Es könnte der schwerste Bruch der eigentlich geltenden Waffenruhe in Idlib gewesen sein: Russische Kampfflugzeuge sollen eine Miliz in Syrien angegriffen haben. Was wir wissen.
Bei russischen Luftangriffen im Nordwesten Syriens sollen mindestens 78 Rebellen getötet und rund 100 weitere verletzt worden sein. Viele der Verwundeten schwebten in Lebensgefahr, so die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Ziel des Angriffs: ein Trainingslager von Rebellen, die der Türkei nahestehen.
Örtliche Aktivisten bestätigten die Aussagen gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Zudem berichtete ein russisches Militärmagazin, das dem Verteidigungsministerium in Russland nahesteht, sowie die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu über den Luftangriff.
Was über den Angriff bekannt ist
Wer? Am Himmel seien russische Kampfflugzeuge zu sehen gewesen. Russischen Medien zufolge handelte es sich um die Kampfflugzeuge vom Typ Su-34 und Su-35.
Wo? Die Bombardements sollen ein Ausbildungslager der Miliz nahe dem syrischen Ort Harim unweit der türkischen Grenze getroffen haben.
Wen? Das Lager gehört zur 2014 gegründeten islamistischen Miliz Failak al-Scham - diese ist mit der Türkei verbündet. In den kommenden Tagen sollten dort rund 150 Kämpfer ihre Ausbildung abschließen.
Rebellen: "Klare russische Botschaft"
Auf Videos, die die Minuten nach dem Angriff zeigen sollen, waren in Decken gehüllte Leichen zu sehen. Der Sprecher des Rebellenbündnisses Nationale Befreiungsfront (NLF), der Failak al-Scham angehört, nannte die Angriffe auf das Ausbildungslager eine "klare russische Botschaft" und einen deutlichen Verstoß gegen die geltende Waffenruhe.
Gegenangriff der Rebellen
Die NLF habe als Reaktion Stellungen der syrischen Regierungstruppen und russischer Kräfte mit Raketenwerfern angegriffen. Weitere Angriffe würden folgen, sagte der NLF-Sprecher Mustafa Nadschi. Auch die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu berichtete unter Berufung auf militärische Quellen bei den syrischen Rebellen von dem Angriff und sprach von "zahlreichen" Opfern.
Bisher keine Reaktion der Verantwortlichen
Die Regierungen in Moskau und Ankara äußerten sich zunächst nicht. Russland unterstützt in Syrien den Präsidenten Baschar al-Assad, die Türkei dagegen Rebellen. Idlib ist nach neun Jahren Bürgerkrieg in Syrien die letzte Rebellenhochburg, die Regierungstruppen mit Unterstützung Russlands auch nach mehreren Offensiven nicht erobert haben.
Die wichtigsten Fragen und Antworten zur damals ausgehandelten Waffenruhe:
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Wann funktioniert eine Waffenruhe?
In Syrien sind schon viele Waffenstillstände gescheitert. Wird das diesmal genauso sein? Und was braucht es eigentlich, damit eine Waffenruhe Bestand hat?