Sie ernten den Kakao für unsere Schokolade und nähen unsere Kleidung. Nach ILO-Schätzungen arbeitet fast jedes 10. Kind weltweit. Und wegen Corona könnte Kinderarbeit mehr werden.
Kinderarbeit ist in vielen Teilen der Welt ein Problem. Wegen der Corona-Pandemie hat sich die Lage für Kinder zusätzlich verschärft.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Vergleich zu 2000 ist die Zahl der Kinderarbeiter stark gesunken, dennoch arbeitet fast jedes 10. Kind weltweit.
- Das Kinderhilfswerk UNICEF befürchtet, dass die Zahl der arbeitenden Kinder durch die Coronavirus-Pandemie weltweit wieder ansteigen könnte.
- Kinderarbeit ist (nicht nur) ein Ergebnis unseres Konsumverhaltens
- Ein generelles Verbot von Kinderarbeit lehnen die Christliche Initiative Romero und UNICEF ab.
Die gute Nachricht zum internationalen Tag gegen die Kinderarbeit ist: Immer weniger Mädchen und Jungen müssen arbeiten. Im Vergleich zum Jahr 2000 ist die Zahl der Kinderarbeiter von 246 Millionen auf 152 Millionen gesunken. Die schlechte Nachricht: Das Kinderhilfswerk UNICEF befürchtet, dass die Zahl der arbeitenden Kinder durch die Coronavirus-Pandemie weltweit wieder ansteigen könnte.
Schneiders Befürchtung: Durch den finanziellen Druck könnten Millionen Kinder in Kinderarbeit gedrängt werden. Auch in einigen Branchen, wo besonders viel Handarbeit gefragt ist, nimmt die Kinderarbeit wieder zu. "Gerade in China, wo in den letzten Jahren die Mindestlöhne angehoben wurden, greift man in der Bekleidungsindustrie wieder verstärkt auf Kinderarbeit zurück", sagt Maik Pflaum.
-
Bilanz deutscher Firmen "sehr, sehr negativ"
Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) will deutschen Firmen verbieten, von Kinderarbeit zu profitieren. Notfalls per Gesetz.
Kinderarbeit ist das Ergebnis unseres Konsums
Die Rechnung ist einfach: "Kinder sind als günstige und rechtlose Arbeitskräfte attraktiv für einen Wirtschaftsmarkt, auf dem es darum geht, immer billiger und schneller zu produzieren", so der Referent bei der Arbeitsrechtsorganisation Christliche Initiative Romero (CIR). Kinderarbeit ist für Maik Pflaum deshalb in erster Linie ein Ergebnis unseres Konsumverhaltens. Die Verantwortung nur auf die Konsumenten und die "Geiz ist geil"-Mentalität abzuwälzen ist ihm dennoch zu einfach: "Teure Produkt zu kaufen, bietet keine absolute Sicherheit."
-
-
Warum ein Verbot nicht sinnvoll ist
Maik Pflaum drängt auf wirksame Gesetze und staatliche Kontrollen. Das geplante Lieferkettengesetz zur Einhaltung der menschenrechtlichen Standards bei der Produktion im Ausland ist für ihn ein Hoffnungsschimmer.
Von einem generellen Verbot von Kinderarbeit halten dagegen weder die Christliche Initiative Romero noch UNICEF etwas. "Kinder arbeiten, weil die ökonomische Not der Familien so groß ist, dass sie keine andere Wahl haben, um ihr Überleben zu sichern. Gäbe es ein generelles Verbot, würden die Kinder in noch viel schlimmere Bereiche geraten, angefangen von sexueller Ausbeutung bis zum Missbrauch als rechtlose Haushaltssklaven", so Pflaum.
Menschliches Leid
Doch nicht jede Arbeit, die Kinder leisten, ist verwerflich. Sie könne unter Umständen sogar gut sein, um Erfahrungen zu sammeln und den Zusammenhalt in der Familie und Gemeinschaft zu stärken, so UNICEF Deutschland. Völlig inakzeptabel sei entsprechend der UN-Kinderrechtskonvention jedoch Arbeit von Kindern, die ausbeuterisch oder gefährlich ist, das Kind vom Schulbesuch abhält oder die Entwicklung beeinträchtigt. Pflaums Fazit: "Solange ein Lohn auf der Welt nicht die Existenz einer Familie sichert und Menschen auf der Flucht um das nackte Überleben kämpfen, wird es immer auch solche Kinderarbeit geben."