Bundespräsident Steinmeier ist in New York für seine Verdienste um die deutsch-jüdische Aussöhnung geehrt worden. Er verwies auf die Gefahren durch zunehmenden Antisemitismus.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat anlässlich seiner Auszeichnung mit der Leo-Baeck-Medaille das "Wunder der Versöhnung" nach dem Holocaust gewürdigt, zugleich aber vor wachsendem Antisemitismus in Deutschland gewarnt.
"Für mich, für uns Deutsche ist die Versöhnung ein unendlich kostbares Geschenk", sagte Steinmeier in seiner Dankesrede in New York. "Aber es bleibt zerbrechlich, es bleibt antastbar, und es wird angetastet, Tag für Tag."
Steinmeier: Entschiedener Kampf gegen Antisemitismus
Ausgerechnet in Deutschland zeige sich "das Böse des Antisemitismus in den letzten Jahren wieder viel offener, viel unverhohlener". Dies schmerze und beschäme ihn "und es macht mich zornig", sagte Steinmeier.
Er verwies auf judenfeindliche Angriffe wie den Anschlag auf die Synagoge in Halle im Jahr 2019 und forderte einen entschiedenen Kampf gegen Antisemitismus. "Unsere Verantwortung vor der Geschichte ist Teil unserer Identität", mahnte das deutsche Staatsoberhaupt.
Bundespräsident: Juden sollen sich heimisch fühlen
Diese kenne keinen Schlussstrich und keine Relativierung:
Dafür werde er weiter kämpfen, "als Staatsoberhaupt dieses Landes und als Mensch". Es sei seine tiefe Überzeugung: "Nur wenn Jüdinnen und Juden in Deutschland wieder vollkommen zu Hause sind, sich vollkommen sicher fühlen, nur dann ist Deutschland ganz bei sich."
Leo-Baeck-Medaille für Steinmeier
Die nach dem liberalen deutschen Rabbiner Leo Baeck benannte Medaille wird seit dem Jahr 1978 an Menschen vergeben, die sich in besonderer Weise um die deutsch-jüdische Aussöhnung verdient gemacht haben.
"Ich empfinde diese Auszeichnung als große Ehre. Sie erfüllt mich mit tiefer Demut", sagte Steinmeier in seiner Dankesrede. Der Bundespräsident würdigte Leo Baeck als "Versöhner zwischen den Religionen und Kulturen, zwischen Christen und Juden in Deutschland".
Neues jüdisches Leben in Deutschland
Er habe dessen bittere Analyse nach der Schoa, wonach die Epoche der Juden in Deutschland für immer beendet sei, immer als Verpflichtung verstanden, "dazu beizutragen, dass es über alle Abgründe hinweg einen neuen Anfang geben kann, ein neues jüdisches Leben in Deutschland".
Der Bundespräsident sagte, er widme seine Auszeichnung all den Menschen, die ihm und Deutschland die Hand gereicht hätten - Jüdinnen und Juden, Überlebenden der Schoa und ihren Nachfahren.
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