosovo-Albaner zwang die Nato den serbischen Staat mit Luftangriffen zum Rückzug.
Von 1999 bis 2008 regierte die UN-Verwaltung Unmik die Provinz. Serbien erkennt die von den Kosovaren im Jahr 2008 ausgerufene Unabhängigkeit nicht an.
Nach Protesten im überwiegend von Serben bevölkerten Norden des Kosovo hat die Regierung in Pristina die Einführung umstrittener Grenzregelungen um einen Monat verschoben.