Syrien-Hilfen im UN-Sicherheitsrat um halbes Jahr verlängert
Einigung im UN-Sicherheitsrat:Syrien-Hilfen: Russland setzt sich durch
von Stella Hesch, New York
12.07.2022 | 20:52
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Nach langen Verhandlungen sind die UN-Hilfsleistungen in die syrische Provinz Idlib nur um ein halbes Jahr verlängert worden. Vorgelegt wurde die Resolution von Russland.
Der UN-Sicherheitsrat beschließt Verlängerung von Syrien-Hilfen um sechs Monate.
Quelle: Anas Alkharboutli/dpa
Die Hilfen für notleidende Menschen in Syrien wurden um sechs Monate verlängert. Das hat der UN-Sicherheitsrat am Dienstag in New York entschieden, nachdem die Entscheidung über die Resolution dreimal vertagt wurde. Zudem soll ein spezieller Bericht zur humanitären Situation in Syrien vorgelegt werden.
Zwölf von 15 Mitgliedern stimmten für die Resolution, die dem Sicherheitsrat von Russland vorgelegt worden war. Die USA, Großbritannien und Frankreich enthielten sich.
Russlandverhindert längerfristige Lösung
Westliche Staaten hatten zuvor eine Verlängerung um 12 Monate gefordert, wogegen Russland ein Veto eingelegt hat. Nach einem neuen Verfahren muss Russland dieses Veto am 21. Juli vor der UN-Generalversammlung begründen. Über eine erneute Mandatsverlängerung muss im Januar abgestimmt werden. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes kritisierte:
Russland hat mit der Blockade rücksichtlos seine eigenen Machtinteressen auf dem Rücken der Bedürftigen durchgesetzt.
Sprecher Auswärtiges Amt
Russland hatte zuvor immer wieder signalisiert, den Grenzübergang Bab al-Hawa schließen zu wollen. Grund sei, dass die Souveränität Syriens durch die UN-Hilfen verletzt werde. So werde Syrien in dem Recht beschnitten, seine Grenzen zu kontrollieren.
Moskau, ein enger Verbündeter des syrischen Machthabers Baschar al-Assad, hat 2015 militärisch in den Syrien-Krieg eingegriffen. Anschließend konnten Assads Truppen einige Gebiete zurückerobern.
Humanitäre Hilfe endet, wenn Not am größten ist: im Winter
Die Menschenrechtorganisation Human Rights Watch zeigte sich enttäuscht:
Einmal mehr ist es Russland gelungen, die Mitglieder des UN-Sicherheitsrates zu erpressen.
Human Rights Watch
Die Bewilligung für humanitäre Hilfen endet nun mitten im Winter. Das gefährdet die Versorgung von mehreren Millionen Menschen, wenn die Not am größten ist.
Hilfsorganisationen befürchten, dass Assad die Hilfen als Druckmittel im Konflikt nutzen wird. Ohne den Korridor können UN-Hilfen nur noch über die syrische Regierung im Land verteilt werden. Die Provinz Idlib an der Grenze zur Türkei ist die letzte Region, die nicht vom syrischen Regime kontrolliert wird. Die UN und andere Hilfsorganisationen schicken monatlich hunderte Lkw über diese Route nach Syrien.
Über vier Millionen Hilfsbedürftige in Idlib
Laut UN leben 90 Prozent der Menschen im Nordwesten Syriens unter der Armutsgrenze. Viele von ihnen sind Vertriebene, die seit Jahren in Lagern wohnen. Die UN gehen von 4,1 Millionen Hilfsbedürftigen aus. "Die sechsmonatige Verlängerung ist ein Minimalkompromiss, um die Not der Menschen zumindest etwas zu lindern", so der Sprecher des Auswärtigen Amtes.
Das World Food Program erreicht über den Grenzübergang monatlich bis zu 1,4 Millionen Menschen. Geliefert werden Nahrungsmittel, Medikamente und andere wichtige Hilfsgüter. Drei von vier Hilfskorridoren wurden in den letzten Jahren durch das Drängen Russlands bereits geschlossen.
Die Corona-Pandemie, Kriege und die Folgen des Klimawandels erschweren die Bekämpfung von Hunger. Die Zahl der Unterernährten ist laut UN-Bericht deutlich gestiegen.