Die Bilder gingen um die Welt: Ein gewalttätiger Mob stürmt das Kapitol in Washington und randaliert, es sterben Menschen. Was machen der "QAnon-Schamane" und Co. heute?
Am 6. Januar 2021 verschafften sich Unterstützer des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump gewaltsam Zutritt ins Kapitol, dem Sitz des US-Kongresses. Sie erkannten die Abwahl Trumps nicht an. Unter ihnen befanden sich Verschwörungstheoretiker und Anhänger der "Proud Boys", einer rechtsextremen Organisation.
Fünf Menschen starben und zahlreiche Polizisten wurden verletzt. Nun stehen über 600 der Randalierer vor Gericht, auch die prominentesten Gesichter des Aufstandes.
Jacob Anthony Chansley: Der "QAnon-Schamane"
Jacob Chansley erlangte am 6. Januar Aufmerksamkeit vor allem wegen seines Schamanen-Outfits: Der gehörnten Fellmütze, der rot-blau-weißen Gesichtsbemalung und der US-amerikanischen Flagge, die er an einen Speer gebunden hatte.
Der Veranstalter von früheren Pro-Trump Kundgebungen ist als Verschwörungstheoretiker und "QAnon"-Anhänger bekannt. Chansley wurde angeklagt, unter anderem wegen Erregen öffentlichen Ärgernisses. Um einer Strafe zu entgehen, bat er den damals amtierenden US-Präsidenten Donald Trump um Begnadigung. Doch dieser ignorierte die Bitte. Ein Gericht hat nun entschieden: Chansley muss für drei Jahre und fünf Monate ins Gefängnis.
Richard Barnett: Der Mann an Nancy Pelosis Schreibtisch
Dieses Foto ging am 6. Januar innerhalb weniger Stunden viral: Richard Barnett, wie er am Schreibtisch von Nancy Pelosi saß, der Sprecherin des Repräsentantenhauses, bequem zurückgelehnt, die Füße auf dem Tisch.
Das sagt Barnett später in den Regionalnachrichten. Doch diese Narration passt nicht wirklich zu dem Bild aus dem Büro. Und mit diesem gab der 60-Jährige aus Arkansas selbst an. So hat er seine Anwaltskosten mit dem Verkauf von signierten Abzügen dieses Fotos beglichen. Und er wird noch einige Autogrammkarten brauchen, denn sein Prozess ist längst nicht abgeschlossen. Besonders aufwendig ist sein Fall, da er das Kapitol mit einem Elektroschocker, einer gefährlichen Waffe, betrat.
Bis heute hat Barnett nicht eingestanden, dass seine Handlungen falsch waren. Er war ja angeblich nur auf der Suche nach einer Toilette.
Larry Rendall Brock Jr.: Der Ex-Militär
Larry Rendall Brock bot am 6. Januar ein beängstigendes Bild - und ein verfängliches noch dazu: In voller Militär-Kluft war der pensionierte Air-Force-Offizier Teil des Mobs. Er trug Kabelbinder als Handschellen bei sich.
Laut eigenen Angaben hatte er diese im Kapitol gefunden und wollte sie nur einem Polizisten zurückgeben. "Ich wünschte ich hätte sie einfach liegen gelassen", sagt er während einer Anhörung.
Viele Stimmen fordern eine Gefängnisstrafe - wegen seines militärischen Hintergrunds. Wahrscheinlicher ist aber ein mildes Urteil.
Jenny Cudd: Die Bürgermeisterkandidatin
Die ehemalige Bürgermeisterkandidatin aus Texas streamte am 6. Januar den Kapitolsturm live auf Facebook. Darin prahlt sie, am Eintreten von Nancy Pelosis Bürotür beteiligt gewesen zu sein.
"Auf jeden Fall bin ich stolz auf meine Taten", fügte die Besitzerin eines Blumenladens hinzu und bat die Nachrichtenagenturen, ihr Video zu verbreiten. Nachdem das Video über 3 Millionen Aufrufe erhalten hatte, löschte sie es wieder. Zudem nahm sie alle Aussagen aus dem Livestream zurück.
Vor Gericht heißt es, sie erwarten sechs Monate im Gefängnis. Und auch das ist eine Art Strafe: Ihr Blumenladen "Becky's Flowers" erhielt haufenweise 1-Stern Bewertungen im Internet.
Adam Christian Johnson: Der Pult-Dieb
Bekannt wurde Adam Christian Johnson als der Dieb von Nancy Pelosis Rednerpult. So marschierte der Familienvater aus Florida am 6. Januar lächelnd und mit einer Trump-Mütze auf dem Kopf durch das Kapitol. Das Rednerpult hielt er wie eine Trophäe im Arm. Doch er scheint das freudige Posen schnell bereut zu haben: Das Rednerpult ließ er im Kapitol stehen und rasierte seinen Bart ab, sobald er Zuhause war.
Trotzdem fand ihn die Polizei kurz darauf. Nun steht er unter anderem wegen Diebstahls von Regierungseigentum vor Gericht. Im Februar 2022 wird das Urteil erwartet.
"Ich bin kein Zauberer", sagte Dan Eckhart, einer der Anwälte, die Johnson vertreten. "Wir haben ein Foto von unserem Mandanten wie er im Kapitol steht, zusammen mit Eigentum der Regierung." Der Fall scheint also klar zu sein.
Nach 2016 und 2017 reisen Markus Lanz und Filmemacherin Silke Gondolf ein drittes Mal in das Post-Trump-Amerika, um mit den Menschen über ihre Wünsche und Träume, über ihre Zukunft und Zukunftsängste zu sprechen.