Kämpfe um Sjewjerodonezk:Ukraine muss sich wieder zurückziehen
06.06.2022 | 15:18
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Zunächst konnten ukrainische Truppen die russischen Eroberer in Sjewjerodonezk zurückdrängen. Nun verlor die Ukraine wieder Boden in der strategisch wichtigen Stadt.
In der Ostukraine hat sich die Situation der ukrainischen Truppen in der hart umkämpften, stratigisch wichtigen Stadt Sjewjerodonezk wieder verschlechtert. "Die Kämpfe verlaufen ziemlich dynamisch", sagte der Militärgouverneur des Gebiets Luhansk, Serhij Hajdaj, am Montag im ukrainischen Fernsehen.
Nach der Zurückeroberung von etwa der Hälfte der Stadt hätten sich die ukrainischen Einheiten wieder ins Industriegebiet zurückziehen müssen. Hajdaj beschrieb das Vorgehen der russischen Truppen so:
Sie haben eine Taktik: einfach alles dem Erdboden gleich machen, damit nichts übrig bleibt, um sich festzusetzen.
Serhij Hajdaj, Militärgouverneur des Gebiets Luhansk
Zuversicht verbreitet der Bürgermeister Sjewjerodonezks: Es seien genügend Truppen vor Ort, um die russischen Angriffe zurückzuschlagen, sagt Olexander Strjuk im ukrainischen Fernsehen. In Sjewjerodonezk sollen noch etwa 15.000 Zivilisten ausharren.
Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte der Agentur Interfax-Ukraine zufolge: "Wir halten die Lage, halten eben die Lage." Die russischen Truppen seien überlegen. "Dennoch haben wir alle Chancen, in dieser Richtung weiter zu kämpfen", betonte der 44-Jährige.
Sieg über Sjewjerodonezk könnte Durchbruch für Russland sein
Sjewjerodonezk ist die letzte größere Stadt der Region Luhansk im Donbass, die von Russland noch nicht erobert wurde. Erklärtes Ziel der russischen Streitkräfte ist es, die gesamte Donbass-Region, zu der auch die Region Donezk gehört, einzunehmen.
Karte Ukraine Sjewjerodonetzk
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Trotz russischer Überzahl habe die Ukraine jedoch Möglichkeiten sich zur Wehr zu setzen, sagt Präsident Selenskyj am Montag bei einer Pressekonferenz. Sollte Russland im Donbass einen Durchstoß erzielen, werde es schwer für die Ukraine. Vom Donbass aus könne Russland strategische industrielle Ziele in der Zentral-Ukraine angreifen.
Präsident Selenskyj verleiht Orden an Frontsoldaten im Osten
In der Nacht war bekannt geworden, dass Präsident Wolodymyr Selenskyj im benachbarten Lyssytschansk persönlich Orden an Soldaten verliehen habe.
Im Luhansker Gebiet stehen dem ukrainischen Militär zufolge etwa ein Dutzend Ortschaften unter schwerem Beschuss durch Artillerie und Mörser. Der ukrainische Generalstab berichtete zudem über schwere Kämpfe im Donezker Gebiet um Swjatohirsk.
Russland rüstet an belarussisch-ukrainischer Grenze auf
Bei der Stadt Bachmut seien Luftangriffe geflogen worden. An der belarussisch-ukrainischen Grenze hat Moskau dem Bericht nach zudem Truppen mit Iskander-Raketen stationiert.
Die Iskander-Rakete mit einer Reichweite von bis zu 500 Kilometern kann mit atomaren und konventionellen Sprengköpfen bestückt werden.
Am Sonntag wurde erstmals seit Ende April wieder Kiew zum Ziel russischer Raketenangriffe. Tote gab es nicht. Die UN hat allerdings bisher landesweit mehr als 4.100 getötete Zivilisten registriert und geht sogar noch von weitaus höheren zivilen Opferzahlen aus.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.