Präsident gibt auf: Rücktritt per Mail in Sri Lanka

    Präsident gibt auf:Sri Lanka: Rücktritt per Mail

    14.07.2022 | 20:34
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    Email von Sri Lankas geflüchtetem Präsidenten: Gotabaya Rajapaksa hat mit einem Tag Verspätung seinen Rücktritt verkündet.

    Sri Lanka: Unruhen in der Hauptstadt Colombo
    Sri Lanka: Unruhen in der Hauptstadt Colombo
    Quelle: epa

    Sri Lankas geflüchteter Präsident Gotabaya Rajapaksa hat mit einem Tag Verspätung ein Schreiben mit seinem Rücktritt gemailt. Offiziell verkündet werde dieser aber erst, wenn das Originalschreiben am Freitag auf dem Postweg eintreffe, sagte ein Sprecher des Büro von Parlamentspräsident Mahinda Yapa Abeywardena am Donnerstagabend in Colombo.

    Flucht auf die Malediven

    Ursprünglich hatte der 73-Jährige angekündet, am Mittwoch offiziell zurückzutreten. Rajapaksa war am Mittwoch gemeinsam mit seiner Frau in einer Militärmaschine auf die nahe gelegenen Malediven geflogen. Nach Massenprotesten, Rücktrittsforderungen und einem Sturm des Präsidentenpalastes hat er Sri Lanka verlassen. Am Donnerstag flog er nach Singapur weiter, wie das Büro des inzwischen geschäftsführenden Präsidenten Ranil Wickremesinghe bestätigte.
    Nachdem bekannt wurde, dass der unpopuläre Premierminister als Interims-Staatsoberhaupt fungieren soll, gab es in Colombo erneut gewaltsame Zusammenstöße zwischen Polizei und Demonstranten, wie der der asiatische Pressedienst Ucanews berichtete. Wickremesinghe verhängte eine Ausgangssperre über Colombo und ließ den Zugverkehr in die Hauptstadt einstellen.
    UNO-Generalsekretär Antonio Guterres rief Sri Lankas Politiker am Donnerstag zu einer friedlichen Lösung des Konflikts auf. "Es ist wichtig, dass auf die Ursachen des Konflikts und die Beschwerden der Demonstranten eingegangen wird. Ich fordere alle Parteiführer auf, einen friedlichen und demokratischen Übergang im Geist des Kompromisses anzugehen", twitterte Guterres.

    Parlament soll am Mittwoch wählen

    Wenn sich die Parteien auf eine Regierung der nationalen Einheit einigen können, soll das Parlament am Mittwoch einen neuen Präsidenten wählen. Sollte es keine Einigung geben, wollen führende buddhistische Mönche eigene Kandidaten vorschlagen.
    Karte, Sri Lanka
    Quelle: ZDF

    Der Inselstaat südlich von Indien mit seinen etwa 22 Millionen Einwohnern erlebt die schlimmste Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten. Es mangelt an Treibstoff, Gas zum Kochen, Medikamenten und Lebensmitteln.
    Die Gründe dafür sind vielfältig: Missmanagement in der Wirtschaft, Investitionen in nicht profitable Großprojekte sowie fehlende Einnahmen aus dem Tourismus unter anderem als Folge der Corona-Pandemie.
    Dem stark verschuldeten Land fehlt das Geld, um wichtige Güter zu importieren. Als Folge von Verknappung und stark gestiegenen Preisen haben seit Wochen Menschen gegen die politische Führung protestiert.
    Quelle: dpa, KNA

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