Die Lage im umkämpften Stahlwerk in Mariupol ist unübersichtlich. Die letzten ukrainischen Soldaten der Stadt haben sich dort verschanzt. Moskau kündigte erneut eine Feuerpause an.
Moskau hat am Dienstagabend eine neue Frist für die in einem Stahlwerk verschanzten letzten Verteidiger in Mariupol angekündigt. Generaloberst Michail Misinzew kündigte eine einseitige Feuerpause samt "humanitärem Korridor" aus dem Stahlwerk für Mittwoch, 14 Uhr Moskauer Zeit (13 Uhr deutscher Zeit) an.
Im Zuge dieser Feuerpause könnten sich ukrainische Kämpfer ergeben und Zivilisten evakuiert werden, heißt es der Mitteilung des russischen Generaloberst. Frühere Ultimaten an die Verteidiger ließen diese verstreichen.
Der Kommandeur der im Stahlwerk eingekesselten Marineinfanteristen, Serhij Wolyna, hat indes in einer Videobotschaft die Welt um die Evakuierung per Schiff in einen Drittstaat ersucht. Die Soldaten hätten über 500 Verwundete und es würden sich Hunderte Zivilisten bei ihnen befinden, sagte er. Das Stahlwerk befindet sich direkt am Asowschen Meer und hat einen eigenen Hafen.
Moskau: Fluchtkorridor nicht genutzt
Die Lage im schwer zerstörten Mariupol gilt als dramatisch. Russland will die strategisch wichtige Hafenstadt komplett unter Kontrolle bringen und forderte Hunderte ukrainische Kämpfer in dem Stahlwerk am Dienstag noch einmal zur Kapitulation auf. Diese weigerten sich jedoch.
Moskau teilte am Dienstagabend mit, dass bis 22 Uhr Moskauer Zeit (21 Uhr MEZ) niemand den Korridor genutzt habe. Das russische Fernsehen hingegen berichtete, dass 120 Zivilisten das Werk verlassen hätten.
"Die ukrainische Armee scheint sich hart zu wehren - erbittert zu wehren", so Dominik Lessmeister, ZDF-Reporter in Kiew.
Ukraine: Auch Zivilisten in Stahlwerk
In dem Stahlwerk sollen sich nach russischen Angaben rund 2.500 Kämpfer verschanzt haben, darunter auch 400 ausländische Söldner. Ukrainischen Medien zufolge sollen in dem Werk noch rund 1.000 Zivilisten ausharren, unter ihnen auch Frauen und Kinder.
Der Separatistenvertreter Bassurin behauptete dagegen, es gebe keine Zivilisten in dem Werk. Ukrainische Nationalisten hätten das vorgebracht, um eine Erstürmung zu verhindern. Ukrainische Medien hatten wiederholt nicht überprüfbare Bilder auch von Kindern gezeigt, die sich in dem Werk aufhalten sollen.
Die Regierung in Kiew hatte Moskau zuvor vorgeworfen, trotz Bitten keinen Fluchtkorridor eingerichtet zu haben, damit sich die Menschen in Sicherheit bringen können.
Russland droht mit "Vernichtung"
Russland hatte der Ukraine am Wochenende bereits ein Ultimatum zu dem Werk Asovstal gestellt und versichert, dass die Kämpfer am Leben blieben, wenn sie die Waffen niederlegen und sich ergeben würden. Das hatten die ukrainischen Soldaten abgelehnt und angekündigt, Widerstand zu leisten.
Russland drohte mit der "Vernichtung" aller Kämpfer in dem Stahlwerk. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat für diesen Fall angedroht, die Verhandlungen mit Russland für ein Ende des Krieges aufzukündigen.
Die Ukraine hofft weiterhin auf Waffenlieferungen und lässt ein zweites Ultimatum Russlands verstreichen, die Stadt Mariupol aufzugeben. Unterdessen nimmt die russische Offensive im Osten des Landes ihren Lauf.
Warum Mariupol strategisch so wichtig ist
Mariupol gilt als strategisch wichtige Stadt. Es ist der letzte Zugang für die Ukraine zum Asowschen Meer. Die prorussischen Separatisten, die in den Gebieten Luhansk und Donezk Volksrepubliken ausgerufen haben, hoffen so auf einen dauerhaften Zugang zu den Weltmeeren.
Kremlchef Wladimir Putin hatte die Unabhängigkeit der Regionen anerkannt und zu ihrer Unterstützung am 24. Februar eine Invasion in die Ukraine befohlen.
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