Ausbildungsstart: Immer mehr offene Ausbildungsplätze

    Ausbildungsstart:Immer mehr offene Ausbildungsplätze

    von Anne Sophie Feil
    01.08.2022 | 20:29
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    Zum 1. August hat das neue Ausbildungsjahr begonnen. Es gibt immer mehr Ausbildungsplätze, gleichzeitig steigt aber auch die Zahl der Bewerber, die keine passende Stelle finden.

    Etwa 450.000 Ausbildungsplätze waren für dieses Jahr zu vergeben. In den meisten Betrieben geht es am 1. August los. Doch 46 Prozent aller Ausbildungsstellen waren noch im Juli unbesetzt, wie die Bundesagentur für Arbeit bekanntgab. Gleichzeitig sind viele Bewerberinnen und Bewerber noch auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz.

    Mehr freie Ausbildungsstellen, weniger Nachfrage

    Von Oktober 2021 bis Juli 2022 haben sich 12.200 junge Menschen weniger auf eine Ausbildungsstelle beworben als im Vorjahr. Und das, obwohl in diesem Jahr 22.300 Plätze mehr angeboten wurden.
    Fast 120.000 Schulabgängerinnen und Schulabgänger waren bis Juli noch auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Dazu kommen 33.600 weitere, die zwar eine Alternative wie zum Beispiel den weiteren Schulbesuch, ein Studium, ein Freiwilliges Soziales Jahr oder den Bundesfreiwilligendienst geplant haben, aber dennoch eine Ausbildung suchen.
    Die Bundesagentur für Arbeit weist darauf hin, dass der Ausbildungsmarkt noch in Bewegung ist, sich die Zahlen also auch noch ändern können. Dennoch zeigt die Tendenz: Viele junge Menschen wollen eine Ausbildung beginnen, entsprechen aber nicht den Anforderungen der Unternehmen. Auch die Unternehmen wollen Auszubildende einstellen, finden aber keine passenden oder ausreichend qualifizierten Bewerber.

    Fehlende Nachwuchskräfte verstärken Fachkräftemangel

    Besonders groß ist die Lücke laut Bundesagentur für Arbeit im Bau, Handel, Verkauf, Lebensmittelbereich und Gastgewerbe - Berufe, in denen Fachkräfte sowieso schon Mangelware sind. Das beklagt auch der Zentralverband des deutschen Handwerks (ZDH). Im Juli waren noch mehr als 30.000 Ausbildungsplätze im Handwerk offen.
    Wir hätten das Studium mehr betont als die Handwerkliche Ausbildung - es gäbe zwar Zuwächse, die reichen nur nicht aus, so Helmut Bramann vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima.26.07.2022 | 6:16 min
    Dort werden Fachkräfte nicht nur für Fach- und Führungskarrieren gesucht, sondern auch für rund 125.000 Betriebsübernahmen, die in den nächsten fünf Jahren anstehen. Vor allem in Handwerksberufen, die zur Umsetzung der Energie- und Mobilitätswende benötigt werden, sei der Bedarf groß.
    Neu abgeschlossene Ausbildungsverträge im deutschen Handwerk
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    Forderung nach Gleichwertigkeit beruflicher und akademischer Bildung

    Ein Grund für die vielen unbesetzten Ausbildungsstellen ist, dass sich immer mehr Schulabsolventen für ein Studium entscheiden. ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer appelliert an die Regierung, die Gleichwertigkeit beruflicher und akademischer Bildung gesetzlich festzulegen, um zu zeigen, dass auch Berufsausbildungen attraktiv sind und so mehr Interessenten zu gewinnen.
    Der ZDH hebt hervor, dass der Meister-Abschluss, der unter anderem auf handwerklichen, technischen und landwirtschaftlichen Berufsausbildungen aufbaut, als "Bachelor Professional" gleichbedeutend mit dem akademischen Bachelor ist. Auch eine Weiterbildung durch die IHK zum "Master Professional" ist möglich. Abschlüsse, die eine praxisnahe und qualitativ hohe berufliche Bildung bezeugen und Karrierechancen auch international erhöhen. 

    Stärkeres Interesse an freien Berufen

    Erfreulichere Nachrichten gibt es vom Bundesverband der Freien Berufe (BFB): In Praxen, Kanzleien, Büros und Apotheken haben sich zum 30. Juni 6,8 Prozent mehr Auszubildende gefunden als noch im Vorjahr. Insgesamt wurden 25.469 Verträge geschlossen. Das sind mehr Ausbildungsstellen als 2019, im Jahr vor der Pandemie.
    Doch auch dort blieben im vergangenen Jahr 5.000 Ausbildungsplätze unbesetzt. Eine Herausforderung sieht BFB-Präsident Friedemann Schmidt zudem bei steigenden Abbruchquoten in der Berufsausbildung.
    Die Branchenverbände schlagen vor, mit Schul- und Berufsorientierungsprogrammen in allen Schulformen Ausbildungsberufe stärker zu bewerben. Außerdem können Angebote wie Azubi-Wohnheime und vergünstigte Bus- und Bahntickets Ausbildungen attraktiver machen.

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