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Streit um Waffenlieferungen : Panzer für Ukraine: Immer neue Widersprüche

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Im Streit um westliche Panzer für die Ukraine lichtet sich der Nebel kaum. In internen E-Mails widerspricht das Auswärtige Amt der These von der angeblichen Nato-Vereinbarung.

Flugabwehrpanzer Gepard der Bundeswehr bei einer Demonstration auf dem Übungsgelände
Flugabwehrpanzer Gepard der Bundeswehr bei einer Demonstration auf dem Übungsgelände
Quelle: Reuters

Es beginnt mit einer Frage aus der Grünen-Fraktionspitze an die Leitung des Auswärtigen Amtes. Offenbar besorgt erkundigt man sich am vergangenen Montag, was an der Behauptung der parlamentarischen Staatssekretärin im SPD-geführten Verteidigungsministerium, Siemtje Möller, dran sei, es gäbe eine Nato-Verabredung, keine Schützen- oder Kampfpanzer westlicher Bauart in die Ukraine zu liefern. So hatte es Möller in einem ZDF-Interview am Sonntagabend gesagt.

Per Mail bittet das für parlamentarische Fragen zuständige Referat bei der Unterabteilung für Grundsatzfragen der Außen- und Sicherheitspolitik darum, ob "das so bestätigt werden könnte?" Den Mailverkehr konnte das ZDF-Hauptstadtstudio einsehen. Allein dieser Vorgang ist bemerkenswert, weil offenbar weder der Grünen-Fraktion noch der Leitung des Auswärtigen Amtes zu diesem Zeitpunkt einer Vereinbarung der Nato-Staaten, wie von Staatssekretärin Möller behauptet, bekannt oder gegenwärtig war.

Wird Deutschland durch Panzerlieferung Kriegspartei?

Die Hausspitze macht ungewöhnlich viel Druck, bittet um eine zeitnahe Beantwortung der Frage, schließlich geht es um ein Kernfeld der viel diskutierten Ukraine-Unterstützung: Ab welcher Schwelle könnte sich Deutschland als Kriegspartei begreifen müssen? Für die Lieferung von Panzerfäusten, Munition und die moderne Panzerhaubitze 2.000 hatte man das juristisch und politisch bisher verneint.

Die Lieferung von westlichen Schützen- und Kampfpanzer werden offenbar als eine andere Kategorie eingeschätzt. Aber gibt es die - wenn auch informelle - Vereinbarung? Der verteidigungspolitische Sprecher der SPD, Wolfgang Hellmich, sagt ja. "Darüber wurde der Verteidigungsausschuss Mitte Mai voll umfänglich informiert", so Hellmich gegenüber der dpa.

Verwirrung innerhalb der Koalition

Merkwürdig nur, dass davon weder die Opposition noch der grüne Koalitionspartner etwas wussten. Die Antwort des Auswärtigen Amtes aus der Unterabteilung "Grundsatzfragen der Außen- und Sicherheitspolitik, Atlantisches Bündnis" von der man ausgehen kann, dass sie anschliessend der Grünen Fraktion übermittelt wurde, ist eindeutig. "Diese Aussage der PSts’in (Parlamentarische Staatssekretärin) Möller … kann so nicht bestätigt werden", heißt es in der Mail der Fachabteilung an die Leitung des Auswärtigen Amtes.

Doch nicht nur unter den Koalitionspartnern gibt es diese Verwirrung und Widersprüche. Die dpa berichtet - ohne Namen zu nennen - von einer informellen Vereinbarung, um eine direkte militärische Konfrontation zwischen Nato-Staaten und Russland möglichst gering zu halten. Dies sei der Nachrichtenagentur in Brüssel bestätigt worden.

Experte: Haltung des Verteidigungsministeriums ist "Ausrede"

In anderen Hintergrundgesprächen wird dieser Darstellung scharf widersprochen. Der Militär-Experte Gustav Gressel vom "European Council on Foreign Relations" sagte im ZDF, er habe "keine Rückmeldung aus irgendeiner Hauptstadt, dass es so eine Vereinbarung gäbe". Gressel hält die vom deutschen Verteidigungsministerium jetzt kommunizierte Haltung für "eine Ausrede". Teile der Koalition in Berlin hätten "Angst, dass deutsche Waffen in der Ukraine die Russen im Felde schlagen".

Von der Opposition kommt scharfe Kritik. Der CDU-Aussenpolitiker Johann Wadephul wirft der Bundesregierung zu ihrer Kommunikation vor: "Chaotisch, stiftet Verwirrung, lässt die Ukraine an unserem Willen zweifeln, ihnen wirklich zu helfen."

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