Bundespräsident Steinmeier hat bei der Verabschiedung von ZDF-Intendant Bellut dessen Einsatz für die internationale Pressefreiheit gewürdigt. Journalismus sei überlebenswichtig.
Zum Abschied des ZDF-Intendanten Thomas Bellut hat Bundespräsident Steinmeier die Bedeutung der Pressefreiheit betont. Kaum einer wisse besser, wie wichtig sie für Demokratien ist.
Mit einem Appell für die Pressefreiheit hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den langjährigen ZDF-Intendanten Thomas Bellut verabschiedet. Steinmeier dankte Bellut für seine erfolgreiche Arbeit und würdigte dessen "Kampf für die internationale Pressefreiheit". [Sehen Sie die gesamte Rede oben im Video]
Wie wichtig der Zugang zu Informationen und das Recht auf freie Meinung sei, zeige sich aktuell im Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Menschen in der Ukraine erlitten Tod und Verwundung, Zerstörung und Vertreibung, sagte Steinmeier.
Zur Verabschiedung hat Malu Dreyer als Vorsitzende des Verwaltungsrates eine Laudatio auf Thomas Bellut gehalten. Das ZDF sei mit ihm für das junge Publikum interessanter geworden.
Steinmeier: Mediengesetze in Russland "tiefer Einschnitt"
Die Duma habe Mediengesetze verabschiedet, die auch ausländische Korrespondentinnen und Korrespondenten an ihrer Arbeit hinderten. Internationale Medien - darunter das ZDF - hätten ihre Berichterstattung aus Russland ausgesetzt, um die Journalisten zu schützen. Diese Gesetze und die damit verbundenen Drohungen seien ein tiefer Einschnitt.
Wer bei dem, was er tue, nicht gesehen werden möchte, plane nicht einfach irgendetwas, sagte Steinmeier, "sondern er führt etwas im Schilde, von dem er weiß, dass es nicht richtig ist."
Bei ihrer Laudatio auf Thomas Bellut hat Fernsehratsvorsitzende Marlehn Thieme einen Blick auf die Leistung des Intendanten geworfen. 20 Jahre habe er das ZDF entscheidend geprägt.
Steinmeier: Krieg stützt sich auf Lügen und Propaganda
Dieser Krieg sei nicht der Krieg des russischen Volkes, sagte Steinmeier.
Jede und jeder in Russland, der dieser Maschine trotze und für die Wahrheit kämpfe, sei "unglaublich mutig" und verdiene Respekt und Unterstützung. "Pressefreiheit ist Autokraten und Populisten ein Dorn im Auge", sagte Steinmeier. "Sie war es schon immer, und wird es immer sein."
Nach fast 40 Jahren Arbeit im Sender und zwei Amtszeiten als ZDF-Intendant übergibt Thomas Bellut nun seinen Posten an Norbert Himmler. Sehen Sie seine Abschiedsrede im Video.
Pressefreiheit erzeuge das Gegenteil. "Sie erzeugt Gleichberechtigung durch Wissen, Enthüllung des absichtsvoll Verborgenen, Ermutigung zum aufgeklärten Streit", betonte der Bundespräsident.
Auf Thomas Bellut folgt Norbert Himmler als Intendant. 25 Jahre haben sie gemeinsam gearbeitet und Bellut habe Himmler viel mit auf den Weg gegeben.
Steinmeier dankte allen Journalistinnen und Journalisten, die aus den Kriegsgebieten berichten. Ihr Mut sei "die Steinschleuder gegen Unterdrückung und Propaganda". Journalismus sei – viel zu oft – lebensgefährlich, betonte der Bundespräsident in seiner Rede. Aber Journalismus sei auch überlebenswichtig, "und zwar für uns alle, für die liberale Demokratie", erklärte er.
Steinmeier betont Verantwortung der Medien
Die Pressefreiheit brauche ein "komplexes Netz von Bedingungen, das sie schützt". Vertrauen in der Bevölkerung und große Verantwortung in Redaktionen und Vorstandsetagen, Bildung und Medienkompetenz bei den Konsumenten und Unabhängigkeit der Medienschaffenden, politisch und finanziell. Dieses Netz zu sichern, sei Aufgabe der gesamten Gesellschaft, so Steinmeier.
Humorvoll hat Oliver Welke die Leistung von Thomas Bellut gewürdigt. Er sei Vater der Satireschiene im ZDF.
"Als Bundespräsident stehe ich vor der Vierten Gewalt in großem Respekt, aber auch im Wissen um ihre große Verantwortung für die Demokratie", so Steinmeier.
Der 67-jährige Thomas Bellut beendet am 14. März seine Amtszeit. Seit 2012 war er ZDF-Intendant. Den Posten übergibt er nun an seinen Nachfolger Norbert Himmler.