Für Sigmar Gabriel ist Frieden zwischen Russland und der Ukraine derzeit nicht in Sicht. Er warnt: "Wir werden einen neuen Eisernen Vorhang bekommen."
"Wir werden einen neuen Eisernen Vorhang bekommen – zwischen der Ostsee und dem Schwarzen Meer“, so Sigmar Gabriel (SPD), Vorsitzender Atlantik-Brücke, zum Russland-Ukraine-Krieg.
Am 24. Februar startete Russland seinen Angriffskrieg auf die Ukraine - sechs Monate später ist Frieden weiterhin nicht in Sicht. "Ein echter Frieden, der ist glaube ich in sehr weiter Entfernung", sagt der ehemalige Vizekanzler und Außenpolitik-Experte Sigmar Gabriel im ZDF-Morgenmagazin. Weiter warnt er:
Es seien "schwierige Zeiten, auf die wir zulaufen".
In Teilbereichen der russischen Industrie seien mittlerweile Sanktionen spürbar, so Axel Storm, ZDF-Korrespondent in Moskau. Besonders betroffen sei die Autoindustrie.
Gabriel: Vermutung, dass der Krieg noch lange dauern wird
Ein Ende des Krieges sieht Gabriel lediglich im Ermüden Russlands und der Ukraine. "Wann enden Kriege?", fragt Gabriel. "Entweder wenn einer gewinnt oder wenn beide müde sind und ausgelaugt und nicht mehr weitermachen wollen." Noch seien die Kriegsparteien aber voller Tatendrang. Die Ukraine sei "wirklich heldenhaft".
Die Kämpfe in der Ukraine konzentrieren sich auf den Osten und Süden des Landes. Seit einiger Zeit vermelden beide Seiten kaum noch Geländegewinne. Alexandra Vacano über die Lage.
Doch die Nuklearmacht Russland werde sich nicht einfach aus der Ukraine zurückziehen. Deswegen bleibe nur die Hoffnung, dass die Kriegsparteien müde werden würden. Es sei zudem klar, dass der Westen nicht von der Ukraine verlangen könne, auf 20 Prozent ihres Territoriums zu verzichten. "Deswegen ist meine Vermutung, dass dieser Krieg noch ziemlich lange andauern wird", so Gabriel.
Gabriel schlägt vor, russisches Erdgas zu beschlagnahmen
Nord Stream 2 gibt Gabriel eine klare Absage. Es wäre "eine schwere Katastrophe für Europa, weil die Osteuropäer den Deutschen vorwerfen würden, wir würden jetzt quasi den Ukrainern in den Rücken fallen".
- Melnyk: "Hoffe, dass keiner nachtragend ist"
Noch bis Oktober vertritt Andrij Melnyk die Ukraine in Deutschland. Was er sich von den Deutschen wünscht und wie er auf seine Zeit als Botschafter blickt - ein Gespräch.
Für die Menschen in Deutschland sollten die Politiker mehr tun. "Ich kann mir schon vorstellen, dass es viele Menschen gibt in Deutschland, die ungeheuer sorgenvoll in die Zukunft blicken", sagt Gabriel. "Ich glaube, dass es wichtig ist, dass von der Bundesregierung jede Maßnahme ergriffen wird, die hilft, diese Energiepreisexplosionen zu dämpfen." Nur so könne die Politik die Gesellschaft zusammenhalten.
Explodierende Energiepreise im globalen Süden
Auch global müsse die Regierung mehr tun. Viele Länder - insbesondere der globale Süden - würden den Krieg mehr als Stellvertreterkrieg zwischen den USA und Russland betrachten. Bei diesen Ländern würden ebenfalls die Energiepreise explodieren. "Das treibt diese Länder in die Armut", erklärt Gabriel.
Diesen Ländern müsse Deutschland helfen. "Sonst verlieren wir sozusagen die Auseinandersetzung über die Frage: Wer ist hier eigentlich schuld?", sagt Gabriel weiter.
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